Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Goldes erfreuen.«
    »Erfreuen wir uns daran, dass wir noch leben, und sorgen wir dafür, dass wir es noch eine Weile tun.« Walther kehrte der Achterkajüte den Rücken zu und befahl, das erste Floß an der Backbordseite der Loire nach unten zu schieben.
    Als dies geschehen war, brauchten sie zehn Leute, um das Floß über den nachgiebigen Sand bis zum Wasser zu transportieren. Danach sanken einige Männer erschöpft auf den nassen Sand.
    »Sollten wir es nicht bei dem einen Floß belassen und es mehrfach hin und her fahren lassen?«, fragte einer.
    Walther schüttelte den Kopf. »Es passen höchstens sieben Leute darauf. Da zwei es wieder zum Schiff zurückbringen müssen, wären das fünf Fahrten. Das dauert viel zu lange. Außerdem haben wir die anderen Flöße bereits gefertigt. Also kommt, holen wir das nächste!«
    Es dauerte eine Weile, bis sich alle wieder aufgerafft hatten. »Wenn wir wenigstens etwas zu trinken hätten«, stöhnte Thierry.
    »Zu trinken gibt es da drüben!« Walther wies auf die hügelige Küste, die sich weniger als eine Meile entfernt nördlich erstreckte.
    Ein paar Männer wurden unruhig. Zwar war Walthers Französisch nicht so gut, um alles verstehen zu können, aber er begriff, dass einige, die keine Familienmitglieder mehr auf dem Wrack der Loire hatten, überlegten, auf eigene Faust hinüberzuschwimmen. Erleichtert atmete er auf, da alle wieder mit zum Wrack zurückkehrten. Doch als er mit Thierry und vier weiteren Männern an Bord stieg, um das nächste Floß zu holen, rannten die anderen vier los, schnappten sich das erste und schoben es ins Wasser, bevor jemand sie daran hindern konnte.
    »Elende Schurken!«, rief Thierry und wollte ihnen hinterher. Doch Walther legte ihm die Hand auf die Schulter. »Lass sie! Es ist wichtiger, die anderen Flöße zum Wasser zu schaffen.«
    »Ich bringe die Kerle um, wenn ich sie erwische«, schäumte der Normanne. Er beherrschte sich aber und half mit, die restlichen Flöße auf die Innenseite der Sandbank zu schaffen. Danach versammelten sich alle ein letztes Mal an Deck der Loire, um zu bestimmen, wie sie sich auf die drei übrig gebliebenen Flöße verteilen sollten.
    Lucien machte eine besorgte Miene. »Wir sind noch dreiundzwanzig Personen. Aber ich würde nur auf zwei Flöße je sieben Leute setzen, denn das letzte trägt höchstens sechs Personen. Damit müssten drei von uns zurückbleiben. Wir haben aber nicht mehr genug Holz und Seile für ein weiteres Floß.«
    »Für ein paar Schwimmhilfen müsste es reichen. Wie ist es mit dir, kannst du schwimmen?«, fragte Walther.
    Lucien schüttelte den Kopf. »Nie gelernt! Bei einem Schiffsuntergang ist man als Matrose froh, wenn es schnell geht und man nicht aus Verzweiflung stundenlang schwimmt, bevor einen dann doch der Teufel holt. Doch ich könnte mich an etwas klammern und versuchen, damit ans Ufer zu kommen.«
    »Ich ebenfalls«, erklärte Thierry.
    Auch Walther wollte sich melden, doch da hob Thomé die Hand. »Ich kann gut schwimmen. Außerdem ist deine Frau schwanger und braucht dich. Meine Alte schlägt sich notfalls auch allein durch.«
    »Trau dich ja nicht zu ertrinken, Thomé Laballe! Sonst kratze ich dir noch in der Hölle die Augen aus.« Arlette funkelte ihn zornig an und wischte sich dabei eine Träne aus den Augen. Man merkte ihr jedoch an, wie stolz sie auf ihren Mann war.
    Walther stellte nun die einzelnen Gruppen zusammen und achtete dabei darauf, dass die Kinder in guter Hut waren. Dann blickte er noch einmal über das leergefegte Deck der Loire und entdeckte sein Gewehr, das er während des Sturms weggeworfen hatte, um anderen helfen zu können. Die Waffe hatte sich in einem der Speigatten verfangen. Er zog sie heraus und überprüfte sie. Dem Anschein nach hatte sie keinen Schaden genommen. Kopfschüttelnd hängte er sie sich über die Schulter, stieg von Bord und führte die Gruppe zu den Flößen.
    Unterwegs dachte er daran, dass ihm außer dem Geld, welches Gisela und er in ihrer Kleidung versteckt trugen, nur Diebolds Pistole und seine Doppelbüchse geblieben waren. Er konnte nun froh sein, dass er sich in Le Havre nicht mit Werkzeug und ähnlichen Dingen ausgerüstet hatte. Das Geld dafür hätte er zum Fenster hinausgeworfen. Die meisten Überlebenden hatten bis auf ein paar Münzen alles verloren, womit sie aufgebrochen waren.

3.
    D ie Flöße waren primitiv aus Holzresten zusammengebaut worden und ließen sich kaum steuern. Daher waren die vier Männer, die mit

Weitere Kostenlose Bücher