Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
anderen Fragen, die in dieser Sache noch zu behandeln sind, werden ruhige und angemessene Antworten finden. Bomilkar – wer bezahlt Mago für diesen Abend?«
    Ein wenig verblüfft, weil er mit dieser nebensächlichen Frage nicht gerechnet hatte, zwinkerte Bomilkar. »Eh. Ich hatte gedacht, daß man Magos Rechnung aus dem Inhalt des Beutels begleichen könnte, der mir vor einiger Zeit hier übergeben wurde, damit ich die Untersuchungen einstelle.«
    Budun lächelte beinahe herzlich. »Ein guter Gedanke. Der Rest des Beutelinhalts wird wohlwollend zu erwägen sein. Gute Arbeit verdient Lohn.« Er wandte sich wieder an die anderen. »Nun denn, edle Herren, edle Frauen – eßt von den Speisen, wenn euch danach gelüstet, oder brecht auf, um euren wichtigen Anliegen nachzugehen. Ich erkläre die Beratung für beendet.«
    Budun setzte sich und griff zum Becher, der vermutlich Wein und Wasser enthielt.
    Bomilkar brauchte kaum zwei Lidschläge, um zu einem Entschluß zu gelangen. Den schon früher gefaßten Entschluß zu bestätigen. Er schätzte, daß Mago für den Abend mehr verlangen würde, als ihm zustand, und daß er sich auf hundert shiqlu herunterhandeln lassen mochte. Der Rest, fünfhundert shiqlu , fast drei Jahre Sold …
    Bomilkar lächelte kalt und sagte: »Nicht so eilig, die edlen Herren. Trefflicher Budun, niemand verläßt die Schänke. Es sind noch ein paar Kleinigkeiten zu klären – zwei Morde, Entführung, Erpressung, Bestechung, derlei.«
    Budun drehte sich im Sitzen um. »Du wagst es, meinen Befehlen zu widersprechen? Du wirst nie wieder imstande sein, Befehlen zu gehorchen. Deine Zeit als Wächter ist beendet. «
    Bomilkar nickte. »Wenn du es sagst … Zuständig ist Qarthalo, Fünf-Herr für Ordnung; er wird mich vielleicht
morgen früh entlassen, vielleicht in Unehre, vielleicht auch nicht. Jetzt bin ich noch zuständig. Autolykos: die Waffen.«
    Die drei Bogenschützen legten Pfeile auf und spannten die Sehnen; die übrigen Männer zogen ihre Schwerter.
    In das empörte Murmeln und Gerede hinein sagte Bomilkar: »Niemand geht, bis wir fertig sind. Ich gedenke, dem Gesetz zu gehorchen.«
    »Morgen früh«, sagte Qarthalo, »wenn Budun mit dir fertig ist, komm zu mir. Such dir eine andere Arbeit.«
    »Bist du so sicher, edler Fünf-Herr, daß du morgen früh noch zuständig bist?«
    Befriedigt sah Bomilkar Zweifel in Qarthalos Gesicht aufflackern.
    Hanno der Große, der die ganze Zeit reglos in seinem Sessel eher gelegen als gesessen hatte, hob träge die Hand. Vielfarbige Blitze zuckten auf, als die Steine seiner kostbaren Ringe das Licht der Fackeln und Lampen brachen.
    »Mein einziges Amt ist das des Hohen Priesters«, sagte er mit fettiger Stimme. »Ich habe einen gewissen Einfluß auf die Dinge der Stadt« – hier kicherten einige der Leute, da alle wußten, daß Hannos Wort Gesetz für die wichtigste Partei war –, »aber vielleicht wäre es besser, die Mittlerdienste des großen Baal anzurufen. Hamilkar, auf ein Wort.«
    Bomilkar sah, wie sich Arishs Schreiber langsam, offenbar widerstrebend erhob und zu Hanno ging.
    »Halt, keinen Schritt«, rief er und glitt von seinem hohen Schemel. Dann stürzte er über das Bein des Römers.
    Laetilius sagte: »Ups.« Er bückte sich, um ihm aufzuhelfen; Bomilkar sah die letzte Spur eines schwindenden Grinsens. Und er sah, wie Hamilkar das Messer zog, das er am Gürtel trug. Einer von Hannos Leibwächtern hatte plötzlich ein kurzes Schwert in der Hand und schlug mit der Schneide zu. Das Messer klirrte zu Boden. Hamilkars Kopf wackelte, wie um heftige Bedenken auszudrücken; dann löste er sich vom Körper und fiel vor Hannos Füße.

    Ein neuer Kopf schien aus dem Rest des Halses zu wachsen, dunkel und formlos; Blut spritzte hoch, und Hamilkars Rumpf stürzte zuckend zu Boden. Hannos Gesicht zeigte etwas wie Befriedigung – vermutlich darüber, daß der Tote zur Seite gefallen war und kein Blut auf Hannos teures Seidengewand gelangte.

13. KAPITEL
    D ie Politiker hatten gewonnen. Der einzige Mann, der wirklich alles hätte aufklären können, war, wie Zililsan sagte, »durch Trennung von Kopf und Rumpf dauerhaft an Aussagen gehindert«. Niedergeschlagen, müde, verbittert sah Bomilkar zu, wie die edlen Herren nacheinander die Schänke verließen; die meisten hatten das teure Essen nicht angerührt.
    »Kein Schaden«, murmelte er. »Autolykos, Zililsan – hier steht einiges an Reiche-Leute-Fraß herum. Die Männer sollen hinlangen, sobald alles

Weitere Kostenlose Bücher