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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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können.
    »Sieh zu, dass du so viel wie möglich erlösen kannst!«, erklärte sie und deutete Walther mit einer knappen Geste an, dass er gehen könne. Während dieser nach einer Verbeugung verschwand, überschlug Gräfin Elfreda das Geld, das sie ihrer Einschätzung nach für das Holz bekommen würde, und kam auf eine erkleckliche Summe, mit der sie nicht nur die Verlobung und die Heirat ihres Sohnes bezahlen konnte. Es würde darüber hinaus genug übrig bleiben, um auch weiterhin die besten und angesehensten Kurorte Europas aufsuchen zu können.
    Walther hatte unterdessen das Schloss verlassen und schritt durch die hereinbrechende Nacht nach Hause. Seine Gedanken drehten sich um die Prämie, die ihm der Holzaufkäufer versprochen hatte, und gleichzeitig überlegte er, wie lange der Holzeinschlag und der Transport zur Fuhse dauern würden. Wenn alles so lief, wie er es erwartete, konnten Gisela und er in drei, spätestens vier Monaten Renitz verlassen und den Weg in die Neue Welt antreten.
    Es drängte ihn, mit seiner Frau darüber zu sprechen. Doch als er das Forsthaus erreichte, fand er Gisela schlafend im Bett. Sie hatte sich zusammengekauert und wimmerte leise, als erleide sie einen schrecklichen Alptraum. Er überlegte, ob er sie wecken sollte, begnügte sich aber damit, sich neben sie zu setzen und ihr sanft über das Haar zu streichen. Es war, als genüge seine Berührung, um alle schlimmen Träume zu vertreiben, denn sie wurde ruhiger und flüsterte nach einer Weile sogar seinen Namen.

8.
    F ür die Planung des Holzeinschlags und des Transports der Stämme zur Fuhse benötigte Walther in den nächsten Wochen alle Kraft. Daher kam er meist nur noch zum Schlafen nach Hause und fiel todmüde ins Bett, um am nächsten Tag nach einem hastigen Frühstück das Forsthaus wieder zu verlassen. Da seine Gedanken sich mit der Arbeit befassten, achtete er kaum auf Gisela, und so entging ihm deren wachsender Kummer.
    Um den eigenen Profit zu steigern, sparte die Gräfin an allem. Deshalb musste Walther auch an diesem Tag zum Schloss. Gräfin Elfredas Zofe hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass der junge Mann bei ihrer Herrin ein und aus ging, und führte ihn ohne das übliche Getue in deren Salon. Sie selbst blieb aber im Raum und tat so, als müsse sie etwas erledigen, denn so ganz traute sie dem Frieden nicht. Die Gräfin war noch nicht alt genug, um gewisser Wünsche ledig zu sein, und ein gutaussehender junger Mann wie Fichtner konnte durchaus ihr Blut erhitzen.
    Im Gegensatz zu dem, was die Zofe annahm, fühlte Elfreda von Renitz sich mehr vom Glanz kalter Goldstücke angezogen als von dem Gedanken an eine zärtliche Stunde mit irgendeinem Mann. Sie hoffte, bald schon Großmutter zu werden und ihre Liebe auf ihren Enkel richten zu können. Daher empfing sie Walther zwar interessiert, aber kühl. »Was gibt es zu melden?«
    »Ich benötige mehr Männer, Euer Erlaucht. Mit denen, die ich bis jetzt einstellen konnte, ist die Arbeit nicht zu schaffen. Die Baumstämme müssen in Bremen sein, bevor die Flößerei im Spätherbst eingestellt wird.«
    »Noch mehr Männer? Geht es nicht doch mit denen, die du jetzt hast?« Die Miene der Gräfin drückte aus, was sie dachte. Mehr Arbeiter bedeuteten auch mehr Geld, das sie für diese würde zahlen müssen.
    »Ich bedauere, nein. Wir brauchen auch mehr Gespanne, um das Holz rücken zu können.«
    »Dann hol dir diese vom Gut!«, klang es kalt zurück.
    Walther hatte das Gefühl, als kämpfe er gegen eine Hydra, der immer mehr Köpfe wuchsen. »Ich habe zwei Drittel der Gespanne des Gutes im Einsatz, und der Verwalter beschwert sich bereits, dass er die Ernte nicht rechtzeitig einbringen kann. Außerdem sind weder die Pferde noch die Knechte für den Transport von Baumstämmen geschult. Dadurch wird es zu Unfällen kommen, die uns Männer und Tiere kosten können.«
    Die Gräfin kniff die Augen zusammen und dachte nach. Was Walther sagte, klang schlüssig. Aber sie war dennoch nicht bereit, ihm mehr Geld für Arbeiter und Gespanne zur Verfügung zu stellen. »Es muss auch so gehen. Notfalls sollen die Leute eine Stunde am Tag länger arbeiten.«
    »Die Holzfäller und Fuhrleute arbeiten bereits von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Sie könnten nur dann länger arbeiten, wenn es Euch gelingt, den Lauf der Sonne zu verlangsamen!« Allmählich war Walther es leid. Obwohl er tat, was in seiner Macht stand, warf die Gräfin ihm in ihrer kleinlichen Art immer wieder

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