Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
jede Gegenwehr untersagte. Die Gegner trieben alle zusammen, plünderten, nahmen halbgebratene Hühner, sonstige Vorräte und alle im Haus aufzufindenden Reichtümer mit und überraschten Gulussas Gruppe dadurch, daß sie den Gang unter der Byrsamauer kannten. Ein paar Männer blieben
zurück, um den Gang wieder zu tarnen und auf einem anderen Weg zu verschwinden.
    »Dann haben sie mich von den anderen getrennt. Und hergeschickt, jetzt.«
    »Klingt glaubhaft«, sagte Daniel; er blickte Bomilkar auffordernd an. »Was meinst du?«
    »Es erklärt einiges. Das Blut und das Fehlen von Gefallenen, zum Beispiel. Ich hatte mich schon gefragt, wie sie Leichen oder Schwerverletzte durch den niedrigen Gang geschleift haben könnten. Bleibt vor allem eine Frage: Wer sind die anderen?«
    Qadhir seufzte. »Du wirst es mir nicht glauben, Herr, aber ich weiß es nicht. Ich kannte keinen von ihnen. Darf ich jetzt essen?«
    »Iß.« Bomilkar blies die Wangen auf. »Und jetzt?«
    »Hast du mit deinen Herren geredet?« sagte Antigonos.
    »Bevor wir hergekommen sind. Ich war bei Qarthalo. Er hat vorübergehend meinem Stellvertreter Autolykos die Arbeiten und Pflichten übertragen.« Bomilkar verzog das Gesicht. »Qarthalo war zutiefst betroffen, voll Mitleid und Verständnis. Hat sogar behauptet, er bedaure die Verwicklungen, da ich meine gute Arbeit vorläufig nicht fortführen könnte.«
    Sie brauchten nicht über die Wahl zu reden, die Bomilkar blieb. Lavinius, Tuzut und Zirdan waren tot; ›der Gegner‹, wer auch immer, ging mit Leben nicht sparsam um. Die Ratsherren wollten ihn loswerden, aus undurchsichtigen Gründen. Er konnte gegen alle Befehle verstoßen und in der Stadt bleiben, ohne Auftrag und ohne Befehlsgewalt – wozu? Der neue Richter hatte ihm die Ermittlungen entzogen. Und er war sehr sicher, daß er von Aspasia bestenfalls noch ein Ohr zu sehen bekäme.
    Andererseits konnte er keineswegs sicher sein, Aspasia und Tazirat lebend wiederzusehen, wenn er die Stadt verließ. Jemand brauchte vierzig Tage – um welches Ziel zu erreichen? In vierzig Tagen, im Hafen von Igilgili, weit im
Westen, an der Küste, würde man ihm vielleicht die Frauen lebend übergeben. Vielleicht auch nicht. Wenn er aber nicht reiste, waren sie jetzt schon so gut wie tot.
    Er fühlte sich elend, gleichzeitig leer und zum Bersten gefüllt. Daniel, der ihm gegenübersaß, musterte ihn.
    »Ich kann das verstehen«, sagte er; »man sieht es dir an, und ich würde mich auch so fühlen.«
    »Wie?«
    »Wie ein Stück vertrocknete Hundescheiße, das in einem Tümpel treibt und weder weiß, wie es hineingeraten ist, noch, was es da soll, noch, wie es wieder an Land kommt.« Er lachte. »Sofern Hundescheiße an Kopfzerbrechen krankt.«
    »Übermorgen früh«, sagte Antigonos, »verläßt ein Schiff den Hafen, mit dem Frühwind. Es gehört mir …«
    »Ich denke, du bist eine Bank?« sagte Laetilius.
    »Ich bin eine Bank, die Geld annimmt und verleiht, Häuser und Grundstücke belastet und beleiht, sich an vielen Unternehmungen beteiligt; außerdem bin ich eine Versicherung, und besonders gern versichere ich Waren aus eigenen Unternehmungen, die auf eigenen Schiffen befördert werden.«
    »Wohin fährt das Schiff?«
    »Nach Malaqat. Oder heißt es inzwischen Malaka? Ein Hafen an der iberischen Südküste. Bei gutem Wind fünf Tage, vielleicht sechs. Von dort kann man zu Pferd innerhalb von zehn Tagen Qart Iuba erreichen – Karduba, wie man dort sagt. Vielleicht schafft man es schneller, wenn man harte Hinterbacken hat.«
    »Was gibt es in Karduba?« sagte Laetilius. »Und wie kommt man von da nach Igilgili?«
    »In Qart Iuba leitet Hasdrubal die Verwaltung und den Aufbau des Landes. Hamilkar ist vielleicht in der Nähe. Ich glaube, man sollte sich mit ihnen unterhalten. War nicht Lavinius in Iberien?«
    »Sechs Tage hin, zehn Tage ins Binnenland, zwei Tage dort, zehn Tage zurück nach Malaka?«

    »So etwa. Ich könnte den Kapitän des Schiffes anweisen, von Malaka erst aufzubrechen, wenn es an der Zeit ist, und als nächsten Hafen Igilgili aufzusuchen.«
    Bomilkar stützte die Ellenbogen auf den Tisch; ohne Antigonos anzusehen sagte er: »Warum machst du das?«
    Antigonos lachte. »Wegen der toten Kaninchen.«
    »Iberien?« Laetilius blinzelte; dann nickte er. »Ah, ich verstehe. Kaninchen sind Iberien, Iberien ist Hamilkar, Hamilkar ist ein einflußreicher Mann und Kunde deiner Bank. Richtig?«
    »Falsch«, sagte Antigonos ernst. »Hamilkar ist mein

Weitere Kostenlose Bücher