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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorgebetet. Diese Schlagzeilen in der deutschen Presse.« Stellinger winkte ab. »Man sollte auf diese Journalisten scheißen. Verzeihung, Frau Doktor. Aber da kommt einem doch die Galle hoch! Überall die große Fresse. Die sitzen wohlgenährt auf ihren Redaktionsstühlen, verdauen, was ihnen gefällt oder nicht gefällt und drucken Schlagzeilen aus. Nur wenn man ihnen sagt: ›Los, ran, macht's besser‹, schleichen sie sich davon! Alles nur ein großes Blabla, heiße Luft.«
    »Aber Millionen Leser werden von ihnen beeinflußt. Und sie kennen ihre Macht genau. Für die linke Presse sind wir geradezu Verbrecher, weil wir Menschen retten, die vor dem Kommunismus fliehen. Und für die rechte Presse sind wir Störenfriede und idealistische Spinner, weil unsere Aktion die Handelsbeziehungen zu Vietnam stört.«
    »Was bleibt da übrig, Doktor?«
    »Nichts! Das ist es ja.« Dr. Herbergh sagte es ohne Bitterkeit, er hatte sich an die Situation gewöhnt. »Wir sind allein, wir sind allein gelassen, ein Privatverein, ein Komitee, das nur von Spenden lebt, das der Staat bewußt übersieht und auf dem alle herumtrampeln. Niemand unterstützt uns von Bonner Seite, aber alle schlagen auf uns ein. Und dann geschieht etwas Verblüffendes: Die sozialistisch regierten Länder Nordrhein-Westfalen, Saarland, Hessen haben – so hat es Hörlein mitgeteilt – als erste reagiert und Aufnahmegarantien für Flüchtlinge gegeben. Und dann noch Niedersachsen, entgegen der Abstinenz der Bundesregierung.«
    »Und Hamburg nicht?« fragte Stellinger.
    »Hörlein hat von Hamburg noch nichts gesagt.«
    »Aber, wenn man heiratet, ganz gleich wen, ob Negerin oder Indianerin oder Chinesin, die Ehefrau können sie doch nicht rausschmeißen, oder?«
    »Natürlich nicht.« Dr. Herbergh musterte den unruhig gewordenen Stellinger. »Woran denken Sie? Ich ahne es, aber überlegen Sie sich das reiflich. Da treffen zwei völlig verschiedene Welten aufeinander, zwei ganz konträre Mentalitäten.«
    »Doktor, wir sind doch alle nur Menschen.«
    »Eben. Darin liegt das ganze Problem. Ein Hund bleibt ein Hund, ein Tiger bleibt ein Tiger, ein Kamel bleibt ein Kamel, aber der Mensch hat tausend Gesichter.«
    »Dann dürfte keiner mehr heiraten, Doktor.«
    »Und genau das ist das große Geheimnis von Liebe und Zusammenleben: Das Einswerden zweier völlig unterschiedlicher Menschen. Das ist fast schon ein Wunder.« Dr. Herbergh sah Stellinger wieder nachdenklich an. »Sie denken an Kim?«
    »Sie wissen das, Doktor?« Stellinger wurde verlegen wie ein ertappter Sünder.
    »Man kann nicht übersehen, daß Kim Sie anlockt wie Baldrian einen Kater.«
    »Das ist kein schöner Vergleich, Fred«, warf Anneliese ein. »Wenn Franz sie wirklich liebt – und Sie lieben sie doch?«
    »Ja.« Stellinger wurde noch verlegener und goß sich zur Stärkung noch einen Cognac ein. Dabei kam die Flasche in die Nähe von Dr. Starke. Blitzschnell riß er sie an sich und setzte sie an die Lippen. Als Stellinger ihm die Flasche aus den Fingern entwand, hatte er schon einen großen Schluck genommen.
    »Und sie will bei Ihnen bleiben?« fragte Anneliese.
    »Sie weiß es noch nicht, Frau Doktor. Aber«, seine Augen glänzten, »sie lernt bereits Deutsch.«
    »Wenn das kein Liebesbeweis ist!« Dr. Herbergh lachte kurz auf. Dann verfiel er wieder in tiefen Ernst. Nebenan lag die hingeschlachtete junge Frau, und die drei Männer mit durchgeschnittenen Kehlen, in ihren Schwimmwesten hängend, waren zum Fraß der Haie geworden. »Wir werden sie mit einer kleinen Feier bestatten«, sagte er unvermittelt. Und als er bemerkte, wie ihn Stellinger fassungslos anstarrte, fügte er hinzu: »Die Ermordete natürlich.«
    Das Telefon an der Wand klingelte. Dr. Starke, schon jenseits allen Verstandes, hob dennoch den Kopf und lallte: »Kein Anschluß unter dieser Nummer.«
    Anneliese hob den Hörer ab.
    »Funker Buchs«, sagte sie, »er hat Köln bekommen. Hörlein ist am Apparat. – Ja, hier Dr. Burgbach. Natürlich wissen wir, daß es bei Ihnen mitten in der Nacht ist, aber der Chef muß Sie unbedingt sprechen.«
    Sie hielt ihm den Hörer hin, und Dr. Herbergh griff danach. Die Verständigung über die Tausende von Kilometern hinweg war gut, das Gespräch lief über Satellit, kein Knattern, keine Nebengeräusche, keine Unterbrechungen, ein Ortsgespräch konnte nicht klarer sein.
    »Was ist passiert, Fred?« fragte Hörlein ohne Einleitung.
    »Passiert? Wieso?«
    »Ohne Grund telefonierst du nicht aus

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