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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich neben Ihnen herfahre?« Bradcock schnaufte vor Wut. »Ich werde Kontakt mit Truc aufnehmen und ein neues Treffen ausmachen. Sie brauchen mir nur zu folgen. Wenn wir ihn gestellt haben, werde ich ihn versenken!«
    »Vergessen Sie nicht, Luis, Truc hat auch eine Kanone an Bord. Und eine Vierlingsflak!«
    »Und ich habe am Geschütz ehemalige Schiffsartillerieschützen. Hervorragende Jungs. Jeder Schuß ein Treffer. Ehe Truc denken kann, ist er weggeblasen.«
    »Das ist Ihre Rache, Luis. Ein Vorschlag: Lassen Sie die fünfundzwanzig Menschen frei und zu uns an Bord klettern.«
    »Nein. Sie sind meine Sicherheit. Mein Pfand dafür, daß Sie keinen Funkspruch an irgendeine Marinebasis absetzen. In Singapur liegen immer amerikanische Kriegsschiffe. Sie bekommen die Vietnamesen erst, wenn ich Truc versenkt habe und ich verschwinden kann. Und keine üblen Tricks, Doktor. Mein Funker hört Ihren Funkverkehr ab.« Bradcock drehte sich jetzt um und blickte Dr. Starke in die Augen. »Sie sind ja ein ganz Wilder. Am liebsten möchten Sie mich erschießen.«
    »Nein, langsam erdrosseln. Sie sollen etwas davon haben!«
    »Sie sind doch Arzt, nicht wahr?« Bradcock schüttelte den Kopf. »Wie kann ein Arzt nur so reden! Ich habe übrigens zwei Kranke an Bord.«
    »Schicken Sie sie rauf.«
    »Keine Vietnamesen. Amerikaner. Kommen Sie runter zu mir.«
    »Ich behandle keine Gangster.«
    »Es sind auch Menschen.«
    »Im biologischen Sinne, ja.«
    »Das reicht doch!« Bradcock kniff die Augen etwas zusammen. »Sie haben als Arzt einen Eid geschworen, jedem Kranken zu helfen.«
    »Was sind es für Erkrankungen?« fragte Dr. Starke kühl.
    »Der eine hat hohes Fieber, woher, weiß keiner, der andere hat starke Bauchschmerzen.«
    »Dafür brauche ich nicht auf Ihr Schiff, Luis.« Der dicke Spott in Starkes Stimme war unüberhörbar. »Fall eins: Kalte feuchte Wickel um die Waden. Fall zwei: Rhizinus oder einen zackigen Einlauf. Das löst und befreit.«
    »Danke.« Bradcock nahm seine Kapitänsmütze vom Schreibtisch und stülpte sie über seinen Kopf. »Wir sollten jetzt nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Gegen Truc! Auch das ist eine gute Tat. Nicht nur Ihr Menschenfischen. Es werden mehr Flüchtlinge gerettet, wenn es Truc nicht mehr gibt. Überlegen Sie es sich. Ich nehme nachher Funkverbindung mit Truc auf.«
    Bradcock wandte sich zur Tür, blieb dort aber stehen und drehte sich noch einmal um. »Im übrigen, Dr. Herbergh, bedauere ich Sie. Sie und Ihr Komitee. Sie sind ganz arme Schweine. Was Sie auch tun, Sie werden den anderen immer lästig sein.«
    »Ach, das wissen Sie auch schon?«
    »Ich habe privat genug mit Politikern zu tun, fragen Sie mich nicht, was ich von ihnen halte.«
    Bradcock verließ das Hospital, begleitet von Büchler und Stellinger, schwang sich an der offenen Reling auf die Lotsenleiter und kletterte sie gewandt wieder hinunter auf das Deck seiner Yacht. Von dort winkte er nach oben, die Motoren rauschten auf, die Florida Sun drückte sich mit seinem Bugstrahlruder von der Liberty weg und glitt dann elegant und schön durch die Wellen. Die drei Kanoniere schwenkten die Arme.
    »Ein schönes Früchtchen«, sagte Dr. Starke, als Büchler zurückkam. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir folgen Bradcock zum neuen Treffpunkt mit Truc.«
    »Als Beobachter einer kleinen Seeschlacht?«
    »Als Retter der bei Truc und Bradcock an Bord befindlichen Flüchtlinge.« Dr. Herbergh sah fragend jeden einzelnen an. »Büchler, was sagen Sie? Sie sind jetzt der Kapitän.«
    »Das ist keine Frage. Ich folge Bradcock. Aber wir sollten in Rechnung stellen, daß Truc schwer bewaffnet ist und uns in Grund und Boden schießen kann. Wenn er in eine verzweifelte Lage kommt, wird er keine Hemmungen mehr kennen.«
    »Ich weiß, es ist ein Risiko.« Dr. Herbergh schlug die Fäuste zusammen. »Aber wir müssen es wagen. Wir sind hier, um Menschen zu retten.«
    Zwei Tage dauerte es, bis Bradcock eine Funkverbindung mit Truc erhielt.
    Sie waren jetzt in Kiellinie bis auf fünfzig Seemeilen an das Mekong-Delta herangekommen. Unterwegs hatten sie noch ein kleines zehn Meter langes und etwa drei Meter breites Flußboot mit 33 Männern, 21 Frauen und 9 Kindern aufgefischt. Das Boot leckte, sie hatten nur 200 Liter Trinkwasser in Kanistern bei sich und einen Sack mit vierzig Pfund Nudeln, keinen Kompaß, keine Karte, die elendeste Ausrüstung, die sie bisher gesehen hatten. Sechs große Schiffe waren an ihnen vorbeigefahren, zwei

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