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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hätte sie ihren Glauben nicht aufgeben müssen. Doch im nächsten Moment wurde Gisela bewusst, dass sie dann selbst hätte Nonne werden müssen, und dazu fühlte sie sich nicht berufen.
    »Was meinst du, wollen wir es versuchen?«, hörte sie Walther leise fragen und nickte.
    Doch als er sich zu ihr herüberschob und sie seine Hand auf ihrem Leib fühlte, blies sie rasch die Öllampe aus, die sie auf das Kästchen neben ihrem Bett gestellt hatte.
    Mit einem Mal war es stockdunkel. Walther zuckte im ersten Moment zurück, sagte sich dann aber, dass Gisela wohl zu schamhaft war, um sich beim Schein der Lampe zu lieben.
    »Hab keine Angst! Es geht ganz leicht«, flüsterte er und zog ihr Nachthemd nach oben.
    Als seine Hand dabei die Innenseiten ihrer Schenkel streifte, sog Gisela unwillkürlich die Luft ein, doch als er auf sie glitt, öffnete sie ihm breitwillig die Beine und spürte sein Glied fordernd gegen ihre Pforte drücken. Bei seinem Eindringen empfand sie etwas, das zwischen Schmerz und einem angenehmen Ziehen angesiedelt war. Der Schmerz ließ rasch nach, während das Ziehen sich bei Walthers sanften Bewegungen steigerte, bis sie es irgendwann kaum noch ertragen konnte.
    Nach einigen heftigeren Stößen lag er schließlich still auf ihr, und sie spürte seine Lippen auf ihrem Mund. »Ich liebe dich«, flüsterte er, und Gisela dachte, dass die Ehe mit ihm wohl das Beste war, was ihr hatte passieren können.

Sechster Teil
    Die Konfrontation
    1.
    G isela musterte die Münzen, die Walther fein säuberlich nach ihrem Wert sortiert auf dem Tisch aufgestapelt hatte. Während ihr Mann zufrieden lächelte, empfand sie die Vorstellung, dass Walther in absehbarer Zeit die Reise über den Ozean antreten würde und sie mit ihm gehen musste, als Alptraum.
    »Warum willst du unbedingt nach Amerika?«, fragte sie ihn zum hundertsten Mal in der Hoffnung, ihn vielleicht doch noch umstimmen zu können. »Mit diesem Geld können wir uns auch hier in Preußen eine Heimat schaffen.«
    Walther fiel es schwer, ihr zu erklären, weshalb es ihn nach Amerika zog, dennoch versuchte er es wieder. »Ich würde gerne hierbleiben, könnten wir hier so leben, wie es einem aufrechten Menschen zukommt. Doch selbst wenn ich den Dienst des Grafen Renitz verlassen und mich anderswo um eine Anstellung bemühen würde, wären wir wieder vom Wohlwollen eines Dienstherrn abhängig. Ich habe nicht die Zähne zusammengebissen und mein Studium durchgehalten, um jetzt weiterhin nur ein Knecht zu sein.«
    »Aber deswegen müssen wir doch nicht gleich nach Amerika!«, rief Gisela aus. »Es gibt andere Möglichkeiten. Bayern zum Beispiel, wo meine Eltern herkommen, oder Österreich.«
    Den Vorschlag machte sie nicht nur, um Graf Diebold zu entkommen, sondern auch, um unter Menschen ihres Glaubens leben zu können. Unter diesen würde es ihr vielleicht gelingen, Walther ebenfalls zum katholischen Glauben zu bekehren.
    Ihr Mann schüttelte jedoch den Kopf. »Es ist ganz gleich, wohin wir uns auf deutschem Boden oder in den umliegenden Ländern wenden: Ein einziger Brief von Graf Diebold genügt, mich um Lohn und Brot zu bringen. Er braucht nur zu schreiben, wir hätten ihn bestohlen. Jeder Dienstherr würde uns daraufhin zum Teufel jagen, ebenso jede Behörde, falls es mir gelingen würde, in den Staatsdienst zu treten. Alle würden ihm glauben und nicht uns.«
    »Das mag ja sein, aber …« Walthers Erklärung klang einleuchtend, doch Gisela hoffte immer noch auf ein gutes Ende in ihrer Heimat. »Drüben in Amerika sprechen sie eine andere Sprache. Wie sollen wir uns dort zurechtfinden?«, wandte sie als Nächstes ein.
    »Ich bin des Englischen mächtig, und du wirst es sicher auch bald lernen. Außerdem haben sich viele Deutsche in den Vereinigten Staaten angesiedelt. Es gibt dort ganze Dörfer und Städte, in denen nur Deutsche leben. Dort wirst du rasch Freundinnen finden, die dich in ihre Kreise einführen.«
    Walther wusste jedoch, dass all dies Gisela nicht half, denn ihre Angst vor dem großen Wasser und der Überfahrt glich blinder Panik. Und doch würde sie sich überwinden und mitkommen müssen.
    »Wir tun es, weil es unsere einzige Chance ist«, erklärte er schroffer als beabsichtigt. »Ich habe bereits alles vorbereitet. Morgen muss ich im Auftrag der Gräfin nach Bremen fahren. Sie will Bäume schlagen lassen und hofft, diese dort teuer verkaufen zu können. Diebolds Hochzeit wirft ihre Schatten voraus, und dem Willen seiner Mutter zufolge

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