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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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wartete ruhig, bis jeder seine Meinung gesagt hatte.
    »Wer ist dafür, dass wir bleiben?«, fragte er zum Schluss.
    Keine einzige Hand hob sich.
    »Ich bin eurer Meinung, Leute. Vorläufig sind wir den Indianern nicht gewachsen. Wir müssen mit Soldaten, mit Pferden, mit Bluthunden aus Spanien zurückkommen und sie vernichten, genau wie auf Española. Also geben wir Belén erst einmal auf und ziehen uns auf die Flotte zurück.«
    »Hurra! Hurra!«, brüllten die Männer wie aus einem Munde. Auf einmal war die Stimmung umgeschlagen.
    »Aber dabei ergeben sich einige Probleme«, fuhr der Adelantado fort. »Es ist völlig ausgeschlossen, die Gallega flottzukriegen. Wir liegen viel zu hoch und viel zu weit weg vom Fluss, außerdem ist sie durchlöchert von Schiffswürmern wie ein Schwamm. Also bleibt uns nur die Hoffnung, dass die Flotte das Ausbleiben der Schaluppe mit dem Trinkwasser als Alarmzeichen gewertet hat und noch vor Anker liegt. Ich glaube schon, dass wir damit rechnen können, die anderen Schiffe zu erreichen. Aber wir haben nur eine Schaluppe und die ist viel zu klein für alle. Außerdem hat uns der Herr Admiral einen großen Teil der Vorräte und Munition zurückgelassen. Wenn wir wieder zu ihm stoßen, müssen wir sie mitbringen, sonst verhungern wir auf der Überfahrt nach Española. Aber können wir es wagen, mehr als ein Dutzend Mal hin und her zu fahren, mit den Indianern im Rücken?«
    Unbehagliches Schweigen. Ängstliche Gesichter.
    »Wir bauen ein Floß«, schlug Diego Méndez vor. »Oder besser noch zwei Flöße. Dann haben wir die Balken für unsere Hütten wenigstens nicht umsonst geschlagen. Und wir fahren nachts, dann trauen sich die Indianer nicht aus ihren Hütten, weil dann die bösen Geister unterwegs sind.«
    Alle stimmten zu.
    Am nächsten Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen den weißen Strand rosa färbten, jaulte und heulte Diablo wie von Sinnen und raste über den Sand auf den Waldrand zu. Soldaten mit Musketen machten sich auf die Suche nach ihm. Sie fanden in kurzen Abständen zwei Indianer mit zerbissenem Genick und schließlich den Hund, gespickt mit Pfeilen, tot unter einem Baum.
    »Wahrscheinlich ist ein Indianer auf den Baum gesprungen und der Köter ist drunter stehen geblieben und hat gebellt und da hatten sie ihn«, erklärte einer der Soldaten Pablo, als sie mit Diablos Leiche zurückkamen.
    »Sie haben ihn dorthin gelockt, damit die Schützen in den Bäumen ihn erschießen konnten«, ergänzte ein anderer.
    Señor Méndez machte ein sorgenvolles Gesicht. »Wir müssen uns beeilen. Der Hund ist in den Augen der Indianer bestimmt ein Wesen aus einer anderen Welt gewesen. Dass sie ihn getötet haben, wird sie noch kühner machen.«
    Unter dem Schutz der Kanonen arbeiteten alle Männer den ganzen Tag an zwei großen Flößen. Die Indianer schienen begriffen zu haben, dass die Siedlung abgerissen wurde, und verhielten sich relativ still. Es gab nur einen kurzen Angriff, dem ein Mann zum Opfer fiel und der sofort mit einigen Kanonenschüssen abgewehrt wurde.
    Im Schutz der Nacht fuhren die zwei schwer beladenen Flöße den Fluss hinunter, im Schlepptau der Schaluppe der Gallega. Pablo blieb bei Señor Méndez und fünf Soldaten zurück. Noch vor dem Morgengrauen tauchte das Beiboot mit den Flößen wieder bei der Gallega auf, gerudert von zwei mutigen Männern, die sich bereit erklärt hatten, Diego Méndez und seine Begleiter samt den Kanonen zu holen.
    »Na, Eselsschiss, hast du doch nicht ins Gras gebissen? Es ist ja toll hergegangen bei euch, hab ich gehört.« Pedro de Ledesmo schlug Pablo kräftig auf die Schulter. Etwas wie Anerkennung schwang in seinen Worten mit.
    Pablo zuckte mit den Schultern. »Unkraut vergeht nicht.«
    Zum ersten Mal war er froh, Pedro zu sehen. Der Bordschütze war wirklich ein Teufelskerl, dass er sich nur mit Alejo durch die Brandung wagte.
    »Wir werden sofort aufbrechen«, bestimmte Diego Méndez. »Es lohnt sich nicht, für den restlichen Proviant ein Risiko einzugehen. Wir werden die Kanonen auf dem einen Floß verankern, die können uns schlimmstenfalls Rückendeckung geben.«
    Keuchend zerrten die Männer die Geschütze auf hölzernen Rutschen zum Ufer, befestigten sie und sprangen ins Boot. Alles geschah so lautlos wie möglich und in größter Schnelligkeit. Pedro und Alejo erklärten sich bereit, die Kanonen zu bedienen. Die Schaluppe stieß vom Ufer ab. Pablo wusste, dass sie um ihr Leben ruderten. Er warf nur einen Blick

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