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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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nachgeholt. Lavinius ist tot; damit die Leiche nach der Heimfahrt nicht nur aus Würmern besteht, hat man den Toten in Salzlake gekocht.«
    »Wohlgetan!« Kleomenes ließ die Pranke wieder krachend auf die Tischplatte fallen; er beugte sich vor und wollte Genaueres wissen.
    »Erzähl du es ihm.« Laetilius stand auf. »Ich werde mich ein wenig reinigen und die Künste von, uh, Karakka erproben. Wir sehen uns morgen.«
    Auch Qadhir verzog sich, gähnend. Den silbernen shiqlu , den Bomilkar wie versehentlich auf den Tisch gelegt hatte, nahm er wie zufällig mit.
    Bomilkar erzählte von den Ereignissen in der Hauptstadt – knapp, umsichtig, ohne etwas zu erwähnen, was Kleomenes nicht auch von einem in der Kunst des Gerüchteverbreitens geübten Reisenden hätte erfahren können. Irgendwann wandte der Wirt sich zum Schanktisch, wo zwei Mädchen auf Schemeln saßen und sich leise unterhielten. Der Raum hatte sich geleert; nur an zwei Tischen hockten noch letzte Zecher. Eine der acht Fackeln, die an den Wänden in Eisenfäusten steckten, erlosch eben knisternd. Kleomenes sagte etwas auf Iberisch – leise, für seine Verhältnisse; die Mädchen fuhren zusammen.
    »Bringt schlechten Wein für diesen punischen Lehmkopf. «
    Bomilkar schnalzte. Halblaut sagte er, ebenfalls auf Iberisch: »Und ein paar Tropfen Gift für das Schwein aus Akragas.«
    Kleomenes gluckste. »Ah, du bist bewandert, wie ich höre. Guten Wein!«

    »Könnte es sein, daß ich mir ein paar Gedanken über dich machen sollte?« sagte Bomilkar.
    Kleomenes runzelte die Stirn. »Was für Gedanken?« Plötzlich sprach er sehr leise.
    »Du warst im Krieg bei Hamilkar. Du bist im Söldnerkrieg bei ihm geblieben und mit nach Iberien gegangen. Du hast gewußt, daß Lavinius Hamilkar kannte. Ich dagegen, zu jung für den großen Römerkrieg, war mit Hamilkar bei den Turdetanern und anderswo, ehe ich nach Qart Hadasht geschickt wurde.«
    Kleomenes rieb sich die Nase. »Du wirst mir gleich sagen, daß Hasdrubal dich geschickt hat, und dann werde ich sagen, daß du es beweisen sollst.« Er blickte auf, als eine der jungen Frauen mit einem Krug und einem winzigen Glasfläschchen zu ihnen trat.
    »Guter Wein für den punischen Lehmkopf.« Sie lächelte, als sie den Krug vor Bomilkar setzte. Ihre weißen Zähne blitzten, und in den Wangen bildeten sich Grübchen. Sie sprach Hellenisch, als ob es ihre Muttersprache sei.
    »Und das kleine Gefäß enthält Gift für das Ungeheuer aus Akragas?« Bomilkar zwinkerte ihr zu. Endlich eine Ibererin ohne Schnecken oder Türme aus Haar, dachte er; seine Gedanken flogen in die Vergangenheit, zu jener anderen Ibererin, Mutter seiner Kinder, die ihn nicht nach Qart Hadasht hatte begleiten wollen. Und zu Aspasia … wo immer sie sein mochte. Falls sie überhaupt noch war. Die junge Frau erinnerte ihn an beide. Und daran, daß sein Gemächt schon allzu lange nutzlos baumelte.
    »Gift, wie bestellt. Schierling.« Nun sprach sie Punisch. »Bestellungen der Gäste sind immer auszuführen. Und Gift ist bei manchem Gast nötig. Was soll damit geschehen?«
    »Gib es ihm.« Bomilkar deutete auf den Wirt. »Er wird schon wissen, wieviel er verträgt. Hast du einen Namen, Fürstin der kastulischen Nächte?«
    »Ich habe einen Namen, Herr; meine Eltern haben nicht vergessen, mir einen zu geben.« Sie kräuselte die Nase, als
sie lächelte; ihre rechte Hand strich über den kurzen dunklen Schopf. »Wolltest du ihn erfahren?«
    »Sag ihn mir, daß ich nachsehen kann, ob er auf einer Silbermünze steht, die zu dir will.«
    »Er steht nicht auf deinem shiqlu , und er lautet Rushan.« Sie wandte sich an Kleomenes. »Noch etwas, Vater?«
    Der Wirt betrachtete Bomilkars Gesicht, nickte und grinste. »Er sieht ganz ordentlich aus, nur gerade ein wenig dümmlich, oder? Setz dich zu ihm; ihr habt so gut angefangen, da könnt ihr euch ebenso gut unterhalten, bis ich zurückkomme.«
    Kleomenes stand auf und verließ den Tisch; Rushan setzte sich auf den Hocker, den ihr Vater angewärmt hatte.
    »Es gilt als schlechtes Benehmen, der Tochter des Hausherrn Silber zu bieten«, sagte er. »Ich wollte dich nicht beleidigen. «
    Sie kräuselte wieder die Nase. »Bin ich dir jetzt kein Silber mehr wert?« Als er nicht sofort antwortete, setzte sie hinzu: »Das wäre dann allerdings eine Beleidigung.«
    »Was hat er vor?«
    »Du lenkst gut ab. Wenn du wissen willst, was er tun wird, rate einfach.«
    Bomilkar sah dem Wirt nach, der durch die Türöffnung zur

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