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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ich Ihnen noch für alles danken, Frau Haun, und Ihnen ebenfalls, Jule. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt!«
    Walther reichte beiden Frauen die Hand und wandte sich dann zur Tür, um einen Knecht zu holen, der seinen eigenen Koffer und die vier von Diebold zum Gasthof bringen sollte. Ein wichtiger Abschnitt seines Lebens war zu Ende gegangen, und es galt, seine Gedanken auf die Zukunft zu richten. Mit diesem Vorsatz ging er kurze Zeit später zum Gasthof und setzte sich zu Diebold und Künnen an den Tisch.

11.
    E rneut schmückte Gisela den Haupteingang des Schlosses und die Freitreppe, und diesmal tat sie es mit einem zwiespältigen Gefühl. Bis zu diesem Tag hatte sie jeden Gedanken an Diebold beiseitegeschoben, doch nun erinnerte sie sich nur allzu gut daran, wie er sie bedrängt und aufgefordert hatte, in sein Zimmer zu kommen. Damals war sie noch ein halbes Kind gewesen und hatte sich vor ihm versteckt. Doch wenn der feine Herr es diesmal erneut versuchen würde, sollte er sich wundern, sagte sie sich, während sie einen Knecht aufforderte, die Girlande eine Handbreit weiter links anzubringen.
    »Ich sehe, du bist schon fleißig«, lobte Luise Frähmke sie.
    Das Gesicht der Mamsell wirkte jedoch nicht gerade freundlich. Auch sie fürchtete sich vor Diebolds Rückkehr, obwohl sie persönlich nichts von dem jungen Mann zu befürchten hatte. Allerdings erwartete sie, dass er erneut den Dienstmädchen und vor allem Gisela nachstellen würde. Osmas Schicksal hatte in der Nachbarschaft Wellen geschlagen und machte es ihr schwer, weibliches Personal einzustellen. Nur wenigen Eltern in der Umgebung war die Tugend ihrer Töchter so wenig wert, dass sie sie hierher in Dienst schickten.
    Die Mädchen, die nach Renitz kamen, waren durch die Bank weg unzuverlässig, und andauernd ging etwas kaputt. Schon mehrfach hatte Frau Frähmke versucht, dieses Thema bei ihrer Herrin anzusprechen, doch auf dem Ohr war Gräfin Elfreda taub. Obwohl sie sich sonst sehr christlich gab, erlaubte sie ihrem Sohn einfach alles.
    »Meinetwegen hätte er ruhig noch ein paar Jahre fernbleiben können«, stöhnte die Mamsell und kehrte ins Haus zurück, um nachzusehen, ob dort alles in Ordnung war. Wie erwartet musste sie mehrere Mägde schelten, da diese ihre Aufgaben nur zum Teil erledigt hatten. In der Küche hingegen war alles in bester Ordnung. Dort führte Cäcilie ein striktes Regime und hatte die jungen Hühner, die nicht gehorchen wollten, durch ältere Frauen ersetzt, die bei einem Kochlöffel wussten, wo vorne und wo hinten war.
    Bei dem Gedanken musste Luise Frähmke doch ein wenig lächeln. Leider konnte sie die Frauen, die im Haus aufräumten und die Zimmer sauber hielten, nicht austauschen, denn die Gräfin wollte junges und adrettes Volk um sich haben.
    »Die Kutsche kommt!« Der Ruf eines Knechts, der als Ausguck in den Speicher hinaufgeschickt worden war und dort durch die Fenster spähte, beendete den Gedankengang der Mamsell. Sie strich ihr Kleid straff und trat wieder auf den Vorplatz hinaus. Dort hatten bereits die ersten Dienstboten Aufstellung genommen. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm Luise Frähmke wahr, dass diesmal nicht Gisela den jungen Herren den Willkommenstrunk überreichen würde, sondern Imma, eine recht hübsche Magd mit einer weniger hübschen Moral.
    Gisela war nicht zu sehen, aber gerade als die Mamsell nach ihr suchen wollte, kam sie die Treppe aus dem Dienstboteneingang herauf. Das volle, dunkle Haar war mit einem schlichten Kopftuch gebändigt, und sie trug ein Kleid, das eher für eine Bauernmagd geeignet gewesen wäre.
    Luise Frähmke musste lächeln, als sie ihren Schützling so sah. Auf dem Kopf gefallen war Gisela wirklich nicht, denn sie sah in dieser Tracht so gewöhnlich aus, dass Imma und die anderen jungen Mägde sie bei weitem überstrahlten. Daher hoffte die Mamsell, der junge Herr würde das Interesse an dem Mädchen verlieren.
    Nun kam die Kutsche in Sicht. Da der Pastor sie begleitete, hatten Walther und Diebold nicht reiten müssen, und auf dem letzten Stück der Reise hatte Gräfin Elfreda ihnen ihre eigene Kutsche entgegengeschickt.
    Der Kutscher zügelte das Gespann vor der Freitreppe. Sein Helfer sprang vom Bock, öffnete den Schlag und klappte die beiden Stufen aus, damit die Passagiere aussteigen konnten.
    Als Erster verließ Diebold den Wagen. Er hatte seine Kleidung mit großer Sorgfalt ausgewählt und trug enge Hosen mit Fußsteg, eine kurze Weste aus roter Seide sowie einen

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