Das Gold von Sparta
Villa, außerhalb des Kastells. Es gab im Zusammenhang mit dem Land einige juristische Probleme, bei deren Lösung ich ihr behilflich sein konnte.«
»Sind Sie Anwalt?«
»O nein. Ich kenne nur einige Leute, die wiederum andere Leute kennen.«
»Ich verstehe. Können Sie auch uns helfen?«
»Natürlich. Sie wollen sich die Gruft nur anschauen? Sie haben nicht die Absicht, irgendetwas herauszuholen oder den Sarg an einen anderen Ort zu bringen?«
»Nein.«
»Dann dürfte es keine Probleme geben. Um jedoch ganz sicherzugehen, sollten wir bis zum Einbruch der Dunkelheit warten. Wir Elbaner sind ein neugieriges Völkchen. Uns entgeht nichts. Haben Sie schon eine Unterkunft für die Nacht?«
»Noch nicht.«
»Dann bleiben Sie doch bitte bei uns, bei meiner Frau und mir.«
Sam hob abwehrend die Hände. »Wir wollen Ihnen aber keine …«
»Sie machen uns überhaupt keine Unannehmlichkeiten. Sie sind meine Gäste. Wir essen zuerst zu Abend, und dann bringe ich Sie zum Friedhof.«
»Vielen Dank.«
»Dürfen wir für ein paar Minuten Ihr Büro benutzen?«
»Natürlich. Nehmen Sie sich ruhig Zeit.«
Cipriani ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Sam holte ihr Satellitentelefon hervor, tippte Selmas Nummer ein und hörte für zwanzig Sekunden ein wahres Konzert an Klick- und Summlauten. Dann erklang Selmas Stimme. »Mr. Fargo! Ist alles okay?«
»Bis jetzt ja. Gibt es bei Ihnen Probleme?«
»Still und starr ruht der See.«
»Sie müssen ein Autokennzeichen für mich überprüfen. Es könnte ein wenig schwierig sein; wir sind zurzeit auf Elba. Falls Sie nicht weiterkommen, rufen Sie Rube Haywood an.« Zur Sicherheit gab er ihr auch noch Ciprianis Büronummer durch.
»Okay, ich will sehen, was ich tun kann. Ich lasse bald von mir hören.«
Sie rief zwanzig Minuten später zurück. »Es war eine schwere Geburt, aber wie sich herausstellte, ist die italienische Kraftfahrzeugbehörde nicht gerade das, was ich hackergeschützt nennen würde.«
»Gut zu wissen«, sagte Sam.
»Das Nummernschild gehört zu einem beigen Peugeot, nicht wahr?«
»Richtig.«
»Dann habe ich eine schlechte Neuigkeit. Der Pkw ist auf einen hochrangigen Angehörigen der Provinzpolizei, der so genannten Polizia Provinciale, zugelassen. Ich schicke Ihnen gerade die Details.«
Sam wartete drei Minuten, bis die E-Mail endlich eintraf, überflog sie, bedankte sich bei Selma und legte auf. Dann informierte er Remi. »Entweder bin ich zu schnell gefahren und hab’s nicht bemerkt, oder jemand hat ein besonderes Interesse an uns«, sagte er.
»Wenn es etwas Offizielles wäre, hätten sie uns doch bereits an der Fähre in Rio Marina angehalten«, gab sie zu bedenken.
»Das ist richtig.«
»Na ja, zumindest sind wir jetzt gewarnt.«
»Und wir wissen, wie unser zweiter Verfolger aussieht.«
Auf Ciprianis Vorschlag verbrachten sie eine Stunde damit, Rio nell’Elba zu erkunden. Dabei übten sie sich in besonderer Wachsamkeit und achteten stets darauf, innerhalb der Dorfgrenzen zu bleiben und sich in der Nähe von Touristengruppen aufzuhalten. Von dem Peugeot und seinen Insassen war jedoch nichts zu sehen.
Mit Remi Arm in Arm durch die Straßen schlendernd, meinte Sam: »Ich habe über das nachgedacht, was Yvette sagte – dass sie vermutet, Cholkow sei längst hier gewesen und habe nach Laurents Gruft gesucht. Bondaruk wusste sicher, dass wir irgendwann hierherkommen würden. Es war ein logischer Schritt.«
»Demnach hält er sich zurück und lässt uns die Knochenarbeit tun«, erwiderte Remi.
»Das ist gar nicht so dumm«, sagte Sam.
Gegen halb sechs kehrten sie zum Museum zurück, wo Cipriani soeben den Eingang abschloss, und kamen mit ihm überein, bis zu seinem Haus hinter ihm her zu fahren.
Sein Häuschen stand nur knapp anderthalb Kilometer entfernt hinter einem Olivenhain. Signora Cipriani, beleibt wie ihr Mann und mit funkelnden braunen Augen, begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln und doppelten Wangenküssen, als sie zum Haus kamen. Im Maschinengewehrtempo wechselte sie einige italienische Sätze mit Umberto, der sie auf die Veranda und zu einer Sitzgruppe geleitete. Zweige weißer Clematis hingen wie ein natürlicher Vorhang von der Dachrinne herab und bildeten einen lauschigen Alkoven.
»Entschuldigen Sie uns für einen Augenblick«, sagte Umberto, »meine Frau braucht mich ganz kurz in der Küche.«
Sam und Remi setzten sich, und ein paar Minuten später kehrten Umberto und seine Frau, die er ihnen als
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