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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ausgewichen wäre.
    Sie drückte die Tür auf und lächelte, als Dr. Herbergh sofort aus seinem Sessel schnellte.
    »Oh, das duftet ja wunderbar!« sagte sie. »Fred, das ist eine schöne Überraschung.«
    »Winter hatte noch von der Erbsensuppe übrig.«
    »Und Sekt dazu. Erbsensuppe mit Sekt, wenn das kein Snobismus ist!« Sie setzte sich in den anderen Sessel und blickte zu Herbergh hinauf, der vor ihr stand. Er goß die Gläser voll, reichte eines Anneliese und hob seines wie prostend hoch.
    »Anneliese«, sagte er fest, »ich bin glücklich, daß Sie hier sind.«
    »Ich auch, Fred.«
    »Glücklich, daß es Sie gibt …«
    »Das war ein dickes Kompliment. Danke.«
    »Das Vertrauen, das Sie mir entgegenbringen, indem Sie hier schlafen wollen …«
    »Sollte ich Angst vor Ihnen haben?«
    »Im Gegenteil.« Dr. Herbergh holte ganz tief Atem. »Anneliese … ich … ich …«
    »Ich liebe dich! Das wolltest du doch sagen, Fred.«
    »Verdammt ja, ich liebe dich! Wir benehmen uns unmöglich.«
    »Das kann man ändern.« Sie sprang aus dem Sessel hoch, umarmte ihn und küßte ihn. Herbergh wußte nicht, wohin mit dem vollen Sektglas, hielt es krampfhaft fest, konnte aber doch nicht verhindern, daß er die Hälfte über Annelieses Rücken schüttete. Sie nahm es ihm aus der Hand, stellte es auf den Tisch, warf sich wieder in seine Arme, und jetzt erst tauschten sie den Kuß, der ihre ganze Liebe enthielt, Sehnsucht und Leidenschaft, Erfüllung und Vergessen.
    Später aßen sie die nun kalte Erbsensuppe mit einem richtigen Heißhunger.
    »Das schmeckt wie eine Suppe aus dem Schlaraffenland«, sagte Anneliese, »auch kalt.«
    »Ich habe es Winter schon gesagt, es wird die beste Erbsensuppe meines Lebens. Hat es das schon mal gegeben? Ein Liebespaar zwischen Erbsensuppe und Sekt?«
    »Ich weiß nicht, Fred.« Sie legte den Kopf an seine Schulter und schloß die Augen, als seine Hand in ihren Bademantel glitt und ihre Brust umfaßte. »Vielleicht in einem Kitschroman.«
    »Nichts kann kitschiger sein als das wirkliche Leben. Ich bin bestimmt der glücklichste Mensch auf dem Südchinesischen Meer.«
    »Ich auch, Fred.«
    »Dann laß uns kitschig sein, Anneliese, maßlos kitschig, und glücklich und verrückt …«
    Er hob sie hoch auf seine Arme und trug sie hinüber zum Bett. Das Leben ist so schön, dachte er dabei. Vergiß, was morgen oder übermorgen sein wird. Es ist immer schön mit einer Frau, die dich liebt.
    Dr. Starke hatte drei Stunden wie bleiern geschlafen und wachte auf, weil seine Blase drückte. Taumelnd ging er zur Toilette, blickte in den Spiegel und fand, daß das Gesicht, das ihm entgegengrinste, schrecklich sei, eine Fratze, ein versoffenes Etwas. Er drehte die Dusche auf, hielt den Kopf unter das kalte Wasser, schnaufte und prustete und fühlte sich dann klarer im Kopf. Aber mit der Klarheit kam auch die Gier zurück, jetzt eine Frau zu haben, gerade jetzt, im Zustand zwischen Trunkenheit und Nüchternheit.
    Dr. Starke kämmte seine nassen Haare, zog den Schlips wieder hoch und war mit seinem Spiegelbild jetzt zufrieden. »Dann gehen wir mal, Wilhelm«, sagte er zu sich. »Das Kätzchen gurrt nach seinem Katerchen.«
    Noch nicht ganz fest auf den Beinen verließ er seine Kabine und schlich auf die andere Seite des Deckshauses, wo Julia wohnte. Vorsichtig klopfte er dreimal kurz an ihre Tür und wartete. Von innen kam kein Laut. Julia schlief fest und tief und hörte nicht das leise Klopfen. Dr. Starke verstärkte beim zweitenmal das rhythmische Hämmern. Dabei bückte er sich hinunter zum Schlüsselloch und rief gedämpft: »Kätzchen. Ich bin's. Kätzchen!«
    Daran konnte sich Dr. Starke später noch erinnern. Er wußte auch noch, daß ihm plötzlich der Kopf höllisch schmerzte, als habe ihn ein harter Gegenstand getroffen, aber einen Schlag hatte er nicht mehr gespürt. Es wurde finster um ihn, sein Verstand wurde ausgeknipst, und daß er hinfiel und mit dem Kopf hart gegen Julias Tür schlug, wußte er schon nicht mehr. Mit einer blutenden Kopfwunde lag er im Gang, und so fand ihn Starkenburg, als er zu seiner Kabine gehen wollte.
    Er rannte sofort zu Dr. Herbergh und hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. »Chef!« schrie er dabei. »Chef! Dr. Starke ist etwas passiert! Chef, wachen Sie auf!«
    Es dauerte einige Zeit, bis Dr. Herbergh die Tür aufschloß und durch einen Spalt herausschaute. Einen Hauch von Parfüm brachte er mit, Starkenburg hatte eine gute Nase dafür.
    »Herbert?« Dr. Herbergh

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