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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Baumratten und Würmern wäre?«, fragte Pablo.
    »Bilde dir nicht ein, dass du mir den Appetit verderben kannst. Es riecht gut. Hm, was riecht das gut!«
    »Jeder nur einen einzigen Napf!«, befahl Kapitän Méndez. »Und esst ganz langsam, sonst wird euch schlecht. Ihr seid kein warmes Essen mehr gewöhnt.«
    Die anschließende Verhandlung mit dem Kaziken verlief zur allgemeinen Zufriedenheit. Er versprach, dass alle Dorfbewohner die Fremden auf den großen Kanus täglich mit Nahrung versorgen würden und dafür als Bezahlung unerhörte Schätze erhalten würden, die der Kapitän ihm zeigte. Für ein Stück Schnur sollte es zehn getrocknete oder zwanzig frische Fische geben, für zwei Glasperlen einen großen Laib Kassavabrot 75 , für ein Falkenglöckchen einen großen Korb voller Früchte, für ein Messer ein Kanu voller Wild.
    »Wild?«, fragte der Kazike.
    Diego Méndez umschrieb mit allen Wörtern, die ihm zu Gebote standen, was er meinte, aber der Kazike schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Vielleicht gibt es auf dieser Insel überhaupt keine Säugetiere«, vermutete Fernan.
    Pablo holte schließlich den Topf, aus dem sie alle gegessen hatten, und zeigte auf die Reste. Da nickte der Kazike und sagte ein Wort, das sie noch nie gehört hatten.
    »Egal was es ist, es hat jedenfalls gut geschmeckt und ein Kanu voll davon hilft uns bestimmt über eine Woche. Vielleicht ist es eine Art Iguana oder Krokodil, das werden wir dann ja sehen.«
    Kapitän Méndez schickte Juan de Noya zurück zu den Schiffen, damit der Admiral von der Abmachung erfuhr und die Lebensmittel bezahlte. Die fünf ließen sich von einem Boten zum nächsten Dorf bringen, wo sich der Vorgang wiederholte: freundliche Begrüßung, Überreichung von Geschenken, Einladung zum Essen, Verhandlungen über Lieferung von Nahrungsmitteln. Diesmal wurde Juan Sanchez zurückgeschickt.
    Der Marsch zum nächsten Dorf dauerte Stunden. Es war viel größer als die ersten und gehörte einem Kaziken, der Befehlshaber über weitere Dörfer war. Sie blieben drei Tage dort, und der Kazike versprach, alle Untertanen für die Versorgung der Fremden einzusetzen. Juan Quintero wurde mit einem Boten zu den Schiffen gesandt.
    »Wir haben euch erwartet«, sagte der Kazike am Abend des dritten Tages zu seinen Gästen. »Unser König hat uns von euch erzählt. Vor vielen, vielen Monden sind Männer vom Himmel in großen Kanus mit weißen Flügeln zu ihm gekommen. Sie haben ihm Geschenke gegeben und wollten wiederkommen.«
    Diego Méndez bat den Kaziken um zwei Führer zum König. Der eine trug die drei Hängematten, der andere Lebensmittel für die Reise. Sie gingen viele Tage - durch Mangrovenwälder, durch Bambusdickichte, dann durch einen Urwald aus Farnbäumen, Zedern, Mahagonibäumen, überwachsen von Orchideen und Lianen. Die Indianer pflückten unbekannte Früchte und holten kleine Frösche von den Bäumen, die gebraten sogar Fernan schmeckten. Die Jungen wunderten sich darüber, dass Kapitän Méndez Brustpanzer und Helm trug, obwohl er sich doch früher über den Bordschützen Pedro lustig gemacht hatte. Sie wunderten sich auch über die lange Wanderung. Wie sollten sie je wieder den Weg zurück finden, falls ihre beiden Führer sie verließen?
    »Vergesst nicht, dass wir unsere Antrittsvisite bei einem König machen«, erklärte der Kapitän auf ihre Fragen. »Wir müssen ihn so beeindrucken, dass unser Leben auf dieser Insel gesichert ist. Der Herr Admiral hat damals offenbar seine Bekanntschaft gemacht. Deshalb will ich so gekleidet sein wie die Männer auf der zweiten Reise. Und der Rückweg wird leicht sein, denn wenn der König bereits einmal Besuch von Schiffen gehabt hat, dann muss er in der Nähe der Küste wohnen. Ich hoffe sehr, dass wir mit einem Kanu zurückfahren können.«
    Unsichtbare Späher mussten von ihrer Ankunft berichtet haben, denn der König erwartete sie schon in seinem Dorf, umgeben von hunderten von Kriegern. Die beiden Führer blieben stehen, Kapitän Méndez und die Jungen gingen weiter bis zur Mitte des großen offenen Platzes, um den die Häuser lagen. Der König schritt ihnen langsam und würdevoll entgegen, während er seinen Männern mit einer einzigen Gebärde bedeutete, zurückzubleiben.
    »Er sieht wirklich aus wie ein König«, flüsterte Pablo. »Irgendwie herrscherlich.«
    »Bist du verrückt? Er ist nackt! Und sein ganzer Hofstaat auch!« Fernan grunzte vor Entrüstung. Er empfand Pablos Bemerkung als eine Beleidigung seiner

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