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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Frische und das hurtige Schenkelwerk schöner Frauen weniger als das Reißen und Stechen eines Segelmachers? Dann schlaft draußen, allein; hier gibt es kein Feilschen.«
     
    Die Zimmer waren klein, aber sauber, jeweils mit einem lederbespannten Bettgestell samt Decken, kleinem Tisch, Schemel und irdener Waschschüssel ausgestattet. Eine schlanke junge Ibererin zeigte ihnen den Weg, brachte Krüge mit frischem Wasser zum Trinken oder Waschen und riet ihnen, bald in den Speisesaal zu kommen, bevor die Küchensklaven die Arbeit einstellten.
    »Nur so, nebenbei«, sagte Laetilius; »wie ist das mit anderen Dingen, für die man einen siglos zahlen könnte?«

    Sie lachte und fuhr sich mit der Zungenspitze über die vollen Lippen. Das Haar trug sie zu einer Schlinge gebunden über dem linken Ohr; eine Silberspange hielt alles zusammen.
    »Kleomenes ist ein angenehmer Herr; er bezahlt uns für die Arbeit, die wir tagsüber tun. Die in der Nacht ist unser eigenes… Vergnügen. Für Silberspangen und die fernen Nächte, wenn uns keiner mehr haben will und Arbeit beschwerlich wird für alte Hände.« Sie sprach Punisch, mit leicht kehligem Tonfall.
    »Wie heißt du – falls ich das Bedürfnis haben sollte, nach dir zu schreien?«
    »Ich heiße Qaraqa.« Sie lächelte. »Aber du wärst der erste Römer, der das schreien kann.«
    Laetilius knurrte und versuchte es. »Karakka … so?«
    »Fast. Tiefer in der Kehle.«
    »Auch ein Vorschlag. Ich will es bedenken.«
    »Ah.« Sie gurrte. »Bei netten und reinlichen Männern wäre darüber zu reden.«
    Bomilkar klatschte in die Hände. »Macht das doch später im Zimmer ab, nicht jetzt auf dem Gang. Sag mir nur, feine Qaraqa – warum setzt Kleomenes den Preis fest, wenn es dein Preis ist?«
    »Damit sein Anteil nicht zu gering ausfällt. Er kriegt die Hälfte; schließlich sind es seine Betten, sein Haus und seine Gäste.«
    Beim Essen – es gab gebratenes Kaninchen in einer schwarzen Tunke, dazu Gemüse, Früchte, Brot und Wein – sprachen sie kaum; alle drei waren erschöpft vom langen, scharfen Ritt.
    Als sich der Speiseraum zu leeren begann, kam Kleomenes zu ihnen. »Römer, eh?« Er musterte Laetilius. »Sind hier selten, zum Glück. Siehst du das?« Er faßte sich an die gespaltene Nase, dann deutete er auf die scheußlich vernarbte Augenhöhle.
    »Wenn du damit andeuten möchtest, daß eine römische Waffe dir zu nahe gekommen ist…«

    »Möchte ich.«
    Laetilius lächelte freundlich. »Dann kann ich nur sagen, daß die Waffenkunst bei einigen meiner Landsleute zu wünschen übrig läßt. Ich hätte mich nicht mit deiner Nase begnügt, sondern dich der Länge nach gespalten.«
    Kleomenes hieb auf den Tisch, daß die Becher tanzten, und brüllte vor Lachen. »Gut, Söhnchen. Der letzte Römer, der hier war, hat sich entschuldigt, für eure Kämpfer; ich hätte ihn beinahe rausgeworfen.«
    »Woher kommst du?«
    »Ich bin Akragantiner. Als eure Leute Akragas erstürmt und alles niedergemetzelt haben, konnte ich mich unter den Leichen meiner Eltern verstecken. Da war ich neun. Jetzt bin ich vierzig. Rate mal, was ich gemacht habe, als ich unter den Leichen herausgekrochen war?«
    Laetilius seufzte. »Ein langweiliges Ratespiel, Fürst der Becher und Betten. Du bist aus den Trümmern gekrochen, hast ein paar Karthager gesucht und für sie Bursche oder Pferdeknecht gespielt, bis du alt genug zum Kämpfen warst. Richtig?«
    Kleomenes grunzte. »Ah bah, nein. Ich habe mich nach Lilybaion durchgeschlagen und für die karchedonischen Offiziere gekocht. Bis ich groß genug war zum Kämpfen. Das hier« – wieder faßte er an seine Nase – »kam kurz vor Schluß, am Berg Eryx, unter Hamilkar. Ich bin danach bei ihm geblieben, im Söldnerkrieg und hier. Und jetzt?« Er stieß etwas aus, was wie das Röhren eines Gewittersturms klang und vermutlich ein Gelächter sein sollte. »Jetzt warte ich darauf, daß genug Römer vorbeikommen. «
    »Genug wozu?«
    »Damit sich das Einpökeln lohnt.«
    »Du hast vorhin gesagt, ein anderer Römer habe sich entschuldigt.« Bomilkar schob den leeren Holznapf von sich und hob den Becher. »Warum hast du ihn nicht gekocht? «

    »Ah, er war so etwas wie ein Freund von Hamilkar.« Kleomenes schnaubte. »Ich glaube, der Blitz wird alt; sein Geschmack verfällt.«
    »Hieß der Römer Marcus Lavinius?«
    Kleomenes blinzelte. »Zufällig, ja. Woher kennst du ihn?«
    Bomilkar bleckte die Zähne. »Was du hier versäumt hast, wurde in Qart Hadasht

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