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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gespitzten Lippen und ergriff die Hand des Römers. Lächelnd, mit einem Blick, der zwar Hilflosigkeit, aber keine Hilfesuche barg, ließ Laetilius sich fortziehen, durch das Quirlen und Geschnatter, zur Rückseite einer Schänke, die an der Großen Straße lag und sich am Fest beteiligte.
    »Prächtige Frau.« Daniel nickte mehrmals. »Kann Römer beseitigen und nicht nur reden und zuhören, sondern auch Gespräche ermöglichen. Wie war’s im Rat?«

    Bomilkar drängte sich an ihm vorbei, ergriff eine dünne Holzplatte und belud sie mit Brot, heißen Würsten und anderen Speisen. »Um Vergebung, aber wir haben nur ein paar Brocken zu uns genommen, auf dem Markt am Tynes-Tor. «
    »Sprich trotzdem.«
    Daniel lauschte aufmerksam, während Bomilkar verständlich aß und hörbar redete. Die Musik wurde immer lauter und wilder; die wenigen Hühner, die überlebt hatten, statt Bratspieße oder Töpfe zu zieren, brachen ohne sichtbaren Grund in Gekreisch aus, und der Mann, den Bomilkar aus den Augenwinkeln beobachtete, konnte ihn und Daniel zweifellos nicht belauschen.
    Es war der Verfolger vom Vortag, mit dicken Muskeln und einer Narbe an der rechten Wade. Einer der Totschläger von Gulussa, hatte Zililsan gesagt. Er lehnte zehn Schritte entfernt an der Wand eines Schuppens, in dem bei solchen Feiern immer wieder halbwüchsige Paare verschwanden.
    »Er kann nichts hören«, sagte Daniel, als Bomilkar seinen Bericht beendet hatte.
    »Ah. Kennst du ihn?«
    »Ein Mann von Gulussa.«
    »Für einen, der seit Jahren ein großes Gut in der Byssatis verwaltet, kennst du dich aber gut aus.«
    Daniel verzog den Mund. »Vergiß nicht, vorher war ich auf dem großen Markt, draußen. Was meinst du denn, wie Gulussa angefangen hat?«
    »Alte Freunde?«
    »Das wäre übertrieben. Aber bleiben wir bei den edlen Herren vom Rat.« Er füllte die Becher wieder auf; diesmal goß er Wasser dazu. »Trinken wir auf die Wirrnis. Also ziehen Hamilkars Mann Qarthalo und Hannos Mann Arish an einem Strang? Befremdlich.« Er schwieg; dann schüttelte er den Kopf. »Ich bin leider nicht klüger geworden, in der Zwischenzeit. Ich wollte alte Bekannte besuchen, die
vielleicht etwas über die Dinge im Hintergrund wissen. Aber ich habe sie nicht angetroffen.«
    »Darf ich fragen …?«
    »Es gab einmal vier gute Freunde, die gebadet und gestohlen und allerlei Unfug getrieben haben. Im Krieg, lang ist’s her. Ein Punier, Sohn eines Färbers, der später das Geschäft seines Vaters verkleinert hat. Ein hellenischer Metöke, der das Geschäft seines Vaters vergrößert hat. Ein zweiter Punier, der ihm dabei noch immer hilft. Und ein Jude, dessen Vater immer nur schlechte Geschäfte gemacht hat.«
    Bomilkar grinste. »Weshalb der Jude sich jetzt bemüht, Hamilkars Geschäfte zu vermindern?«
    »Ich sehe, du hast es begriffen. Aspasia ist zwar noch immer zu schade für dich, aber ich verstehe ein bißchen besser, weshalb sie dich erträgt.«
    »Schön für mich. Wer sind diese abwesenden Freunde?«
    »In diesem Fall vor allem der Herr der Sandbank.«
    Bomilkar pfiff leise. »Antigonos? Natürlich; hätte ich wissen müssen. Die Sandbank betreut Hamilkars Geld, und du als Verwalter …«
    »Antigonos ist morgen früh wieder in der Stadt; ich habe mit seinem Teilhaber gesprochen, Bostar, dem zweiten Punier von den vieren. Der Römer hat was von einem Geldbrief gesagt; den kann er da dann vorlegen. Was hältst du von ihm?«
    Bomilkar zögerte. »Er ist nicht schlecht«, sagte er dann; »für einen Römer, meine ich.«
    Daniel sah sich um. »Willst du weitermachen? Will er heimreisen?«
    »Weitermachen – bis man uns zwingt aufzuhören.«
    »Gut.« Er bleckte die Zähne. »Dann sollten wir zum Angriff übergehen.« Er hob die Hand, winkte. »He, du da; was will Gulussa, daß er dich hier herumlungern läßt?«
    Das Gesicht des Mannes zeigte weder Verblüffung noch sonst eine Regung. Bomilkar sah die geschmeidigen Bewegungen, mit denen er näher kam, und sagte sich, daß er
es vorzöge, sich nicht mit diesem Kämpfer messen zu müssen.
    »Gehörst du dazu?« Die Frage galt Daniel.
    »Kann man so sagen.«
    Der Mann wandte sich an Bomilkar. »Ich habe den Auftrag, dir etwas zu sagen, was nur für deine Ohren bestimmt ist.«
    »Sprich. Er darf alles wissen.«
    Daniel knurrte, als er das Zögern bemerkte. »Sag dem Obstdieb Gulussa, der Jude Daniel habe zuhören wollen. Dein Name?«
    »Qadhir.«
    Da der Mann immer noch zögerte, sagte Bomilkar: »Sprich, Qadhir.

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