Das Gold des Columbus
zwei Kanus fahren, das erhöht die Erfolgsaussichten. Was das eine nicht schafft, erreicht vielleicht das andere.«
Der Admiral blickte seinen Freund überrascht an. »Und du würdest...?«
»Es wird mir eine Ehre sein.« Bartolomeo Fieski verbeugte sich leicht. Er stammte aus einer alten Genueser Familie und hatte ausgezeichnete Manieren. »Ein echter Seemann braucht Wasser unterm Kiel. Meine kleine Vizcaina hab ich verloren, also heuere ich eben als Kapitän auf einem Kanu an. Und wie ich meinen Juan Perez kenne, wird er mich begleiten.«
Der Schiffsführer der Vizcaina nickte zustimmend.
Der Admiral winkte die vier Freiwilligen zu sich und umarmte sie. »Ich danke euch, meine Freunde. Gott wird euch, von Erfolg gekrönt, zu uns zurückkehren lassen, dessen bin ich sicher.« Er sprach die Worte so feierlich und sicher wie eine Prophezeiung.
»Wenn man den Alten so reden hört, könnte man ihm fast glauben«, sagte ein Matrose neben Fernan leise. »Wenn ich noch daran denke, wie er uns die Wasserhose vom Hals gehalten hat - vielleicht hat er doch besondere Kräfte.«
»Ich hätte nicht übel Lust, mich auch zu melden«, sagte ein anderer. »Die zwei Kapitäne sind Teufelskerle, besonders der Méndez. Ohne seine Flöße wären wir nie aus Belén rausgekommen.«
»Wenn wir Glück haben, können wir in einer Woche in Española sein, stellt euch das mal vor!«
»Da gibt’s gutes spanisches Essen, nicht diesen Indianerfraß.«
»Speckseiten und Würste und Schinken.«
»Du vergisst das Wichtigste: Wein! Fässer voll Wein!«
»Überstürzt nichts, Leute! Schlaft erst mal eine Nacht und denkt drüber nach. Morgen könnt ihr euch immer noch melden.«
Tatsächlich erklärten am nächsten Morgen acht weitere Seeleute, dass sie die Rettungsfahrt in den Kanus mitmachen wollten. Daraufhin erwog der Admiral, Pablo als Dolmetscher in Santa Gloria zu behalten, aber zur Erleichterung des Jungen nur einen Tag lang. Denn Kapitän Méndez bat den Admiral um ein Gespräch.
»Mir ist heute Nacht Sankt Nikolaus im Traum erschienen und hat mir befohlen, dass Pablo mich begleiten soll. Er muss aus irgendeinem Grund wichtig für unsere Reise sein. Wir sollten ihn in Kapitän Fieskis Kanu setzen, dann hat der einen Dolmetscher, falls wir getrennt werden. Euer Sohn Fernan spricht inzwischen die hiesige Sprache so gut, dass er mit den Indianern reden kann, falls das nötig ist. Mit Gottes Hilfe werden wir nicht lange brauchen, bis wir zurückkommen.«
Während der folgenden Tage wurden die Fahrzeuge für die Reise hergerichtet, mit Mast und Segel ausgerüstet, die Seitenwände durch Bretter erhöht, mit Proviant und Trinkwasserfässern versehen. Mitte Juli, ungefähr drei Wochen nach dem Schiffbruch am 25. Juni, verließen die beiden Kanus mit zwölf Spaniern und zwanzig indianischen Paddlern Santa Gloria. Kapitän Méndez trug das versiegelte Päckchen mit den Berichten für die spanischen Herrscher.
Sie kamen zunächst nur bis zum östlichen Zipfel der Insel. Da wehte der Wind so stark vom Meer her, dass an eine Überfahrt nicht zu denken war. Pablo freute sich, dass sie bei König Ameyro Station machten. Er sah Anacaona nicht in der Menge der Dorfbewohner, aber die beiden grauen, rotschwänzigen Papageien erschienen und begrüßten ihn krächzend.
Im ersten Morgengrauen ging Pablo zur Lagune. Anacaona stand schon hüfttief im Wasser, ein Seil in der Hand.
»Du kannst mir helfen, Pahbloh. Bleib still stehen und warte, bis ich dich rufe.«
Es war, als ob er nie fort gewesen wäre. Sie blickte gespannt ins Wasser. Pablo glaubte, einen großen Fisch zu erkennen, war sich aber nicht sicher, da der Wind die Oberfläche kräuselte. Dann entstand eine Bewegung unter den Wellen.
»Er hat sie!«, rief Anacaona. »Jetzt kannst du kommen!«
Pablo watete zu ihr. Gemeinsam zogen sie das aus Pflanzenfasern gedrehte Seil zum Ufer. Erstaunt sah Pablo, dass es an den Schwanzflossen eines großen Fisches befestigt war, und dieser Fisch schien Saugnäpfe zu haben, denn er klebte am Panzer einer Schildkröte fest.
»Pass auf, sie schnappt, du musst sie ganz weit hinten packen. Hier, siehst du?«
Anacaona nahm die Schnur zwischen die Zähne und griff nach dem Rand des Panzers. Pablo gab sich einen Ruck und machte es ihr nach, wenn auch mit Herzklopfen. Sobald sie die Schildkröte aus dem Wasser hoben, löste sich der Fisch und tauchte unter.
»Schnell in den Korb mit ihr. Nimm du das Seil.«
Dicht am Saum des Wassers stand ein großer
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