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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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weiß, ob sie dabei bleiben?«
    »Das hängt allein von uns ab«, erwiderte der Kapitän ruhig.
    »Wenn wir ihnen keinen Grund zur Klage geben, werden sie uns sicher weiter versorgen.«
    »Aber wie lange noch? Auf dieser Insel gibt es kein Gold, also wird kein spanisches Schiff sie anlaufen. Wenn wir Jahre oder sogar den Rest unseres Lebens hier verbringen müssen, werden die Eingeborenen uns als Belastung empfinden. Und wenn sie uns keine Lebensmittel mehr bringen, müssen wir verhungern. Ich habe bereits eine Palisade um die Schiffe errichten lassen und den strengsten Befehl gegeben, dass niemand hinausdarf außer mit meiner schriftlichen Erlaubnis. Aber du kennst unsere Leute. Sie sind stürmisch und rücksichtslos und haben schon früher zahllose Verbrechen begangen. Wir können sie nicht über Monate oder gar Jahre im Zaum halten. Nein, es gibt nur eine einzige Rettung. Einer von uns muss sich in dem Kanu, das du beschafft hast, nach Española wagen und dort ein Schiff kaufen, das uns rettet. Was hältst du davon?«
    Der Kapitän sprang auf und ging in der Kajüte hin und her. »Offen gesprochen, Herr Admiral, ich halte diesen Plan für absolut undurchführbar. In einem kleinen offenen Kanu diese Strecke zu bewältigen, ist schon bei ruhiger See kaum möglich. Aber bei den Stürmen in diesen Breiten und den tückischen Strömungen um die Insel - nein, das wäre Selbstmord.«
    »Wie ich dich einschätze, Diego, wird es dir zweifellos gelingen, ein paar Indianer zu überreden, dich zu rudern. Sie kennen sich mit den Strömungen aus und wissen auch, wann das Wetter günstig ist.«
    Der Kapitän fuhr herum. »Ich? Ich soll - Herr Admiral, das kann nicht Euer Ernst sein!«
    »Du bist der Einzige, dem ich dieses Unternehmen zutraue, mein Sohn. Du hast dich zum Quibian gewagt, als die Kriegstrommeln schon schlugen, du hast den Rückzug von Belén geleitet und alle Männer sicher auf die Schiffe gebracht, du führst seither die Capitana zu meiner vollsten Zufriedenheit - warum soll Gott dich nicht auch jetzt erhalten?«
    Wie schon oft empfand Fernan auch jetzt wieder die Kraft, die von seinem Vater ausging. Die großen grauen Augen blickten Diego Méndez an, als ob sie ihn verzaubern könnten. Der Junge sah, wie der Kapitän unruhig wurde unter diesem Blick.
    »Ich habe schon mehrmals mein Leben eingesetzt, Herr Admiral, um Euch und Eure Leute zu retten. Gott hat seine schützende Hand über mich gehalten. Ich habe immer mein Bestes gegeben, obwohl einige Unzufriedene meinen, es gäbe Männer an Bord, die eher für solch ehrenvolle Aufgaben geeignet sind. Ich schlage daher vor, alle Leute zusammenzurufen und ihnen Euren Plan vorzustellen. Vielleicht meldet sich ein Freiwilliger, was ich allerdings bezweifle.« Der Kapitän machte eine Pause und atmete tief. »Wenn alle sich weigern, dann werde ich gehen.«
    »Fernan!«, sagte der Admiral nur.
    Wenig später waren alle Männer auf der Capitana versammelt. Es herrschte einige Augenblicke lang fassungsloses Schweigen, als der Admiral zu Ende gesprochen hatte.
    »Der Alte hat den Verstand verloren«, flüsterte ein Matrose neben Pablo, der in der letzten Reihe stand.
    »Mit einem Kanu? Von Jamaica nach Española?«, wiederholte Schiffsführer Francisco de Porras von der Santiago, als ob er seinen Ohren nicht trauen würde. »Aber das sind über hundert Seemeilen 76 . Und dann ist man ja erst am äußersten Westzipfel der Insel. Bis nach Santo Domingo sind es noch einmal weit über zweihundert Seemeilen.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, Hilfe zu holen«, erwiderte der Admiral. »Ich warte auf Freiwillige.«
    Keine Hand rührte sich.
    »Es ist sinnlos, darüber zu reden«, erklärte Francisco de Porras barsch. »Genauso gut könnte man sich einen Strick nehmen und am nächsten Baum aufhängen.«
    Zustimmendes Gemurmel erklang.
    Da trat Diego Méndez vor. »Ich bin bereit, mein Leben für den Herrn Admiral und euch alle aufs Spiel zu setzen. Gott wird mich nicht im Stich lassen.«
    »Olé! Olé 77 !«, schrien die Männer, trampelten und klatschten. »Ich werde Indianer finden, die das Kanu rudern. Ich brauche nur einen Mann, mit dem ich mich abwechseln kann.«
    Pablos Hand fuhr in die Höhe, fast ohne sein Zutun. Er dachte nicht, er überlegte nicht, er wusste nur: Ich gehe mit.
    »Olé! Olé!«, schrien die Männer wieder.
    Als der Lärm sich gelegt hatte, hob Kapitän Fieski den Arm. »Ich möchte mir erlauben, den Plan des Herrn Admirals zu ergänzen. Wir sollten in

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