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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geben?«
    »Sie.«
    »Haben Sie schon mal einen nackten Mann gesehen, Luis?«
    »Ja, natürlich. Was soll das?«
    »Hat ein nackter Mann Taschen?«
    »Was soll der Blödsinn?!«
    »Sie stehen einem nackten Mann gegenüber, dem man nicht in die Tasche greifen kann. Ich habe kein Geld.«
    »Doktor, wir wollen nicht handeln. Mein Preis ist unumstößlich. Ich bekomme Ihren Scheck, Sie lassen ihn bei der Bank telegrafisch bestätigen, unwiderruflich, oder noch besser, Sie überweisen den Betrag telegrafisch auf ein Bankkonto in Bangkok.«
    »Luis, Sie sind ein Schaf«, sagte Dr. Herbergh genußvoll. »Erstens habe ich kein Geld, zweitens kann über unser Bankkonto nur das Komitee in Köln verfügen, und drittens hat auch das Komitee kein Geld.«
    »Sie sind im Lügen ein Dilletant, Doktor.« Bradcocks Grinsen war etwas schief, seine Sicherheit hatte einen Knacks bekommen. »Truc hat mir erklärt, wie reich Sie sind. Wer so ein Schiff kaufen kann …«
    »Es ist gechartert, Luis. Es kostet uns jeden Tag achttausend Mark. Wir leben nur von Spenden, wir bekommen keinen Pfennig vom Staat!«
    »Die Deutschen sind reich.« Bradcocks Stimme hatte sich verändert. Sie hatte einen befehlenden Ton angenommen. »Doktor, funken Sie an Ihr Komitee: Deutschland soll fünfzigtausend Dollar zahlen für fünfundzwanzig Boatpeople. Ein Sonderpreis. Deutschland könnte mehr bezahlen.«
    »Bonn soll bezahlen? Für Vietnamesen? Das ist nun wirklich ein Witz, Luis.«
    »Ich mache Ernst, Doktor.«
    »Was heißt das?«
    »Wenn ihr Deutschen euch weigert, sind die fünfundzwanzig Affen nur Ballast für mich. Was macht man mit Ballast? Man wirft ihn über Bord. Und genau das werde ich tun, einen nach dem anderen, vor Ihren Augen, zu den Haien. Hält das Ihr humanitäres Herz aus?«
    »Das werden wir verhindern!« schrie hinter ihm Dr. Starke. »Wir haben Sie!«
    Bradcock hielt es nicht für nötig, sich umzudrehen. Er lächelte breit. »Sie vergessen meine Kanone. Ich versenke Sie mit Mann und Maus. Ihr draufgemaltes Rotes Kreuz – dürfen Sie das überhaupt tragen? – interessiert mich einen Dreck. Hier im Südchinesischen Meer gelten andere Gesetze. Es herrscht das Faustrecht. Und Sie sind ebenso illegal und ohne staatlichen Auftrag unterwegs wie ich. Sie und ich, wir sind Privatunternehmer. Die Geschäftsmethoden bestimmen wir.«
    »Da haben Sie völlig recht, Luis.« Dr. Herbergh streckte ihm beide Handflächen hin. »So leer wie diese Hände ist meine Kasse. Wenn wir in Manila oder Singapur einkaufen, wird es von Köln aus bezahlt. Per Bankauftrag. Nur das Allernötigste. Wir zählen jeden Cent. Wo sollen fünfzigtausend Dollar herkommen? Auch wenn sie die Armen den Haien vorwerfen, ändert das nichts. Wir haben kein Geld.«
    »Aber Ihr Staat! Er zahlt jedes Jahr Millionenbeträge als Entwicklungshilfe. Was sind da abgezweigte fünfzigtausend Dollar?«
    »Luis! Sie haben ein schiefes Weltbild. Gelder für Entwicklungshilfe sind nicht dafür da, um Menschen freizukaufen. Wenn Deutschland Menschen kauft – dafür gibt es einen besonderen Etat – dann zurückkehrende eigene Spione, enttarnte Mitarbeiter der Geheimdienste. Aber Vietnamesen? Das sind zwar auch Menschen, deren Leben man für zweitausend Dollar pro Kopf retten könnte, aber dafür gibt es keinen Etat. Dafür ist auch keiner zuständig. Die Gelder, die für humanitäre Zwecke oder Entwicklungshilfe zur Verfügung stehen, sind zweckgebunden, etwa für die Lieferung von zehn Clinomobilen, fahrbaren Operationssälen, an einen afrikanischen Staat, wo sie dann hinter einem Lagerschuppen am Flughafen verrotten, weil keiner mit ihnen umgehen kann. Oder man stiftet einem anderen afrikanischen Staat eine moderne, komplette Zeitungsdruckerei, aber in diesem Staat leben 90 Prozent Analphabeten. Was soll man mit fünfundzwanzig Vietnamesen anfangen? Luis, Sie haben ein Minusgeschäft gemacht.«
    »Und Truc wußte das?«
    »Ich nehme es an. Er hat Sie – ganz deutlich gesagt – aufs Kreuz gelegt. Jetzt haben Sie fünfundzwanzig Flüchtlinge am Hals.«
    Bradcocks dicker Hals färbte sich rot, an den Schläfen und am Hals traten die Adern hervor. Seine rechte Hand verschwand wieder tief in der Tasche seines weißen Leinenanzugs.
    »Sie sind auf der Suche nach Truc?« fragte er mit heiserer Stimme.
    »Nein. Wir sind auf der Suche nach weiteren Flüchtlingsbooten.«
    »Aber sie kommen hier in Trucs Gebiet hinein.«
    »Das will ich auch. Ich will ihm die Boote abjagen.«
    »Stört es Sie, wenn

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