Das Gold von Sparta
weitere Äste an der Mündung des Seitenarms auf. Das Geflecht aus kreuz und quer liegenden Ästen und Laub, zu gleichen Teilen verdorrt und immer noch grün, sah wie ein Jagdschirm aus. Remi steuerte das Boot an den Treibholzhaufen heran und wickelte die Fangleine um einen der kräftigeren Äste. Sie ließen das Boot treiben, bis die Leine straff gespannt war und Sam sicher sein konnte, dass sie es auch zuverlässig an Ort und Stelle festhielt. Dann ließ sich Remi ins Wasser gleiten und ging an Land. Sam schwamm zur anderen Bootsseite, reichte ihr zwei Reisetaschen mit ihrer Ausrüstung und ließ sich anschließend von ihr ans Ufer helfen. Mit den Reisetaschen über den Schultern ging Sam durch das hohe Gras und die niedrigen Büsche am Ufer entlang und schwenkte daraufhin sechs, sieben Meter weit landeinwärts, bis sie den Rand des Seitenarms erreichten. Zu ihrer Linken konnten sie durch das Unterholz den Astberg und den Hauptarm des Flusses dahinter erkennen. Und wie auch schon am Vortag herrschte auf dem Seitenarm eine unheimliche Atmosphäre, war er doch ein Tunnel aus Grünpflanzen, in dem man das Gefühl haben konnte, vom Rest der Welt abgetrennt zu sein.
Natürlich, gab Sam zu, rührte das Gefühl sicherlich von dem mit Algen bewachsenen Periskop her, das wie der Hals einer urzeitlichen Seeschlange ein paar Meter vor ihnen aus dem Wasser ragte.
»Ist ein wenig gespenstisch hier, nicht wahr?«, flüsterte Remi und verschränkte die Arme, als wollte sie sich gegen ein Frösteln wappnen.
»Mehr als nur ein wenig«, pflichtete Sam ihr bei, ließ dann die Reisetaschen einfach fallen und rieb sich voller Vorfreude die Hände. »Aber keine Angst, die Fargos sind zur Stelle.«
»Versprich mir nur eins«, sagte Remi.
»Lass hören.«
»Nach dieser Sache hier machen wir erstmal Urlaub. Aber richtig.«
»Versprochen. Sie dürfen sich sogar das Ziel aussuchen, Mrs. Fargo.«
Der erste Punkt der Tagesordnung war, runterzugehen und den Allgemeinzustand des U-Boots zu überprüfen, dann nach irgendwelchen Markierungen zu suchen, anhand derer man es unter Umständen identifizieren konnte, und schließlich nach einem Zugang Ausschau zu halten. Zum letzten Schritt hatte Sam sich Remi gegenüber noch nicht geäußert, wohl wissend, dass sie ihm verbieten würde, in das Wrack einzudringen, was zugegebenermaßen auch durchaus vernünftig war. Aber Sam vertraute ganz darauf, dass sie mit seinen Tauchfähigkeiten und Remis Zuverlässigkeit keinerlei Probleme haben würden, sämtliche unerwartet aufkommenden Schwierigkeiten zu meistern.
Zu diesem Zweck bestand die Ausrüstung, die sie mitgenommen hatten, aus einer Tauchmaske, einem Paar verkürzter Schienbeinflossen, wasserdichten Taschenlampen mit Reservebatterien, vier Nylonabschleppseilen und drei Ratschenblöcken, um das U-Boot zu sichern, damit es während Sams Inspektion nicht ins Rutschen geriet. Falls sie dazu überhaupt Gelegenheit bekämen.
Außerdem hatte er am Vortag Selma gebeten, ihm per FedEx drei Spair-Air-Notfall-Luftflaschen zu schicken, von denen jede genügend Luft für etwa sechzig Atemzüge oder drei bis fünf Minuten Tauchzeit enthielt.
»Ich kenne doch diesen Gesichtsausdruck bei dir, Fargo«, sagte Remi. »Du willst reingehen, nicht wahr?«
»Nur wenn es ganz sicher ist. Vertrau mir, Remi. Ich habe meinen Adrenalinvorrat gestern restlos aufgebraucht. Ich werde ganz bestimmt kein unsinniges Risiko eingehen.«
»Okay.«
Sam ließ sich vom Ufer ins Wasser gleiten und schwamm dann zu der Stelle hinüber, wo das Periskop herausragte. Er packte es, zog und rüttelte mehrmals daran. Es schien stabil zu sein. Remi warf ihm zwei Seilenden zu, die er am Periskop festknotete. Remi nahm die beiden anderen Enden und fädelte jedes in jeweils einen Ratschenblock ein. Die Blöcke befestigte sie an zwei Bäumen in Ufernähe. Sam stieg wieder aus dem Wasser, und gemeinsam betätigten sie dann die Ratschen, bis die Seile straff gespannt waren. Anschließend zog Sam noch einmal probeweise an jedem Seil.
»Da rührt sich nichts. Okay, ich geh mal runter und schau mich schnell um. Drei Minuten, nicht länger.«
»Möchtest du, dass ich …«
»Pssst«, flüsterte Sam und legte einen Finger auf die Lippen.
Er drehte den Kopf, lauschte. Fünf Sekunden verstrichen, und dann, ganz schwach, drang aus der Ferne das Geräusch eines Bootsmotors zu ihnen.
»Es kommt auf uns zu«, sagte er.
»Ein paar Angler.«
»Wahrscheinlich.« Aber nach dem vorangegangenen
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