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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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dahin, stellte sich plötzlich quer zur Strömung und bewegte sich auf die Siedlung zu, trieb dann langsam weiter, während ein Mann in triefenden Kleidern ans Ufer watete. Ein paar Matrosen rannten ihm entgegen und halfen ihm herauf.
    »Juan!«, rief Pablo. »Juan de Noya!«
    Der Matrose gehörte zur Mannschaft der Vizcaina , war aber früher oft Gast im Celler gewesen.
    Alle Männer, die nicht zur Wache eingeteilt waren, drängten sich hinter ihm zusammen, als er dem Adelantado Bericht erstattete.
    »Wir mussten immer weiter fahren, es gab keinen Landeplatz, der Urwald reichte überall bis ans Wasser. Endlich fanden wir eine kleine Bucht an einer Bachmündung, aber noch bevor wir ankern konnten, schossen auf einmal Kanus von allen Seiten auf uns zu. Wir konnten gerade noch die Schilde hochreißen, da prasselten schon die Pfeile. Die drei Soldaten konnten nur einen Schuss anbringen. Sobald sie die Hände an der Waffe hatten, waren sie geliefert. Der Kapitän hat einen Speer in die Brust gekriegt, das hab ich noch gesehen. Ich glaube nicht, dass einer entkommen ist, denn...«
    »Aber ich begreife das nicht«, unterbrach ihn Don Bartolomé. »Die Indianer riskieren das Leben der Geiseln auf den Schiffen durch ihre Angriffe.«
    »Es gibt keine Geiseln mehr. Sie haben letzte Nacht ihre Fesseln gelöst und sich daran erhängt. Die Mütter müssen zuerst die Kinder erdrosselt haben.« Juan de Noya bekreuzigte sich. »Die eigenen Kinder! Das muss man sich mal vorstellen! Sie sind schlimmer als wilde Tiere. Aber schlau. Denn sie haben sich die Füße hochgebunden, bevor sie in die Schlingen gesprungen sind, weil die Decke im Laderaum so niedrig ist. Jedenfalls hingen sie alle tot an den Balken. Sie müssen sich auf dem Transport zu den Schiffen dazu verabredet haben, sonst wäre es nicht auf allen drei Schiffen gleichzeitig passiert.«
    »Keine Geiseln mehr! Das erklärt natürlich manches.« Der Adelantado brachte seinen verletzten Arm in eine andere Lage. »Einen Speer in die Brust, sagst du? Hast du den Kapitän stürzen sehen?«
    »Nein, da war ich schon weg. Ich hab laut geschrien und mich über Bord fallen lassen. Die Kerle haben bestimmt geglaubt, sie hätten mich erwischt. Ich bin dann unter Wasser weitergeschwommen, so lange ich konnte, und immer nur kurz zum Luftschnappen aufgetaucht. Schließlich hab ich mich an dem Baumstamm festgehalten und bin mit dem so schnell geschwommen, als ob der Teufel hinter mir her wäre. Und sie sind schlimmer als Teufel, das könnt Ihr mir glauben, Señor! Ich hab ihre Fratzen direkt vor mir gehabt und ich...«
    Am Ufer schrien die Wachen. Alle rannten zum Fluss.
    Auf dem Wasser trieben die schwarzen Trümmer der Schaluppe, dann zehn leblose Körper, auf denen schon Raben hockten.
    »Wir ziehen uns auf die Gallega zurück«, befahl Don Bartolomé. »Da können wir uns leichter verteidigen.«
    Die Karavelle lag auf einer Sandbank über dem Rio Belén, umgeben von einem breiten Strand, denn das Wasser des Flusses war durch die Trockenheit der letzten Wochen weit zurückgewichen. In fieberhafter Hast wurden Munition und Vorräte aus den Hütten und dem Zeughaus aufs Schiff geschafft. Die Männer schliefen dort so dicht gedrängt wie Fische in einem Netz.
    Während der Nacht blieb es ruhig, aber am Morgen brandete eine neue Angriffswelle aus dem Urwald. Brennende Pfeile setzten Belén in Brand. Die Blätterdächer der Hütten gingen in Flammen auf. Das Holz war noch zu nass und qualmte nur, doch das würde sich irgendwann ändern. Zwar waren diesmal alle Geschütze und Männer bereit, und ein Großteil der Indianer ergriff die Flucht, als die ersten Kugeln in ihre Reihen schlugen. Aber es gab einige, die die Leichen zu Wällen auftürmten, sich dahinter versteckten und von dort aus ihre Pfeile auf die Gallega schossen. Ein Matrose wurde tödlich getroffen, außerdem starben drei von den Schwerverletzten.
    Am nächsten Morgen, als ein weiterer Angriff abgeschlagen war, rief der Adelantado alle Männer zusammen. Dicht gedrängt standen sie auf dem Ober- und Aufbaudeck.
    »Das wird ein zweites La Navidad!«
    »Wenn wir bleiben, gehen wir alle drauf.«
    »Sobald unsere Munition am Ende ist, haben wir keine Chance mehr.«
    »Wir müssen hier verschwinden, und zwar sofort.«
    »Wir kommen sowieso nicht mehr zu den Goldfeldern, was sollen wir hier noch?«
    Die Stimmen klangen gereizt und aufsässig. Pablo hatte das Gefühl, als ob die Männer kurz vor einer Meuterei stünden. Der Adelantado

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