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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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entsprechend hoher Preis bezahlt wird, machen wir auch das.«
    »Herr Fichtner, jetzt reden wir mal ehrliches Deutsch miteinander«, wandte der Bremer ein. »Ich achte Ihren Willen, den besten Ertrag für Graf Renitz herauszuschlagen. Sie müssen aber auch mich verstehen. Ich kann über einen gewissen Preis nicht hinausgehen. Und ich verspreche Ihnen, dieser wird höher sein als der, den Sie bei den Hamburgern erzielen könnten. Bedenken Sie, Sie müssen den ganzen Überlandtransport in eigener Verantwortung durchführen. Das kostet sehr viel Geld. Ich hingegen biete Ihnen an, die Stämme an der nächsten Floßlände entgegenzunehmen und durch meine eigenen Leute nach Bremen flößen zu lassen.«
    Das war mehr, als Walther erwartet hatte. Er bemühte sich, seine Zufriedenheit nicht zu zeigen, sondern tat so, als müsse er sich das Angebot überlegen. Schließlich hob er den Kopf und sah den Mann an.
    »Ich werde mit Seiner Erlaucht darüber sprechen müssen und lasse Sie dann seine Entscheidung wissen.«
    »Um Ihren Überredungskünsten ein wenig nachzuhelfen, bin ich bereit, Ihnen einhundert Taler als Vermittlungsgebühr zu bezahlen«, bot der andere an.
    Walther schwankte. Wenn er hart blieb, konnte er vielleicht ein paar Taler mehr für die Gräfin herausschlagen. Andererseits waren hundert Taler eine Summe, die ihm in Amerika zugutekommen würde.
    »Ich werde alles tun, um Ihre Erlaucht von Ihrem Angebot zu überzeugen.« Dieses Zugeständnis machte er nicht gerne. Doch angesichts der Tatsache, dass Diebold bald der unumschränkte Herr der Renitzschen Besitzungen sein würde, stand Walther die eigene Börse näher als die der Grafenfamilie.
    Sein Besucher ließ sich noch einmal nachschenken und trank ihm zu. »Auf unser Geschäft!«
    »So es zustande kommt!« Walther war bereit, das Seine dafür zu tun. Die Stämme nach Hamburg zu schaffen bedeutete tatsächlich sehr viel Aufwand, und dieser würde den Ertrag schmälern. Außerdem müsste er in dem Fall seine Frau etliche Wochen allein zurücklassen, und dazu war er nicht bereit. Auch wenn Graf Diebold bald heiraten würde, traute er ihm zu, Gisela während seiner Abwesenheit zu bedrängen.
    Bei dem Gedanken fragte er sich, wo seine Frau sein mochte. Wahrscheinlich war sie bei Cäcilie oder Frau Frähmke im Schloss. Er bedauerte ihre Abwesenheit, denn er hätte dem Holzkaufmann gerne mehr aufgetischt als nur ein paar Gläser Schnaps. Doch Cäcilie würde dem Mann gewiss einen ausgiebigen Imbiss vorsetzen. So bat er den Herrn, mit ihm zu kommen, und schlug den Weg zum Schloss ein.
    Wie Walther es erwartet hatte, sparte die Köchin nicht mit Schinken, Butter und Käse, und so konnte sein Besucher sich an allerlei ländlichen Leckerbissen satt essen. Nach Gisela hielt er jedoch vergebens Ausschau. Dafür aber musterte Cäcilie ihn mit einem seltsamen Blick, den er nicht zu deuten wusste.
    Dank Cäcilies Fruchtweinen und einigen weiteren Gläsern Schnaps wurde der Herr aus Bremen bald müde und nahm das Angebot eines Zimmers im Dienstbotentrakt dankbar an. Walther wollte nun ebenfalls nach Hause, doch als er die Küche verließ, passte die Zofe der Gräfin ihn ab.
    »Du sollst in den Salon Seiner Erlaucht kommen!«
    Da ihre Herrin dem Förster keine besondere Achtung entgegenbrachte, behandelte die Zofe Walther wie jeden x-beliebigen Knecht. Sie ging vor ihm her, bis sie den Salon erreicht hatten, und wartete dort, bis ein Lakai die Tür öffnete.
    »Hier ist Fichtner, Euer Erlaucht«, kündigte sie den Besucher an.
    Walther trat an ihr vorbei in den Raum und sah die Gräfin neben ihrem Gemahl stehen. Medard von Renitz saß eingesunken in seinem Ohrensessel und hatte die Augen geschlossen. Walther konnte sogar ein leises Schnarchen hören. Gräfin Elfreda aber war hellwach und musterte Walther mit einem kalten Blick.
    »Wie stehen die Verhandlungen, Walther?«
    Er brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln. »Herr Steenken wollte den Preis zunächst über Gebühr drücken, doch der Hinweis, wir könnten die Baumstämme über Land schaffen und dann auf der Elbe nach Hamburg flößen, hat ihn dazu gebracht, ein besseres Angebot zu machen. Er will sogar das Flößen selbst übernehmen, so dass uns auch hier ein Verdienst bleibt.«
    »Sehr gut!« Die Gräfin nickte unbewusst und fand es bedauerlich, dass ihr Sohn eine solche Abneigung gegenüber Walther entwickelt hatte. Fichtner hätte ein ausgezeichneter Verwalter der gräflich-Renitzschen Liegenschaften werden

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