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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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einen hohen Palisadenzaun um die Schiffe gebaut, der von weitem an eine Festung erinnerte. Kapitän Méndez, Fernan und Pablo betrachteten die Anlage verwundert. Ob man etwa mit einem Angriff rechnete?
    Die Männer brachen in Jubelgeschrei aus, als sich die hoch beladenen Boote näherten. Der Admiral begrüßte die Heimkehrer überschwänglich, umarmte nicht nur Fernan, sondern auch Diego Méndez und hatte selbst für Pablo ein anerkennendes Schulterklopfen. Noch am selben Tag ließ er seinen Sohn in die Kajüte rufen. Der Tisch war bedeckt mit den Tagebüchern der Reise.
    »Ich werde dir jetzt eine Zusammenfassung aller Begebenheiten unserer Fahrt diktieren und eine Beschreibung aller Länder, Fernan. Bemüh dich um deine schönste Schrift und um höchste Reinlichkeit. Also schreibe:«
    Fernan spitzte die Feder und tauchte sie ein.
    »Brief geschrieben von Don Cristoforo Colón Komma Vizekönig und Admiral der Indischen Lande Komma an die Allerchristlichsten und Hochmögenden Fürsten Komma König und Königin von Spanien Komma Unsere Gebieter Doppelpunkt. Hast du das?«
    Fernan musste sich anstrengen, dass seine Hand nicht zitterte. Ein Brief an die Herrscher? Hatten die überstandenen Strapazen dem Vater den Verstand geraubt? Die Schiffe waren in Jamaica gestrandet, und zwar in einem Zustand, der es unmöglich machte, sie wieder herzurichten. Wie wollte er einen Brief nach Spanien schicken?
    »Doppelpunkt«, wiederholte er leise.
    »Von Cadiz fuhr ich in vier Tagen nach den Kanarischen Inseln und von dort in sechzehn Tagen nach den Indischen Landen. Meine Absicht war, schnell zu segeln. Das Wetter, das uns herüberhalf, war so schön, wie wir es nur wünschen konnten.« Der Admiral blätterte in seinem Tagebuch. »So, und jetzt werde ich meinen Gebietern einmal in aller Deutlichkeit erklären, was ich von Don Ovando halte und der Grausamkeit, Seeleuten bei einem drohenden Sturm den Hafen zu verweigern.«
    Der Vater diktierte, bis Fernan die Hand erlahmte. Am nächsten Tag ging es weiter. Seite um Seite füllte sich. Der Stapel der Blätter wuchs.
    Am zehnten Tag lautete das Diktat:
    »Was mein geistliches Wohl angeht, so bin ich hier in den Indischen Landen festgehalten, wie ich schon schrieb: einsam mit meinem Leid, krank, täglich bereit, den Tod zu empfangen. Zehntausende von Eingeborenen haben mich umzingelt. Sie sind voll Grausamkeit und unsere Todfeinde.«
    Fernan konnte nicht anders: Er ließ die Feder sinken. Wie konnte der Vater so etwas behaupten? Tag für Tag trafen Kanus oder Träger mit Lebensmitteln ein, wie Señor Méndez das mit den Kaziken abgemacht hatte. Er tat so, als ob er husten müsste, und hielt die Hand vor den Mund.
    »Nun schreib schon!« Der Vater klang gereizt. »So weit bin ich von den Sakramenten der Heiligen Kirche entfernt, dass man meine Seele vergessen wird, sowie sie sich vom Körper löst. Weinen möge über mich, wer Nächstenliebe, Wahrheit und Gerechtigkeit liebt. Ich zog nicht aus auf diese Reise noch fuhr ich zur See, um Ehre und Wohlstand zu gewinnen, denn beides war mir schon lange abgestorben. Ich kam zu Euren Hoheiten mit den besten Absichten und wahrem Eifer; das ist nicht gelogen. Falls es Gott gefällt, mich von hier wegzuführen, so flehe ich Eure Hoheiten demütig an, dass mir dann die Wallfahrt nach Rom und andere Wallfahrten gestattet werden. Die Heilige Dreifaltigkeit schütze und mehre Euer Leben und hohen Stand. Geschrieben in den Indischen Landen, auf der Insel Jamaica am siebten Juli im Jahre des Herrn 1503.«
    Der Vater nahm Fernan die letzte Seite aus der Hand und las sie langsam. »Gut! Kein Fehler. Jetzt geh und hol mir Kapitän Méndez.«
    Als die beiden in die Kajüte traten, erhob sich der Admiral und umarmte den Kapitän. »Diego Méndez, mein Sohn, ich muss mit dir reden. Mach ein Paket aus den Blättern, Fernan, verschnür es gut und bereite Lack und Siegel vor.« Er setzte sich schwerfällig auf seinen Stuhl und massierte seine gichtigen Hände. »Wir befinden uns in großer Gefahr, Diego Méndez, mein Sohn, und keiner außer mir und dir hat eine Ahnung davon. Wir sind nur wenige und diese wilden Indianer um uns herum sind zahlreich, außerdem sehr wankelmütig und launisch. Wenn sie sich in den Kopf setzen, uns in unseren Schiffen zu verbrennen, so können sie leicht vom Land aus Feuer an sie legen und uns damit alle vernichten. Sie haben zwar der Vereinbarung, die du mit ihnen wegen der Lebensmittel getroffen hast, freudig zugestimmt, aber wer

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