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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kann, was außerhalb seines Seegebietes geschieht. Warum auch? Truc raubt und mordet in internationalen Gewässern, und er tötet Menschen, die sowieso keinen interessieren.«
    »Ist diese Welt nicht schrecklich, Larsson?«
    »Darum hütet sich Truc auch, uns anzugreifen, obgleich das eine leichte Sache wäre. Aber dann bekäme er internationalen Ärger und doch die einheimische Marine auf den Hals. Drei Tage Sensationspresse, drei Monate diplomatisches Hin und Her, das hat Truc doch gar nicht nötig.« Larsson atmete tief durch. Es war wirklich die längste Rede seines Lebens – er wunderte sich über sich selbst. »Und noch eine Frage: Glauben Sie, daß Ihre Regierung in Bonn bei Bekanntwerden, daß vor Vietnam ein deutsches Schiff, das Flüchtlinge aus dem Meer fischte, von Piraten versenkt worden ist, massiv etwas unternimmt? Gegen wen denn? Kein Staat trägt doch eine Schuld! Es sind Piraten! Außer einer Beileidsadresse an die Hinterbliebenen geschieht nichts. Kann nichts geschehen. Man wird sogar sagen: Sie haben sich freiwillig in Gefahr begeben. Sie haben ja keinen staatlichen Auftrag.«
    »Nein. Im Gegenteil. Man sieht unsere Rettungsaktion in Bonn mit deutlichem Mißfallen an. Man spricht uns sogar humanitäre Gründe ab.«
    »Das genau meine ich, Doktor.« Larsson stellte sich gegen den Rudergänger, der starr voraus aufs Meer blickte. »Für wen wollen Sie ein Held sein? Für eine Illustrierte? Für einen Film vielleicht? Für ein Fernsehspiel? Wissen Sie, was ich jetzt mache? Ich drehe ab.«
    Dr. Herbergh nickte stumm. Noch einmal blickte er hinüber zu Truc Kim Phong, drehte sich dann brüsk um und verließ die Brücke. Larsson sah ihm mit verkniffenem Mund nach. Er verstand ihn, aber er ordnete sich der Vernunft unter.
    »Drei Grad nach Steuerbord!« sagte er hart.
    »Drei Grad Steuerbord«, wiederholte der Rudergänger. Der Autopilot wurde ausgeschaltet. Gleichzeitig drückte Larsson den Hebel auf ›Volle Fahrt‹. Die Liberty schien aufzustöhnen und schob sich seitlich weg. Der Abstand zur Yacht verbreiterte sich. Viel zu langsam, fluchte Larsson innerlich. Ein lahmes Luder ist dieses Schiff.
    »Vu, wir sollten uns anständig von ihnen verabschieden«, sagte Truc genüßlich. Er saß in einem bequemen Ledersessel neben dem Steuermann und aß eine dicke Orange. »Dreimal das Nebelhorn, wie es höfliche Kapitäne tun. Es soll keiner von uns sagen, wir seien ungebildete Flegel!«
    Vu Tran Luc grinste breit, griff nach dem Hebel des Nebelhorns und ließ es dreimal lang aufbrummen. Die Liberty of Sea antwortete nicht.
    »Da siehst du, keine Kultur haben sie!« sagte Truc mit triefendem Spott. »Sie grüßen nicht zurück. Dabei haben wir uns doch so gut unterhalten.«
    Auch Vu gab nun volle Kraft und schwenkte nach Backbord weg. Mit schäumender Bugwelle raste die Yacht über das Meer, schlug einen weiten Bogen und verschwand in sehr kurzer Zeit im Dunst, der sich jetzt über das Wasser legte. Chief Kranzenberger und Stellinger standen nebeneinander an der Bordwand und verfolgten Truc, bis er sich im Meer aufzulösen schien.
    »So geht das nicht weiter, Chief«, sagte Stellinger mit rauher Stimme. »So nicht. Wir müssen Büchler dazu bringen, das Kommando zu übernehmen.«
    »Meuterei? Bist du verrückt, Franz?« Kranzenberger starrte Stellinger entsetzt an. »Wir sind doch keine Bounty!«
    »Larsson ist ein sturer Hund!«
    »Weißt du, was sie mit uns machen, wenn die Meuterei bekannt wird? Keinen Hafen können wir mehr anlaufen! Wir werden wie Kidnapper behandelt! Ob du ein Flugzeug oder ein Schiff entführst, das bleibt sich gleich.«
    »Aber es wird ein Signal sein!« schrie Stellinger.
    »Ein Signal – für wen?«
    »Für die Blinden in Bonn.«
    »Ja, ein Signal, uns als noch illegaler anzusehen, als man es schon tut. Siehst du schon die Überschriften, die Schlagzeilen in der Presse? ›Kidnapper-Ärzte fischen nach Vietnam-Flüchtlingen‹, ›Bonn distanziert sich von den Meuterern.‹ ›Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Meuterer-Ärzte.‹ Man wird uns fertigmachen, bis wir wie ein zerstückelter Regenwurm aussehen. Und unsere Geretteten können wir wieder ins Meer werfen, die wird dann wirklich keiner mehr aufnehmen!«
    »Wir werden Fotos dieser hingeschlachteten Frau in alle Welt schicken!«
    »Junge, das regt doch keinen mehr auf«, Kranzenberger winkte ab. Er betrachtete diese Diskussion als verlorene Zeit, er wollte zu seinem Freund Herbert, der beim Anblick der Frau gekotzt

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