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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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anderen
Scheine.
    »Wie ein Ei dem anderen«,
murmelte Philipp. Sein Blick wanderte hin und her, her und hin. Er verglich die
Außenlinien links unten, rechts oben, die Linienführung des Männerkopfes,
Napoleon persönlich war’s, die Unterschrift, das Wasserzeichen.
    Plötzlich fuhr er auf. Die
Punktlinie an der Stirnlocke Napoleons, sie fehlte! Sie fehlte auf den Noten
aus der Kiste. Auf seiner Note aber war sie klar zu erkennen. Kein Zweifel, es
stimmte.
    Er kletterte auf die Ruderbank
seines Bootes, das ihm die ganze Zeit als Bett gedient hatte. Er rief: »Hört
mal mit eurem Gebrüll auf, ihr Affen! Ich hab’ euch was zu sagen.«
    Die Männer schwiegen und kamen
langsam näher.
    »Hier«, sagte er, »hier, schaut
euch das an. Das sind eure Scheine, und das ist meiner. Nun kommt schon her.
So. Und nun vergleicht mal den Napoleon mit dem Napoleon, hier oben an den
Haaren.« Die Männer starrten mißtrauisch auf die beiden Scheine. Gaston hatte
seine Brille aus dem Futteral gekramt.
    »Fällt euch was auf? Natürlich
fällt euch was auf.«
    »Ich seh nichts«, sagte
Anatole.
    »Eine ist so gut wie die
andere«, meinte Roger.
    Gaston begnügte sich damit,
zustimmend mit dem Kopf zu nicken.
    »Ein Schein ist eben nicht wie
der andere«, sagte Philipp beschwörend. »Oder ihr habt Tomaten auf den Augen.
Meiner hier ist echt und eure da...«— er machte eine weitausladende
Handbewegung— »eure sind falsch. Es sind Blüten! Falschgeld.« Er warf einen
Haufen Scheine in die Luft.
    Die drei starrten ihn an. Und
sie dachten alle drei das gleiche: Hier war einer, der ihren Traum vom Reichtum
zerstören wollte.
    »Du gönnst uns das Geld nicht,
he?«
    »Willst es dir selbst unter den
Nagel reißen?«
    »Wenn hier irgendwo eine Blüte
ist, dann ist es dein Lappen.«
    Sie zerrissen seinen
100-Francs-Schein. Sie scheuchten ihn aus dem Boot. Sie jagten ihn aus dem
Dorf. Mit drohenden Fäusten und wilden Flüchen. Sie waren nicht
wiederzuerkennen. Sie, die sie noch gestern abend seine Freunde gewesen waren.
Gaston, Anatole, Roger und Marcel.
    »Was hat das Geld aus euch
gemacht?« fragte Philipp seufzend. Er ersparte sich die Antwort. Von den
Klippen warf er einen melancholischen Blick auf La Tour Fondue. Auf die Dächer
mit den buntgesprenkelten Ziegeln, auf den verfallenen Leuchtturm, die winzige
Mole. Hier war er glücklich gewesen. So glücklich wie vielleicht noch nie in
seinem ganzen Leben.
    Er wandte sich ab. So ähnlich
muß es Adam zumute gewesen sein, dachte er, als man ihn aus dem Paradies
vertrieb. Aber der hatte immerhin noch Eva dabei gehabt.
    In diesem Augenblick kam sie,
das heißt, nicht Eva, sondern Séraphine. »Ich bin Ihnen nachgelaufen, Monsieur
Philippe«, keuchte sie, »ich wollte Ihnen sagen, daß ich...«
    »Daß du was?« Er blickte sie
erstaunt an. Ihre Wangen waren gerötet. Die Knie hatte sie sich blutig
geschunden beim Klettern über die Felsen.
    »Daß ich nicht so bin wie die
anderen.«
    »Das ist schön von dir,
Séraphine.« Er sprach zu ihr wie zu einem Kind.
    »Und dann wollte ich Ihnen noch
etwas sagen, Monsieur Philippe...«
    Sie will mir sagen, daß sie
mich liebt, dachte er. »Und was wäre das?« fragte er sanft.
    »Ich weiß, woher die Kiste
gekommen ist. Die Kiste mit dem Geld.«
    »Ach?« machte er, enttäuscht
und interessiert zugleich.
    »Aber Sie dürfen mich nicht
verraten. Sonst schlägt mich der Vater tot. Weil er Paul nicht mag. Er hält
Paul nämlich für einen Taugenichts. Aber Paul ist ein braver Junge, und ich
liebe Paul doch, ach ich liebe Paul so sehr.« Sie fing plötzlich an zu weinen.
    Paul, Paul, Paul! Philipp war
irritiert. Er hatte das nicht so gem. Und gewöhnt war er so etwas auch nicht.
Er war daran gewöhnt, daß man ihn liebte. Na ja, heute ging auch schon alles
schief.
    »Wir sind mit dem Boot
‘rausgefahren, gestern nacht, und da...«— »Und da?« fragte er ungeduldig.
    »...und da haben wir gesehen,
wie sie die Kiste ins Wasser schmissen, die Männer auf dem Kutter. Paul sagte,
sie machen es, wenn ein Polizeiboot sie entdeckt und sie nicht mehr wegkönnen.
Das Polizeiboot kam auch, und sie haben den Kutter durchsucht.«
    »Und warum erzählst du mir das
alles, Séraphine?«
    »Weil Paul sagte, er weiß, wo
der Kutter herkommt, und wenn man ihm nachfährt, kann man der Polizei sagen,
wohin er gefahren ist. Paul sagt, sie geben dann eine Belohnung, sie geben
vielleicht fünftausend, oder was glauben Sie, Monsieur Philippe?«
    »Vielleicht geben

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