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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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und...«
    »Meine Tante«, sagt Trixi
tonlos und erhebt sich. Steif wie eine Schlafwandlerin.
    »Tante?« Der Doktor hebt
irritiert die Augenbrauen.
    »Die, die hier an Bord ist.
Nicht die tote.«
    »Dacht’ ich mir.« Der Doktor
denkt aber ganz was anderes. An Tropenkoller zum Beispiel und daran, daß seine
Assistentin jeden Moment kommen muß. Sie kommt aber nicht, und so nimmt er
rasch seinen Rezeptblock zur Hand. »Verschreiben kann ich Ihnen dagegen
eigentlich nichts Rechtes, liebes gnädiges Fräulein«, sagt er, um Zeit zu
gewinnen.
    »Aber vielleicht könnten Sie
der Diätschwester ein bißchen auf die Finger sehen. Das ist so eine ältliche,
mit Dauerwellen, sieht immer so mißmutig aus.«
    »Ja, das werden wir tun, sofort
werden wir das tun.« Der Doktor steht erleichtert auf. »Und jetzt, glaube ich,
müssen wir endlich den nächsten Patienten hereinbitten.« Er komplimentiert
Trixi zur Tür, schaut ins Wartezimmer, sagt mechanisch: »Der nächste, bitte.«
    Der nächste ist gleichzeitig
der letzte und heißt Cantal. Er hockt auf einer Bank und schaut bleich drein.
    »Cantal, was ist los, immer
noch die lausigen Kopfschmerzen?« Der Doktor lacht herzlich.
    »Könnten Sie nicht etwas leiser
lachen?« René Cantal legt die Hand mit wehem Ausdruck an die Stirn.
    »Was denn, Fieber auch noch?
Doch nicht etwa unser gutes altes Madeirafieber. Dagegen sollten Sie eigentlich
immun sein...«
    »Der hat kein Fieber, der hat
nur ‘n Kater.« Trixi versucht den Patienten Cantal mitleidlos anzublicken. Der
hatte ihr gerade noch gefehlt. Sich besaufen und eine Dame sitzen lassen, phhh!
    René bemerkt Trixi und sagt
dasselbe, was dieser Mr. Stutterbold neulich im »Conchita« gesagt hat: »Hallo,
Dollarprinzessin.«
    »Man kennt sich?« Der Doktor
blickt von einem zum anderen, bekommt keine Antwort und zieht sich
achselzuckend zurück.
    »Und wie ich dich kenne,
Monsieur Cantal.«
    »Oder ich dich,
Dollarprinzessin.«
    »Du wiederholst dich.«
    »Es stimmt trotzdem,
Dollarprinzessin.«
    »Du solltest nicht soviel
trinken.«
    »Manchmal lohnt es sich.
Manchmal erfährt man dabei die interessantesten Sachen.«
    »Etwa von dem armen Mr.
Stutterbold?«
    »Oh. Der kann ganz spannende
Geschichten erzählen. Zum Beispiel die Geschichte von einem jungen hübschen
Mädchen, das seine Gesundheit aufs Spiel setzen will, nur um einen Haufen Geld
zu erben. Und dieses Mädchen soll hier an Bord sein. Wie gefällt dir die
Geschichte?«
    »Stutterbold, der
Geschichtenerzähler— ich verstehe.«
    »Offenbar erzählt er doch wahre
Geschichten.«
    »Und wenn es die Wahrheit ist?
Und wenn? Ist es so abgrundtief verwerflich, sein Glück nicht mit Füßen zu
treten?! Ich habe die Chance, sehr, sehr reich zu werden, René, und ich werde
diese Chance nützen. Basta.«
    »Und wirst dich dabei
ruinieren.« René Cantal steht auf, packt sie an beiden Schultern. »90 — 60 —
90, euer beschissenes Idealmaß, weißt du überhaupt, was das für dich bedeutet?
Du weißt es nicht, aber ich weiß es, weil ich schon ein paar Jährchen auf dieser
Kalorienschaukel Dienst tue. Genau 40 Pfund müßtest du schmeißen, wenn du das
erreichen willst. 40 Pfund minus, da ist dein Bäuchlein weg, garantiert, aber
dein Busen auch, Splitter wird man sich bei dir einreißen, Knochengestell!
Aussehen wirst du wie eine von diesen Pariser Mannequins, klapperdürr,
storchenbeinig, ausgemergelt, ein Plättbrett mit zwei Rosinen, ein
Kleiderständer, und so anämisch, daß man ständig die Rettungsstelle alarmieren
möchte, wegen ‘ner Blutübertragung. Nee, mein Kind, ein solches Kind, dafür sag
ich Dankeschön, auf Wiedersehen.«
    Trixi schaut ihn starr an.
Langsam nimmt sie seine Hände von ihrer Schulter. Sie sagt: »Du würdest mich
nicht mehr lieben, wenn ich schlank bin? Habe ich dich richtig verstanden,
René?«
    »Himmel, Mädchen, nun sieh mich
nicht so an. Du bist ja jetzt schon schlank, vollschlank halt.« Er versucht ein
Lachen, das aber unter Trixis Blick dahinsiecht wie ein Schmetterling im ersten
Frost. »Ich bin nicht schlank, René, das weißt du selber, aber eines Tages werde
ich es sein. Schlank und reich. So reich, daß...«
    »So reich, daß du nicht mehr
Trixi sein wirst.« Er versucht wieder, seine Hände auf ihrer Schulter
unterzubringen. »Siehst du, das kommt noch hinzu: Das Geld. Mit den vielen
Millionen, die du da erbst, wirst du nicht mehr dieselbe sein, kannst du gar
nicht, und wenn du es noch so möchtest, Geld, weiß du, viel Geld,

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