Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
aber er ist ein mächtiger Mann. Er hat mir nichts zu befehlen. Es wäre aber unklug von mir, seine Befehle zu mißachten.«
    »Du schwankst – schon wieder?«
    Bomilkar preßte die Lippen zusammen; undeutlich sagte er: »Was soll ich sonst tun?«
    »Deine Aufgabe …«
    »Qarthalo ist der zuständige Mann. Er braucht die Anordnung eines Richters, um mir die Einstellung der Untersuchung zu befehlen. Es wäre aber albern von mir, anzunehmen, daß er nicht jederzeit einen Richter dazu bringen kann… Also sollte ich diesen Papyrosfetzen wohl ernst nehmen.«
    »Was, wenn du weitermachst?«
    Bomilkar legte den Kopf in den Nacken. Der Mond war nicht zu sehen, und die Ratschläge der Sterne blieben undeutlich.
    »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was Arish und Qarthalo zusammenbringt. Die Alten und die Barkiden…«
    Laetilius lachte. »Vielleicht bewegt sie das gleiche Anliegen. Etwas wie das, was einen Römer und einen Karthager dazu bringt, Arm in Arm durch die Nacht zu gehen.«
     
    Das Rechteck innerhalb des Wohnblocks mochte hundert mal siebzig Schritte messen und wimmelte von Menschen. Auf einem freigeräumten Stück nicht weit vom Bogengang zur Straße loderte ein mächtiges Feuer; mehrere Männer
waren nötig, um den Spieß zu drehen, auf dem vier Brocken steckten, die zusammen ein Ochse gewesen waren. Eine Frau stand daneben, schöpfte mit einer Kelle Flüssigkeit aus einem Bottich und begoß das Fleisch; Tropfen, die ins Feuer fielen, verwandelten sich zischend zu Duft, der Bomilkars Magen knurren ließ.
    In der rechten oberen Ecke des Gevierts wurde getanzt und gesungen; allerdings war durch das Gewirr aus Gesprächen, Geschrei und Gelächter hindurch kaum mehr von der Musik zu hören als verwehte Fetzen, verwaschene Tonstücke auf einer Leine aus schrillen Flöten, uneinigen Trommeln und Saiten.
    Aspasia stand neben dem steinernen Waschtrog, der mit Holzkohle gefüllt und mit einem Eisenrost bedeckt war. Sie schien die Würste zu betrachten, die dort leise zischten; als er näher kam, hörte Bomilkar sie lachen. Wie zum Gruß oder als Zeichen des Lobes hob sie den Lederbecher, sagte etwas, was dem Mann neben ihr galt, der sie zum Lachen gebracht hatte, und trank.
    »O köstliche Gespielin.« Bomilkar legte ihr von hinten die Arme um den Leib; sie lehnte sich an ihn. »Ich dachte mir schon, daß er seine schlechten Scherze auf dich loslassen würde.« Er zwinkerte Daniel zu.
    »Nur halb so schlecht wie deine.« Aspasia rieb ihr Gesäß an seinen Lenden. »Aber man hält sich Männer ja nur, um nachts nicht zu frieren; den Witz muß man woanders suchen.«
    »Such nicht länger, Gebieterin.« Bomilkar sprach nun Hellenisch. »Ich habe ihn dir mitgebracht. Den Witz. Aller Witz, über den Rom verfügt, steckt in diesem Knaben hier. Der Rest, soweit nicht von Witz eingenommen, ist klaffender Hunger.«
    Aspasia wandte sich um. »Der da?« Sie betrachtete Laetilius, der neben ihnen stand. »Ich dachte, Römer seien menschenfressende Ungeheuer mit Panzerhaut und Eisenkrallen. Er sieht fast aus wie ein Mensch.«

    Laetilius grinste. »Innen bin ich Wolf, Sohn der Wölfin, mit Wolfshunger. Titus Laetilius. Du mußt Aspasia sein.«
    »Muß ich?« Sie schüttelte den Kopf. »Heute abend wäre ich vielleicht gern etwas anderes. Oder zwei. Wie redet man dich denn an? Titus? Laetilius?«
    »Römer«, sagte Daniel. »Oder du da . Auch he ist nicht ganz falsch.« Er langte hinter sich, wo auf einem langen Tisch Becher, Platten und Krüge standen. »Trinkt, ihr Männer. Wein macht die Zähne des Hungers stumpf, daß man länger mit Genuß malmen kann, statt eilig zu beißen.« Er reichte ihnen Lederbecher und goß unverdünnten Wein hinein, aus einem Ziegenbalg, den er unter den Arm geklemmt hatte.
    »Danke, du da.« Laetilius trank einen Schluck. »Unter guten Feinden, also etwa von Bomilkar zu mir, wäre Laetilius die beste Anrede. Von dir ließe ich mich gern Titus nennen.«
    Aspasia klapperte mit den Lidern. »Er schmeichelt, Bomilkar, hörst du? Sag mir, Titus, fressen Römer notfalls aus der Hand?«
    »Nur aus der eigenen oder einer schönen fremden.«
    Sie hob die Linke und musterte Finger und Innenfläche. »Kratzer, Schwielen, Risse, Schnitte. Ich habe schon zuviel Wein getrunken, aber nicht genug, um diese Hand schön zu finden. Wo ist Tazirat? Sie kann lesen und schreiben und hat schöne Hände. Komm, Titus; ich glaube, sie wird dich gern füttern.«
    Aspasia löste sich von Bomilkar, streifte seine Wange mit den

Weitere Kostenlose Bücher