Das goldene Meer
Brückenaufbau in Goldbuchstaben ein Name:
›Pace‹
›Frieden‹
»Das ist der schrecklichste Hohn, den es gibt!« knirschte Starke und fotografierte die Yacht und die sechs Fischtrawler. »Das ist nicht mehr zu überbieten!«
Auf Bradcocks Florida Sun donnerten jetzt die Motoren los. Wie von einem Katapult abgeschossen, hob sich der Kiel aus den Wellen, das Schiff raste davon und lag dabei doch ruhig im Wasser.
»Er ist noch schneller als Truc!« rief Büchler begeistert. »Welch ein Schiff! Den erwischt kein Küstenwachboot und kein Patrouillenschnellboot. Der läuft allen davon.«
Auf dem Vorderdeck war das 7,5-Geschütz gefechtsklar. Die Kanoniere, alte Marineartilleristen, wie Bradcock sagte, hatten die weißen Uniformen mit gefleckten Kampfanzügen getauscht. Sie trugen Stahlhelme und kugelsichere Westen.
»Maschinen stopp!« signalisierte Büchler hinunter zu Chief Kranzenberger. Das Zittern im Leib der Liberty erstarb. Sie trieb ruhig, noch von der Schwerkraft gedrückt, auf den Halbkreis der Piratenflotte zu.
Truc stand neben seinem Steuermann Vu Tran Loc in dem luxuriösen Steuerraum und hatte sowohl die Florida Sun wie auch die Liber ty of Sea im Fernglas. Beim Auftauchen der Liberty, die man zuerst wegen ihrer Höhe und Länge gesehen hatte, war er sehr nachdenklich geworden.
»Da stimmt etwas nicht, Vu«, sagte er jetzt und setzte das Glas ab. »Ich war mit Bradcock verabredet. Wieso ist der Deutsche auch da?«
»Er hat von Bradcock die fünfundzwanzig Flüchtlinge gekauft und will nun mehr kaufen«, lachte Vu.
»Die Deutschen haben kein Geld. Das kann es nicht sein. Ich habe Bradcock sofort gefragt. Er gibt keine Antwort mehr.«
»Der Amerikaner kommt in voller Fahrt auf uns zu.« Vu drosselte seinen Motor etwas. »Die Deutschen stoppen und treiben.«
»Begreifst du das, Vu?« Truc riß wieder sein Fernglas an die Augen. »Wieviel Gefangene haben wir auf den Booten?«
»Neunundsechzig Männer, dreiundvierzig Frauen, zweiunddreißig Kinder, darunter zwanzig Mädchen unter zehn Jahren. Beste Ware für die Kinder-Puffs. Wir hatten drei gute Tage, Truc.«
»Die Boote sollen abfahren und bei Con Son auf uns warten.«
»Und Bradcock? Er will doch kaufen.«
»Tu, was ich dir sage!« Trucs Stimme wurde hart und eisig. Vu zog sofort den Kopf ein. Widerspruch war gefährlich, das hatte er immer wieder erlebt. Er nahm das Mikrofon des Funksprechgerätes von einem Wandhaken und drückte auf den Startknopf.
»An alle!« sagte er laut. »Ihr fahrt sofort nach Con Son und wartet dort.«
Truc sah mit Zufriedenheit, wie die Schrauben der Fischtrawler das Meer aufwirbelten und einer hinter dem anderen die Fahrt nach Südwesten aufnahm. Friedlich, als suchten sie einen Schwarm Fische, zogen sie dahin. Der letzte Trawler, der an Truc vorbeiratterte, stieß einen kurzen Nebelhornton aus.
»Truc!« schrie Vu plötzlich und stieß den rechten Arm vor.
»Bradcock muß verrückt sein. Er rennt auf uns zu, ohne abzustoppen. Verdammt noch mal, was ist denn da los?!«
Er riß das Ruder herum, die Pace legte sich auf die Seite und fuhr einen scharfen Bogen, und in diesem Moment, als sie mit voller Breitseite zur heranjagenden Florida Sun lag, hörten Truc und Vu die Detonation der Kanone. Neben ihnen, keine drei Meter entfernt, schlug die Granate in das Meer. Eine Wasserfontäne spritzte hoch.
Mit einem Ruck drückte Truc den Alarmhebel herunter. Im Inneren der Yacht heulten jetzt die Sirenen auf, Trucs Männer stürzten an Deck und erlebten, wie der zweite Schuß von der Florida Sun dicht über ihrem Aufbau hinwegjaulte.
Aus der Tiefe fuhren die Vierlingsflak und das Geschütz heraus, das Deck klappte auf, die Piraten saßen schon an den Zieleinrichtungen, bevor die Waffen voll ausgefahren waren, jeder Griff war hundertmal geübt.
Bradcocks dritter Schuß war ein Treffer. Die Granate schlug am Bug ein und riß den Bugkorb weg. Vu drehte die Motoren hoch bis zur Zerreißgrenze, ging zu einem Zickzack-Kurs über und raste über das Meer wie ein verfolgter Hase. Bradcock änderte die Richtung nicht, er kam in gerader Linie auf Truc zu.
Die erste Vierlingssalve der Pace peitschte in das Wasser. Trucs Geschütz wartete auf einen günstigen Winkel, und als Vu wieder einen Haken schlug, zischte die erste Granate aus dem Rohr. Ein Treffer. Bradcocks Radarturm zersplitterte. Die Trümmer regneten auf die in sich zusammengekrochenen Vietnamesen auf dem Achterdeck. Einige Frauen schrien auf und schoben die Kinder
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