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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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etwas an den sich anbahnenden Handelsbeziehungen mit Vietnam? Seit wann kümmert sich die Dividende eines Aktionärs um Menschen? Von den Politikern schweigen wir ganz … da drückt man mit breitem Lächeln Hände, die vor Blut triefen, um ›gute Beziehungen herzustellen‹. Um Politiker zu werden, muß man eine besondere Moral haben.« Er blickte über Bord, sah, daß auch v. Starkenburg bereits im Schlauchboot saß und alle nur noch auf ihn warteten. »Na, dann wollen wir mal. Im Hospital ist alles klar?«
    »Natürlich. Julia und Johann stehen bereit.«
    Dr. Starke kletterte die Lotsenleiter hinunter, sprang ins Boot, und mit aufheulendem Motor preschte es hinüber zu Trucs Schiff und den im Meer treibenden vier Menschen. Gespannt beobachteten Dr. Herbergh, Larsson, Büchler, Stellinger und Chief Kranzenberger, der jetzt auch an Deck war, durch ihre Ferngläser, was nun geschehen würde. Wie würde sich Truc verhalten? Waren die vier ins Meer geworfenen Menschen nur ein Köder, würde er auf das Schlauchboot schießen? Dieser plötzliche Gedanke elektrisierte Dr. Herbergh. Er zuckte zu Larsson herum.
    »Wir … wir sollten den Waffenschrank aufschließen, Kapitän?« sagte er gepreßt.
    »Auf gar keinen Fall!« Larsson antwortete knapp und hart wie immer. »Verlieren Sie nicht die Nerven, Doktor.«
    »Wenn Truc auf unsere Leute schießen läßt.«
    »Warum sollte er?«
    »Warum raubt und ermordet er Hunderte von Flüchtlingen?«
    »Damit verdient er Geld, mit uns nicht.«
    »Aber wir stören ihn. Wir sind ihm im Weg. Wir holen seinen Verdienst an Bord.«
    »Daran wird sich auch nichts ändern, wenn er Dr. Starke beschießt.«
    »Und dabei sollen wir in aller Ruhe zusehen?« rief Büchler.
    »Noch schießt er ja nicht.«
    »Und wenn?«
    »Büchler, stellen Sie nicht so dumme Fragen.« Larssons Stimme wurde grob. »Ich denke ja auch nicht darüber nach, was ich tun soll, wenn wir alle Räume voll Vietnamesen haben, die keiner haben will. Das ist nicht meine Sache. Ich fahre das Schiff auf Charter, und mehr nicht! Im übrigen alarmiert Buchs ja alles, was er erreichen kann.«
    »Jetzt sind sie bei den Treibenden!« sagte Dr. Herbergh und blickte durch sein Fernglas. »Warum ziehen sie keinen ins Boot?! Was ist denn da los?« Er riß das Funksprechgerät hoch und drückte auf den Knopf. »Wilhelm, melden Sie sich! Warum ziehen Sie denn keinen ins Boot?«
    »Da ist doch was los?« sagte auch Stellinger. Er stand neben Anneliese und hatte das Schlauchboot groß im Fernglas. »Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Herbert hängt über Bord und kotzt!«
    Auch die anderen sahen es: v. Starkenburg hatte sich über den Wulstrand des Schlauchbootes gebeugt und erbrach sich. Kroll stand neben dem Außenbordmotor und schüttelte in ohnmächtiger Wut beide Fäuste zu der weißen Yacht. Dr. Starke hockte starr auf dem schmalen Sitzbrett.
    »Antworten Sie, Wilhelm!« rief Dr. Herbergh wieder in sein Sprechgerät. »Sind die Leute verletzt?!«
    »Nein.« Dr. Starkes Stimme klang hohl und tonlos. »Es ist alles in Ordnung. Herbert kotzt, das möchte ich am liebsten auch, Fritz brüllt herum, und ich ziehe gleich einen Menschen ins Boot. Die Frau. Vor uns sehe ich auf Trucs Schiff sechs Männer, die zu uns herübergrinsen und sogar winken. Ob Truc selbst dabei ist, weiß ich nicht, keiner kennt ihn ja. Fred, ich wünsche mir jetzt eine gute alte Panzerfaust. Oder eine Bazuka-Rakete. Und wenn wir zurückkommen, sorgen Sie bitte dafür, daß keine Frau und kein Kind mehr an Deck sind.«
    »Nun reden Sie doch endlich, Wilhelm!« schrie Dr. Herbergh in höchster Erregung.
    »Das tue ich doch. Was ich hier sehe, ist nicht mit Worten zu beschreiben, das muß man selbst in sich aufnehmen. Fred, ich warne auch Sie. Sie könnten ebenfalls kotzen.«
    Dr. Starke schaltete ab. Auf der Liberty sahen sie, wie v. Starkenburg, Kroll und Starke einen der treibenden Körper heranzogen und mühsam ins Schlauchboot zogen. Die anderen drei Menschen mit ihren Schwimmwesten ließen sie in den Wellen schaukeln.
    »Sie … sie haben Tote ins Meer geworfen«, sagte Stellinger gepreßt. »Das ist jetzt klar.«
    »Tote mit Schwimmwesten?« Anneliese sah Stellinger ratlos an. »Was hat das für einen Sinn?«
    »Das werden wir schnell erfahren. Aha, die Saukerle rühren sich.«
    Auf Trucs Schiff arbeiteten die Motoren wieder. Hinter der Schraube schäumte das Wasser auf. Ganz langsam fuhr die herrliche Yacht an, es war ein fast katzenhaftes

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