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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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durch Gitter, hangelte sich Wände hinauf.
Zwischendurch verfluchte er die Kreuzritter wegen ihrer unübersichtlichen
Bauweise.
    Er fand einfach keinen Ausweg.
Er ließ sich in eine Nische fallen. Durst quälte ihn. Die Abschürfungen auf
seiner Haut brannten ekelhaft. Seine linke Gesichtshälfte war angeschwollen.
Hannibal hatte keine schlechte Handschrift geschrieben.
    Richtig, Hannibal. Früher oder
später mußten sie ihn vermissen. Sie würden Alarm schlagen und jeden Winkel
umkehren. Dann war er geliefert. Diesmal endgültig. Sie wußten, was er gesehen
hatte. Sie würden ihn mit diesem Wissen nicht mehr laufenlassen. Sie konnten es
einfach nicht. Das sah sogar er ein.
    Er hörte ein schabendes
kratzendes Geräusch und war sofort auf den Beinen. Das Geräusch wurde begleitet
von seltsam kehligen Lauten und dumpfem Röcheln. Auf Zehenspitzen lief er den
Gang entlang. Er kam in das Tonnengewölbe. Er wollte nach rechts einbiegen, da
hörte er von dort Schritte.
    Einen Augenblick war er ratlos.
Sein Blick fiel auf die Falltür, er öffnete sie, stieg die Leiter drei Sprossen
abwärts und ließ die schwere Klappe behutsam einrasten. Mit angehaltenem Atem
blieb er stehen. Das Schaben, Kratzen und Röcheln war jetzt direkt über ihm. Es
klang auf eine furchtbare Weise bedrohlich.
    Philipp ließ seine Taschenlampe
aufblitzen und stieg die Leiter abwärts. Nach etwa zehn Metern endete sie auf
einem schmalen Mauervorsprung. Vom Boden des Verlieses hörte er das Quietschen
und Pfeifen der Ratten.
    Er wollte die Leiter wieder
emporklettern, da sah er den halbmannshohen Gang, der von dem Mauervorsprung
abging. Er kroch ihn entlang. Nach einigen Metern konnte er sich aufrichten. Am
Ende des Ganges sah er Licht.
    Er blickte in einen
weißgetünchten Raum, der mit kostbaren Teppichen ausgelegt war. Das riesige
Schreibpult war ein ehemaliger Refektoriumstisch der Kreuzritter. Lampen,
Bilder, Wandbehänge, eine Sammlung kostbarer Peitschen. Alles deutete auf einen
ungewöhnlichen, doch erlesenen Geschmack.
    Der Chef, dachte Philipp, es
ist das Zimmer des Chefs.
    Er schlüpfte hinein und löschte
die Wandlampe, die als einzige brannte. Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe
durch zwei Finger gleiten. Er setzte sich hinter den Schreibtisch. Ein gelbes
Telefon, ein rotes Telefon, das war wohl ein bißchen albern. Er rüttelte
vorsichtig an den Schubladen. Sie waren fest verschlossen.
    Aus der Tasche des
Taucheranzugs zog er ein Bündel Dietriche, von denen keiner größer war als fünf
Zentimeter. Für die mittlere Schublade brauchte er knapp zehn Minuten. Sie
öffnete sich mit einem leisen Klicken.
    »Mist!« sagt er. Er fand vier
Tabakspfeifen, ein zerbrochenes Monokel, einen Stoß unbeschriebener
Ansichtskarten, eine Cellophantüte mit Briefmarken. Auf einem leeren
Briefumschlag stand »Félicien Leboss«. Ein Name, der ihm nichts sagte. Hieß der
Chef so? Er fuhr mit der Hand in die Schublade hinein und tastete das Innere
Zentimeter für Zentimeter nach einem Geheimfach ab. Nichts.
    Er schaltete die Taschenlampe
aus und blieb eine Weile im Dunklen sitzen. Er fragte sich zum erstenmal, was
er eigentlich zu finden hoffte. In der Schreibtischlade des Chefs einer
internationalen Fälscherbande. Schließlich hatte er genug gesehen. Und wenn er
die Insel lebend verlassen sollte, würde es genügen, der Polizei einen Tip zu
geben.
    Aber wollte er das überhaupt?
Vielleicht war es seine Pflicht. Als guter Bürger. Ach, er war nie ein guter
Bürger gewesen. Und als Polizeispitzel eignete er sich schon gar nicht. Er war
ausgezogen, seinen Vater zu suchen, und eine Million nebenbei, versteht sich,
und er war in Sachen hineingeraten, die ihm einfach über den Kopf wuchsen.
    »Idiotisch!« sagte Philipp,
»einfach idiotisch!« Er glaubte in diesem Moment nicht mehr an das Geld. Er
begann sogar an der Existenz dieses Vaters zu zweifeln. Zumindest daran, ob er
noch lebte. Und wenn er lebte? Wer könnte fremder sein als dieser Fremde? Was
würde man sich zu sagen haben? Nichts! Gar nichts!
    Philipp erhob sich. Schluß,
dachte er, aus, Vorstellung beendet. Ich türme von dieser Insel. Und dann
können sie mich alle mal...
    Er wollte die Schublade mit
einem energischen Ruck schließen. Die Schublade klemmte. Er rüttelte daran,
schob sie hin und her, ohne Erfolg. Auf keinen Fall durfte er sie offenstehen
lassen. Er zog sie aus der Führungsschiene— in diesem Augenblick sah er die
Zigarettendose.
    Er griff routineartig danach.
Sie war aus

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