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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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mangelhaften, in Iberien verworfenen Prägestock angefertigt wurden, oder, wahrscheinlich, mit diesem und etlichen Nachahmungen, die getreulich die Warze zeigen; Münzen, die nicht in Iberien geschlagen wurden, sondern in Werkstätten Libyens. Werkstätten wie jener Prägekammer, die sich auf deinem Landgut fand, edler Hiyarbal. Münzen, und dies ist das wichtigste, die nicht aus Silber bestehen. Es ist Kupfer mit ein wenig Blei, überzogen von einer dünnen Silberschicht. Falschgeld, edler Hiyarbal.«

    Diesmal dauerte es lange, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Hiyarbal hockte zusammengesunken in seinem Sessel; die anderen betrachteten ihn mit Mienen der Empörung oder Verachtung. Vor allem jene, die davon gewußt haben mußten, sagte sich Bomilkar.
    Er trank abermals Wasser, tauschte einen Blick mit Aspasia, die ihn kopfschüttelnd ansah, und räusperte sich.
    »Der Sinn des Unternehmens ist klar, nicht wahr? Jemand leiht ungeheure Geldmengen, verheißt Rückzahlung binnen eines Mondes nach der erwarteten Ausgabe neuer Münzen in Iberien, stellt selbst gefälschte iberische Münzen her. Zum Zeitpunkt der Rückzahlung wird er sie jenen geben, denen er Geld schuldet – den Niederlassungen der Sandbank. Die Münzen sehen gut aus, und es wird, da niemand mit etwas Derartigem rechnet, zweifellos einige Tage dauern, bis klar wird, daß sie falsch sind. Das echte Geld, das im übrigen nicht an die Besitzer der beliehenen Häuser, Pferde und so weiter ausgezahlt wurde, sondern gleich an Hiyarbal als Abwickler, ist verschwunden. Wer hat den Schaden? Die Sandbank, von der alle wissen, daß sie mit den Barkiden zusammenarbeitet? Die Barkiden, denen man nachsagen wird, sie stellten in Iberien falsche Münzen her, um Qart Hadasht zu schaden und ein eigenes Reich zu errichten? Die Eigentümer der verpfändeten, belasteten Dinge?«
    Der Richter erhob sich; immer noch hielt er eine halbe Münze in der Hand. Er nickte Bomilkar zu. Etwas wie Achtung lag in seinem Blick. Aber auch etwas anderes – herablassender Spott?
    »Ich bin sicher«, sagte Budun, an alle gewandt, »daß wir Bomilkar bewundern, und daß wir alle ihm zu Dank verpflichtet sind für die gute Arbeit, die er trotz gewisser Behinderungen geleistet hat. Offenbar wurde der Römer Lavinius getötet, weil jemand sich in den Besitz dieses Prägestocks bringen wollte, um ihn zu finsteren Zwecken zu verwenden. Als für den Fall zuständiger Richter ordne ich
die Festnahme von Hiyarbal an. Das echte und das falsche Geld sind aus Sikka unter scharfer Bedeckung herzubringen, damit wir alles gründlich untersuchen können. Bei dieser Untersuchung wird Hiyarbal zweifellos hilfreich mitarbeiten. Notfalls unter Zwang.«
    Bomilkar betrachtete das eingefallene Gesicht des Bankherren. Er empfand keinerlei Zu- oder Abneigung, hoffte aber für Hiyarbal, daß dieser freiwillig ›mitarbeiten‹ würde, ehe Budun sich veranlaßt sah, die kundigen Folterer hinzuzuziehen.
    Dann bemerkte er, daß Budun sich keineswegs gesetzt hatte. Offenbar hatte er noch etwas zu sagen. Was mochte der alte Mann wollen?
    »Alles Weitere«, sagte Budun, »wird seinen üblichen Gang gehen. Die Einzelheiten, die noch der Klärung bedürfen, werden Bomilkar und ich morgen früh in meinen Räumen zu bereden haben. Ich erwarte dich drei Stunden nach Sonnenaufgang, Herr der Wächter.«
    Bomilkar runzelte die Stirn. Hatte der Richter die Absicht, alles andere abzuwürgen? Er suchte Autolykos mit den Augen, fand ihn, hob die Hand und gab ihm ein Zeichen. Autolykos nickte. Nicht weit von ihm stand Zililsan; auch der Libyer begriff und legte die rechte Hand ans Schwert. Bomilkar ächzte lautlos. Eine schnelle Entscheidung. Unumgänglich, wenn er die Sache sinnvoll zu Ende bringen wollte. Aber es würde ihn und einige andere viel kosten. Während Budun weitersprach, erwog Bomilkar im Geiste die Aussichten und Möglichkeiten. Iberien, dachte er. Aspasia würde auch in Karduba oder einer anderen Stadt des neuen Reichs arbeiten können. Wenn sie wollte.
    Budun sagte etwas über die Gesetze der Stadt, die das Zusammenleben der Menschen möglich und Qart Hadasht reich und mächtig gemacht hätten. Dann fuhr er fort:
    »Diesen Gesetzen gehorchen wir, und wir müssen ihnen gehorchen. Wir müssen aber auch wissen, wann sie eng und wann sie weit aufzufassen sind. Hiyarbal als Hauptverantwortlicher
wird die Enge der Gesetze am eigenen Hals spüren, und alle Macht seiner Bank wird ihm das Atmen nicht erleichtern können. Die

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