Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
wärst, hätte ich mich vielleicht auch zu Julia geschlichen.« Er lachte.
    »Schuft! Und da hättest du keine Hemmungen gehabt?!«
    »Bei Julia? Nein! Da weiß man von Beginn an, wie es läuft. Aber bei dir … das ist etwas ganz anderes.«
    »Der Mann, das rätselhafte Wesen. Habt ihr immer einen Frauen-Katalog bei euch?«
    »Den haben wir im Kopf und im Gefühl.« Dr. Herbergh kam um den OP-Tisch herum, zog Anneliese an sich und küßte sie. »Ich werde jetzt ein paar Worte mit Wilhelm sprechen. Und du kehrst gleich zurück in unser verwaistes Bett.«
    »Eine Etage höher.«
    »Von da hole ich dich sofort zurück!«
    Dr. Starke war noch etwas benommen, aber sonst ansprechbar. Er saß auf der Bettkante, hatte einen Handspiegel geholt und betrachtete gerade seinen Kopfverband.
    »Haben Sie mich zum Maharadscha gemacht, Fred?« fragte er, als Herbergh in die Kabine kam. »Was ist denn passiert?«
    »Sie haben keinerlei Erinnerung, Wilhelm?« Herbergh setzte sich in den Sessel am Fenster. Er musterte Dr. Starke, aber es war unmöglich, in seiner Mimik etwas zu erkennen. Man konnte ihn nicht überrumpeln. Seine Trunkenheit war wohl weitgehend einer sauren Übelkeit gewichen, aber die konnte auch von der Gehirnerschütterung herrühren, die Starke ohne Zweifel mitbekommen hatte. »Was wissen Sie denn noch?«
    »Nichts. Absolut nichts, Fred.« Starke legte den Handspiegel auf den Nachttisch. Mit einem anderen Griff wollte er die Zigarettenschachtel holen, aber Herbergh wedelte mit der Hand.
    »Nichts da, Wilhelm! Sie haben eine gesalzene Commotio. Ich brauch' Ihnen ja nicht zu sagen, was das bedeutet. Kein Nikotin, kein Alkohol, abgedunkeltes Zimmer, Bettruhe. Ist Ihnen schwindlig?«
    »Ich sehe Sie im Augenblick verschwommen.«
    »Übelkeit?«
    »Kotzübel, aber das ist der verdammte Cognac! Einen Affen habe ich, einen Supergorilla.«
    »Ich werde Sie gleich ein bißchen malträtieren, was halten Sie von einer Fortecortin-Injektion. Prophylaxe gegen ein Hirnödem? Und legen Sie sich hin, Wilhelm, Kopfkissen weg. Flach liegen. Mein Gott, daß man euch Ärzten das alles sagen muß, was ihr den Patienten befehlt!«
    »Ärzte sind immer die miesesten Patienten, Fred. Das wissen wir doch.« Dr. Starke warf sein Kopfkissen aus dem Bett auf den Boden und legte sich hin. Ganz kurz nur verzog er sein Gesicht. »Wie wär's mit einer Schmerztablette, Fred?«
    »Tut's sehr weh?«
    »Tausend kleine Teufelchen bohren im Hirn.«
    »Das ist gut.« Dr. Herbergh lehnte sich zurück. »Was wollten Sie bei Julia?«
    »Wie bitte?« Dr. Starke hob den Kopf, ließ ihn aber sofort wieder sinken. Der kurze Blick hatte genügt. Jetzt mußte man in Deckung und in die Verteidigung gehen. »Wer hat hier eine Commotio? Sie oder ich?«
    »Sie wurden vor Julias Tür gefunden.«
    »Unmöglich. Ich lag hier sturzbesoffen im Bett.« Er faßte sich an den Kopf. »Und wachte auf mit einem Turban!«
    »Sie wissen also nicht, wie Sie zu Julias Kabine gekommen sind?«
    »Keine Ahnung.« Dr. Starke versuchte ein kumpelhaftes Grinsen. »Immerhin, wenn das eine Reflexbewegung in Volltrunkenheit gewesen sein sollte … alle Achtung, meine Beine haben mich in die richtige Richtung getragen. Der Geist sagt nein, aber die Hormone sagen ja. Fred, ich weiß davon nichts, gar nichts. Meine ausgefahrene Wünschelrute muß mich dahin geführt haben.«
    »Ich finde die ganze Sache nicht so lächerlich wie Sie. Julia ist mit Pitz verlobt.«
    »Ach. Das ist mir neu. Seit wann?«
    »Ich habe es auch erst heute erfahren.«
    »Immerhin sieht man, wie bei mir in trunkenem Zustand das Unterbewußtsein nach oben steigt. Zugegeben, Julia ist verdammt sexy.«
    »Wilhelm, jemand hat Sie vor ihrer Tür niedergeschlagen! Das kann man nicht so flapsig wegwischen. Sie haben unverschämtes Glück gehabt. Er hätte Ihnen auch die Hirnschale einschlagen können. Dann hätten wir morgen drei Tote über Bord kippen müssen. Aber ohne Grund schlägt keiner so zu. Wie oft haben Sie mit Julia geschlafen?«
    »Fred! Ich führe doch keine Strichliste! Machen Sie das? Aber wenn ich im Tagebuch herumblättere, da steht bei Julia eine Null. Zufrieden?«
    »Nur halb. Wer glaubte ein Recht zu haben, Sie vor Julias Tür niederschlagen zu können?«
    »Das möchte ich auch zu gern wissen.«
    »Doch nur jemand, der mit Julia schläft.«
    »Also Pitz!«
    »Nein, der lag nachweisbar im Bett. Gefunden hat Sie v. Starkenburg.«
    »Also der war's bestimmt nicht.« Dr. Starke schloß die Augen und tat so, als

Weitere Kostenlose Bücher