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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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seltsamerweise über die Bank von Hiyarbal abgewickelt.«
    »Was ist daran seltsam?« Hiyarbal grinste breit. »Es ist eine gute Bank, und gute Geschäfte sollte man nur mit guten Banken machen, nicht wahr?«
    »Was du, edler Hiyarbal, dir vermutlich auch gesagt hast.« Bomilkar musterte den Bankherren scharf. »Du hast dir nämlich alles Geld, um das es hier geht, und es sind insgesamt an die zehntausend Talente, eine ungeheure Summe – sechs Millionen shiqlu , mehr als das Dreifache dessen, was die Stadt nach dem Krieg an Rom zu zahlen hatte … All das Geld hast du nämlich bei Zweigstellen einer anderen Bank geliehen, einer guten Bank offenbar. Hiyarbal« – er wandte sich nun an die anderen – »hat sich das Geld von der Sandbank geliehen, allerdings nicht nur hier in Qart Hadasht. Das meiste von anderen Niederlassungen der Sandbank, und als Antigonos von den großen Summen erfuhr, ist er ins Hinterland geritten, um nachzusehen, was es dort an dringenden Dingen gab. Häuser wurden beliehen, höher als gewöhnlich. Nicht vier oder fünf Zehntel des Werts, sondern etwa fünfundsechzig Hundertstel, im Durchschnitt. Dafür wurde zugesichert, daß die Rückzahlung der gesamten Summe bis zum fünfzehnten Abu erfolgen werde – dazu sechs Hundertstel Zinsen. Frachterladungen
wurden verpfändet, Grundstücke belastet, die künftigen Erträge von Bergwerken und Sklavenmärkten überschrieben, Rennpferde beliehen und verpfändet.«
    Hiyarbal hob die Schultern. »Was willst du? Es war ein fesselndes Geschäft, und ich gehe davon aus, daß alle Beteiligten am fünfzehnten Abu zufrieden sein werden. Also sehr bald.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte breit.
    »Ich habe zwei schlechte Nachrichten für dich, edler Hiyarbal.« Bomilkar wartete ein paar Augenblicke, um zu sehen, ob Hiyarbals Gesicht etwas verraten würde, aber der Bankherr lächelte weiter.
    »Zwei schlechte Nachrichten, sagte ich. Die erste ist: Hamilkar und Hasdrubal haben beschlossen, die neuen Münzen erst zum Herbstfest, zur Tagundnachtgleiche am fünfzehnten Tashritu, auszugeben.«
    Hiyarbals Lächeln gefror. Er sprang auf. »Das können sie nicht machen«, schrie er. »Es war doch angekündigt und …« Er verstummte, als Hanno etwas Unverständliches zischte. Langsam ließ er sich wieder in seinen Scherensessel sinken.
    »Die zweite schlechte Nachricht ist diese, o Hiyarbal. Berichte über große Mengen von Söldnern auf deinem Landgut bei Sikka haben den Strategen von Libyen und Iberien beunruhigt. Hamilkar sagte, es sei seine Pflicht, dafür zu sorgen, daß die Sicherheit der Städte und Dörfer gewahrt bleibt; er könne nicht zulassen, daß Aufständische sich zusammenrotten oder Aufrührer eigene Heere sammeln.«
    »Ich hatte dir doch gesagt, daß alles seine Ordnung hat.« Hiyarbal war grau angelaufen; er sprach durch zusammengebissene Zähne.
    »Ich weiß. Ich habe dies dem Strategen mitgeteilt, aber er wollte mir nicht glauben. Wer glaubt schon einem kleinen Büttelführer? Er hat also eine Reitertruppe losgeschickt, um auf deinem Landgut für Ordnung zu sorgen. Die Söldner wurden überwältigt, und man stellte fest, daß sie
– oder sonst jemand? – ungeheure Mengen Silber aufgetürmt hatten.«
    »Mein Geld«, schrie Hiyarbal. »Was habt ihr mit meinem Geld gemacht?«
    »Zehntausend Talente in Silber – dein Geld? Dein Hausschatz für zufällige Sonderausgaben? Da dies unwahrscheinlich schien, wurden die Münzen beschlagnahmt; sie befinden sich in der Festung von Sikka, wo Krieger sie mit ihrem Leben verteidigen. Sie gehen gewiß nicht verloren. Aber ich bin noch nicht fertig.« Bomilkar sprach mit Nachdruck, als Hiyarbal wieder aufspringen wollte, um etwas zu sagen.
    »Man fand nämlich nicht nur zehntausend Talente in allen Arten von Münzen – punische, athenische, ägyptische, persische, seleukidische. Man fand auch etwa elftausend Talente in iberischen Münzen – Münzen mit Pferd und Palme auf der Rückseite und Melqart auf der Vorderseite. Mit Warze.«
    In das Gerede, in Ausrufe des Erstaunens und Unglaubens hinein sagte Bostar, der keine Miene verzog: »Bis hierhin finde ich keinen Tadel an deinen Ausführungen. Sprich weiter.«
    »Münzen wie diese«, sagte Bomilkar. Er legte die Münze, die längst wieder bei ihm angekommen war, auf den Boden, zog das Schwert, stieg vom Schemel und hieb die Münze entzwei. Dann reichte er die beiden Hälften dem Nächstsitzenden – Richter Budun.
    »Münzen, die mit einem

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