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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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»Nachdem er über einen Großteil Europas geherrscht hatte, dürfte das Kaiserreich Elba ein erheblicher Rückschritt für ihn gewesen sein.«
    »Das stimmt. Es gibt noch ein anderes Kuriosum: Ehe er nämlich nach Elba abreiste, hatte Napoleon versucht, sich zu vergiften.«
    »Das ist ein Scherz.«
    »Offenbar hat er das Gift in einer Flasche gehabt, die er um den Hals trug – ein Cocktail aus Opium, Belladonna und Nieswurz. Er hatte ihn bereits zusammengemixt, bevor er zu seinem Russlandfeldzug aufbrach.«
    »Wahrscheinlich wollte er nicht lebend in die Hände der Kosaken fallen.«
    »Also, ich kann nicht behaupten, dass ich ihm das nicht nachfühlen könnte. Sie sind sogar heute noch nicht sehr gut auf ihn zu sprechen. Auf jeden Fall trank er das Zeug, aber zu diesem Zeitpunkt war es schon zwei Jahre alt und hatte seine Wirkung weitgehend eingebüßt. Er hat sich eine Nacht lang vor Schmerzen auf dem Fußboden gewälzt und ist am Ende am Leben geblieben.«
    »Remi, du bist ein unerschöpflicher Quell des Wissens.«
    Sie ignorierte seinen Spott und las weiter. »Was keiner der Historiker mit Sicherheit sagen kann, ist, wie er schließlich entkommen konnte. Überall auf der Insel waren Franzosen und Preußen stationiert, und vor der Küste auf dem Meer kreuzte ständig ein englisches Kriegsschiff.«
    »Er war doch wirklich ein ganz raffinierter kleiner Teufel.«

    »Ein Wagen ist hinter uns«, sagte Sam ein paar Minuten später. Remi drehte sich um und blickte aus dem Heckfenster. Etwa achthundert Meter die Bergstraße hinunter bog ein cremefarbener Peugeot um eine Kurve. Für ein paar Sekunden geriet er hinter einer Bergschulter außer Sicht, dann tauchte er wieder auf.
    »Er hat es offenbar eilig.«
    Seit sie die Bahamas verlassen hatten, achteten Sam und Remi überwachsam auf jedes Anzeichen, dass sie vielleicht verfolgt wurden. Doch bisher hatten sie nichts dergleichen gesehen. Das Problem mit einer Insel, die so klein war wie Elba, bestand darin, dass es nur wenige Stellen gab, wo man sie unbemerkt betreten konnte, und Bondaruk hatte mit seinen nahezu unbegrenzten Geldmitteln sicherlich dafür gesorgt, dass auch diese Punkte ständig überwacht wurden.
    Sam ergriff das Lenkrad fester und ließ den Blick zwischen dem Rückspiegel und der Straße vor sich hin und her springen.
    Zwei Minuten später erschien der Peugeot knapp hinter ihnen und schloss die Lücke, bis er fast die Stoßstange des Lancia berührte. Das grelle Sonnenlicht sorgte dafür, dass die Insassen nur als Schemen zu erkennen waren, aber Sam konnte zumindest zwei Gestalten darin ausmachen. Beide waren männlich.
    Sam streckte den Arm aus dem Fenster und winkte sie vorbei.
    Der Peugeot reagierte jedoch nicht und klebte weiterhin an ihrer Stoßstange. Plötzlich jedoch scherte er aus und beschleunigte. Sam spannte sich an, jederzeit bereit, auf die Bremse zu treten. Remi sah aus dem Beifahrerfenster. Ihr Blick fiel auf einen äußerst schmalen Randstreifen und einen Steilabbruch dahinter. Gut einhundertfünfzig Meter darunter konnte sie Ziegen auf einer Weide grasen sehen; sie erschienen wie Ameisen. Der Reifen auf der rechten Seite rutschte ein wenig nach rechts. Kleine Steine prasselten gegen die Seitenwand des Wagens. Sam lenkte vorsichtig nach links zurück auf den Asphalt. »Bist du angeschnallt?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ja.«
    »Wo sind sie?«
    »Sie kommen näher.«
    Der Peugeot erreichte die Höhe von Sams Tür. Auf dem Beifahrersitz saß ein vierschrötiger Mann mit einem buschigen, breiten Schnurrbart und starrte ihn an. Dann nickte der Mann kurz, der Motor des Peugeot heulte auf, schoss vorwärts und verschwand um die nächste Straßenbiegung.
    »Wirklich nette Leute«, stellte Remi fest und atmete zischend aus.
    Sam entspannte die Hände am Lenkrad und bewegte die Finger, um das Blut wieder in sie zurückfließen zu lassen. »Wie weit haben wir es noch?«
    Remi faltete die Landkarte auseinander und fuhr mit dem Finger suchend darüber. »Acht bis zehn Kilometer.«

    Sie erreichten ihr Ziel am späten Nachmittag. Auf den Hängen des Monte Capannello gelegen und von Wäldern aus Aleppokiefern und Wacholderbäumen umgeben, duckte sich Rio nell’Elba, Bevölkerungszahl neunhundert, im Schatten der Burg Volteraio aus dem elften Jahrhundert und stellte für Sam und Remi das Paradebeispiel eines mittelalterlichen toskanischen Dorfes dar, komplett mit engen kopfsteingepflasterten Gassen, schattigen Piazze und

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