Das goldene Ufer
es ihr gefallen würde, eine richtige Ehefrau zu sein.
Aus diesem Gedanken heraus fasste sie nach Walthers Hand und sah ihn an. »Gehen wir!«
Walther lächelte erleichtert und winkte ihren beiden mütterlichen Freundinnen zu. »Danke für alles!«
»Bis morgen!«, antwortete Luise Frähmke und schob das junge Paar zur Tür hinaus.
Draußen schlang Walther einen Arm um Gisela und empfand dabei ein Glücksgefühl, dass er am liebsten gesungen hätte. Im nächsten Moment wunderte er sich über sich selbst. Immerhin war mit Holger Stoppel in der letzten Nacht ein guter Freund gestorben, und da gehörte es sich eigentlich nicht, fröhlich zu sein.
Die beiden verließen das Haus durch den Hintereingang. Eins mit sich selbst und ihren Gedanken achteten sie nicht auf die Fenster von Diebolds Schlafkammer und nahmen daher auch nicht den Schattenriss des Mannes wahr, der dort stand und ihnen hasserfüllt nachstarrte.
Diebold schmerzte die Niederlage, die er an diesem Tag hatte hinnehmen müssen, und ballte in hilfloser Wut die Fäuste. Erst lange nachdem das junge Paar seinen Blicken entschwunden war, drehte er sich um und betrachtete die junge Magd, die sich ihrer Kleidung entledigt hatte und nackt auf seinem Bett lag. Imma war hübsch und willig, dennoch wünschte er, Gisela wäre an ihrer Stelle. Doch diese kleine, schwarze Metze würde heute nicht ihm, sondern diesem Kretin Walther das Bett wärmen.
Noch ist nicht aller Tage Abend, dachte er und zog sich aus. Doch mit einem Mal reizte es ihn nicht mehr, sich mit Imma zu vergnügen. Sein Glied, das ihn bislang noch nie im Stich gelassen hatte, machte nicht die geringsten Anstalten, kraftvoll nach vorne zu ragen. Aber wenn er jetzt versagte, würde Imma das nicht für sich behalten können und es ihren Freundinnen erzählen. Dazu darf es nicht kommen, dachte er und war mit zwei Schritten bei ihr. Er packte die Handgelenke der Magd und riss sie hoch.
»Herr Graf, was habt Ihr?«, fragte Imma erschrocken.
Diebold verstärkte seinen Griff und sah mit wachsender Lust zu, wie die Frau sich vor Schmerzen wand.
»Was ich habe? Nichts! Ich will nur etwas davon haben, dass du bei mir bist!« Mit diesen Worten ließ er sie aufs Bett fallen und war über ihr, bevor sie Luft holen konnte.
Sein Gewicht presste Imma gegen die Matratze, und mit einem Mal bekam sie Angst.
»Euer Hochwohlgeboren, seid bitte nicht so rauh zu mir!«
Wortlos presste Diebold ihre Beine auseinander, spürte dabei, wie sein Glied nun doch hart wurde, und drang mit einem heftigen Ruck in sie ein.
Imma stieß einen Schmerzensschrei aus, doch sie vermochte sich nicht zu wehren, denn er hielt ihr die Arme mit der Linken fest und legte ihr die andere Hand auf den Mund.
Nun stellte Diebold sich vor, sie wäre Gisela, und ließ jede Rücksicht fahren. Als er sich schließlich erhob, krümmte Imma sich vor Schmerzen und wagte nicht, ihn anzusehen.
14.
W alther öffnete die Tür des Forsthauses und ließ Gisela eintreten. Seiner Miene nach fühlte er sich nicht weniger beklommen als seine junge Frau. Während sie sich fragte, was die nächsten Stunden ihr bringen würden, überlegte er, was er ihr im Bett zumuten durfte.
Unsicher sah er sie an. »Hast du noch Hunger?«
»Aber wir sind doch erst von einem reich gedeckten Tisch aufgestanden«, platzte Gisela heraus. Sie wies auf die Becher, die auf einem an der Wand befestigten Bord standen. »Ich hätte gerne etwas zu trinken!«
Während Walther zwei Becher mit Schlehenwein füllte, trat Gisela in den Raum, der gleichzeitig als Küche und Wohnstube diente, und sah sich um. Obwohl Walther das Haus peinlich sauber hielt, war zu erkennen, dass hier seit Jahren keine Frau mehr gelebt hatte. Vieles hing einfach an Nägeln oder hölzernen Haken an der Wand, das Geschirr stand kunterbunt gemischt im Schrank, und das Feuerholz war schlichtweg an einer Seitenwand aufgestapelt und rahmte den geweihtragenden Hirschkopf, der dort als Trophäe hing, halb ein. Dafür aber fehlte das Spinnrad neben dem Herd und vieles andere, das sie benötigte, um den Haushalt richtig zu führen.
Hier bot sich ihr ein reiches Betätigungsfeld, und das war ihr sehr recht, denn sie wollte Walther beweisen, was sie als Hausfrau wert war. Zudem erleichterte es sie, dass sie als Förstersfrau nicht mehr im Schloss arbeiten musste. Sie würde es meiden, solange Diebold sich dort aufhielt, auch wenn dies hieß, dass sie ihre Freundinnen Luise Frähmke und Cäcilie nur noch selten würde
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