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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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herabsegeln. Der Stein schien für eine halbe Ewigkeit in der Luft zu hängen und landete dann mit einem hässlichen Geräusch auf dem rechten Fuß des Mannes. Remi hatte genau ins Schwarze getroffen. Obgleich ein Treffer auf den Kopf einiges einfacher gemacht hätte, wäre der Mann höchstwahrscheinlich tödlich verletzt worden – und das hätte auch wieder Komplikationen gegeben, die sie sich um jeden Preis ersparen wollten.
    Noch während der Mann schmerzerfüllt aufstöhnte und rückwärtsstolperte, setzte sich Sam in Bewegung, zog mit der linken Hand die Eisenstange aus dem Hosenbund und startete durch. Mit wild rudernden Armen versuchte der Mann, sein Gleichgewicht zu halten, und schaffte es auch beinahe, als Sams präzise abgezirkelter Uppercut ihn genau an der Kinnspitze erwischte. Der Revolver und die Taschenlampe flogen in hohem Bogen davon, wobei Ersterer im Morast landete und die Lampe in Teds Richtung rollte. Aus dem Augenwinkel sah Sam, wie Remi hinter Ted auftauchte. Sie zog ihn auf die Füße hoch, und gemeinsam ergriffen sie die Flucht.
    Der Fremde lag auf dem Rücken. Er wälzte sich im Schlamm und stöhnte. Ein harter Bursche, dachte Sam. Eigentlich hätte ihm der Uppercut das Licht ausknipsen müssen. Sam wechselte die Eisenstange in die rechte Hand.
    Die Sirenen kamen näher und waren keine zwei Minuten weit entfernt.
    Sam hob die Taschenlampe auf und ließ den Lichtstrahl herumwandern, bis er ein paar Schritte entfernt die Waffe des Mannes im Morast entdeckte. Mit der Schuhspitze hebelte Sam sie aus ihrem Schlammbett und beförderte sie mit einem Tritt zwischen die Bäume.
    Nun drehte er sich um und leuchtete dem Mann ins Gesicht. Dieser rührte sich nicht mehr und kniff geblendet die Augen zusammen. Sein Gesicht war schmal und wettergegerbt, er hatte kleine, bösartige Augen und eine Nase, die mehrfach gebrochen war. Die weiße Linie einer Narbe verlief von seiner Nase über die rechte Augenbraue und endete dicht über seiner Schläfe. Nicht nur hart, dachte Sam. Sondern auch grausam. Das verkündeten ihm die Augen.
    Sam sagte: »Ich nehme nicht an, dass Sie mir freiwillig verraten wollen, wer Sie sind und was Sie hier zu suchen haben, oder?«
    Der Mann blinzelte heftig, kämpfte gegen seine Benommenheit an, dann aber konzentrierte er seinen Blick auf Sam und stieß wütend ein einziges Wort hervor. Also doch russisch, dachte Sam. Obwohl sein Russisch nach touristischen Maßstäben ganz passabel war, erkannte er das Wort nicht. Dennoch war er einigermaßen sicher, dass es entweder seine Mutter betraf oder irgendeine Form von sexueller Aktivität oder sogar beides.
    »Das klang aber ausgesprochen unfreundlich«, sagte Sam. »Versuchen wir es noch einmal. Wer sind Sie und was haben Sie mit unserem Freund zu schaffen?«
    Ein weiterer Fluch folgte, diesmal war es sogar ein ganzer Satz.
    »Ich hatte auch nichts anderes erwartet«, sagte Sam. »Nun, viel Glück beim nächsten Mal, Kumpel.«
    Damit beugte er sich vor, holte mit der Eisenstange aus und traf den Mann, wie er hoffte, mit ausreichender Wucht hinter dem Ohr. Eine Eisenstange war nun mal nicht die eleganteste aller Waffen. Der Mann ächzte nur und streckte sich.
    »Hoffentlich sehen wir uns nie wieder«, sagte Sam, dann machte er kehrt und rannte davon.

6
    »Hier, Ted, trink das«, sagte Sam und reichte Frobisher ein Glas warmen Brandys.
    »Was ist das?«, brummte dieser unwirsch. Weder Sam noch Remi waren überrascht, dass Teds Abenteuer auf dem Kesselschrottplatz nicht dazu beigetragen hatte, seine schlechte Laune zu heben. Aber Ted wäre nicht Ted, wenn er plötzlich so etwas wie ein sonniges Gemüt an den Tag gelegt hätte.
    »Trink einfach«, sagte Remi und tätschelte seine Hand.
    Frobisher nahm einen Schluck, verzog das Gesicht und trank dann einen zweiten Schluck.
    Sam legte ein weiteres Holzscheit ins Feuer und setzte sich dann zu Remi auf das Zweiersofa. Frobisher saß ihnen gegenüber in einem hochlehnigen Sessel, eingewickelt in eine Decke und gerade frisch aus der Dusche gekommen.
    Nachdem er Frobishers geheimnisvollen Besucher im Morast liegen gelassen hatte, war Sam zu dem BMW zurückgerannt, den Remi mittlerweile gewendet und in die Zufahrt gestellt hatte. Den Entschluss, den Ort des Geschehens vor dem Eintreffen der Polizei zu verlassen, hatte ihm sein Instinkt diktiert. Obgleich sie nichts Ungesetzliches getan hatten, würde sie die Tatsache, in eine polizeiliche Ermittlung verwickelt zu werden, automatisch mit

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