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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht mehr aufhören, bis sie dich in eine Anstalt einsperren. Aber dann ist es manchmal zu spät. Zwei meiner Freunde sind dort gelandet, in der geschlossenen Abteilung, für immer. Da habe ich aufgehört mit dem Zeug. Ich habe überhaupt nicht mehr geraucht.« Starkenburg holte tief Luft. »Aber heute … Du, ich hab' im Schlauchboot kotzen müssen.«
    »Ich hab's gesehen, Herbert. Das kann jedem passieren. Mir kam es auch hoch, als sie da auf dem Tisch lag, und der Chef untersuchte sie.« Pitz drehte sich zur Seite und schob die Beine hoch. »Komm mit in die Kabine, ich geb' dir eine Zigarette. Hat der Chief keine?«
    »Er ist böse mit mir«, sagte Starkenburg wie ein Kind, das gescholten worden ist.
    »Was heißt das?«
    »Er spricht nicht mehr mit mir. Und wenn er mir begegnet, nennt er mich Stricher und Verräter und Hure. Nur weil ich bei einem jungen Vietnamesen Unterricht in Judo nehme. Julius ist eifersüchtig. So was von Eifersucht hast du noch nicht gesehen.«
    »Und hat er Grund dazu?«
    »Wegen Judo?«
    »Wegen des jungen Vietnamesen. Ehrlich, Herbert, ist's nur der Judo-Unterricht? Du weißt, bei mir liegt jede Beichte wie im Grab. Nun gesteh schon!«
    »Er … er ist ein hübscher Junge …«, sagte Starkenburg zögernd. »Schlank und doch voller Muskeln. Wenn wir Judo üben, sind wir beide nackt. Es ist wunderbar, ihn anzufassen. So, als wenn du Julia an dich drückst.«
    Pitz sah ihn betroffen an. »Was ist mit Julia? Ich habe mit ihr nichts zu tun.«
    »Johann«, Starkenburg lächelte wissend, »auch ich kann schweigen. Und ich sehe vielleicht mehr als andere an Bord.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Euer Treffen im Proviantbunker.«
    »Das hast du gesehen?«
    »Ich habe euch hineingehen sehen, und nach einer Stunde kam Julia wieder heraus. Sie sah ziemlich zerrupft aus.«
    »Du mußt verdammt viel Zeit haben, um überall herumzuspionieren.« Pitz kämpfte mit einer inneren Unruhe, aber er konnte nicht vermeiden, daß seine Augenwinkel nervös zu zucken begannen. Das war eine Reaktion seiner Nerven, über die er sich maßlos ärgerte, die er aber nicht unterdrücken konnte. Immer, wenn er besonders aufgeregt war, begann das Zucken. Auch Julia hatte es gemerkt, hatte ihn auf die Augen geküßt und ihm ins Ohr geflüstert: »Dein ganzer Körper denkt nur an mich. Von den Zehen bis zu den Augen. Schatz, so wild auf mich war noch keiner.« Er ließ sie in dem Glauben und nahm sich vor, einen Nervenarzt aufzusuchen, wenn er wieder in Deutschland war. Oder noch früher, beim nächsten Aufenthalt in Singapur, vielleicht half eine Akupunktur. Diese chinesischen Ärzte hatten für alle Krankheiten eine silberne Nadel. »Wer weiß das noch?«
    »Keiner, Johann.«
    »Wenn du alles siehst … was ist mit Dr. Starke? Ist er hinter Julia her?«
    »Dr. Starke?« Starkenburg blickte an Pitz vorbei auf das Meer. Er sah wieder, wie der Arzt kurz nach Mitternacht zu Julias Kabine schlich, leise anklopfte, dreimal kurz, und sie ihm die Tür öffnete. Und er sah wieder Hugo Büchler, den Ersten, in der folgenden Nacht den gleichen Weg gehen, nur klopfte Büchler viermal kurz an die Tür. »Nein!« log Starkenburg. »Ich habe nichts gesehen.«
    »Er frißt Julia mit den Augen auf.«
    »Du spinnst. Du siehst Gespenster. Du bist wie Julius, eifersüchtig bis zur Sinnlosigkeit. Hast du irgendeinen Beweis?«
    »Nein.« Pitz stand auf und wartete, bis Starkenburg auch vom Rand der Versenkung hochgekommen war. »Aber wenn du was siehst, sag es mir sofort.«
    »Das ist doch klar, Johann.«
    »Ich mache aus diesem Lackaffen einen einzigen blauen Fleck!«
    Und darum wirst du nie etwas erfahren, dachte Starkenburg zufrieden. Von mir nicht. Das Wichtigste an Bord ist unser Zusammenhalt, ist die gemeinsame Arbeit, ist die Harmonie untereinander. Wenn jeder des anderen Feind ist, können wir unsere Aktion abbrechen. Und dann noch Feindschaft wegen eines Weibchens wie Julia. Das wäre der Gipfel der Absurdität, das Sinnloseste überhaupt.
    »Gehen wir zu deinen Zigaretten«, sagte Starkenburg. »Mir liegt der Tag noch immer im Magen.«
    Unterdessen hatte Anneliese das Zimmer betreten, in dem Ut und ihre Kinder warteten. Sie brachte Xuong mit, der dicke Hung war nirgendwo zu finden. Sie hatte den Dolmetscher suchen lassen, aber statt Hung war Xuong gekommen und hatte sich angeboten, die Unterhaltung ins Englische zu übersetzen.
    Julia Meerkatz, noch wütend über das Gespräch mit Pitz, saß auf dem Bett und sprang auf, als Anneliese

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