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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Jetzt konnte Knox endlich die Frage beantworten, wie Kelonimos und die Schildknappen all ihre Bemühungen hatten finanzieren können. Der Katafalk hatte sich in ihren Händen befunden. Vielleicht waren diese Schildknappen genau die Einheit gewesen, die Ptolemäus beauftragt hatte, den Leichenwagen zurück nach Ägypten zu bringen. Als ihnen klar geworden war, dass Ptolemäus Alexanders letzten Wunsch missachten wollte, hatten sie ihre Pläne jedoch geändert.
    Costis stieß ihn wieder in den Rücken. Sie gingen weiter. Woran sie nun vorbeikamen, konnte man nur als antike Bibliothek bezeichnen: an Elfenbeinhalter gebundene Schriftrollen, die in loculi in den Sandsteinwänden lagerten, Bücher in offenen Silber- und Goldkästchen, deren Handschrift auf dem gelben Pergament und Papyrus noch schwach zu lesen war, sowie Zeichnungen von Kräutern, Blumen und Tieren.
    «Mein Gott!», murmelte Gaille, die Knox mit großen Augen ansah. Ihr war der materielle und historische Wert dieses Fundes völlig bewusst. Der Gang öffnete sich erneut, und sie gelangten in eine riesige Kammer mit einer Gewölbedecke, die doppelt so groß war wie die erste. Auf dem Boden glitzerten metallische Artefakte, die Wände und die Decke waren mit goldenen Blättern verziert, sodass das Licht der Taschenlampen von allen Seiten reflektierte. Außerdem befanden sich hier auf zwölf Altären Grabbeigaben wie Ringe, Halsketten, Amphoren, Münzen und Schmuckkästchen. Dazu Waffen: ein Schild, ein Schwert, ein Brustpanzer, ein Helm mit Federbusch. Und im Zentrum der Kammer, im Herzen der Altäre und im Fokus ihrer Taschenlampen stand eine hohe Pyramide. Auf jeder Seite führten Stufen zur Spitze, auf der ein prächtiger, goldener Sarkophag ruhte.
    Jetzt zweifelte niemand mehr daran, was sie gefunden hatten.

KAPITEL 36

I
    Ibrahim knallte die Bürotür zu und drehte genau in dem Moment den Schlüssel im Schloss herum, in dem sich Sofronio mit der Schulter gegen die Tür stemmte. Schreiend sprang Ibrahim zurück und musste zuschauen, wie sich die Bretter wölbten und der Rahmen erzitterte. Aber die Tür hielt dem Ansturm stand. Sofronio stürmte erneut dagegen. Sie hielt noch immer. Ibrahim wurde zuversichtlicher. Er eilte zum Schreibtisch, nahm das Telefon und wählte den Notruf. Nach dem zweiten Klingeln meldete sich jemand. Er gab Namen und Adresse an und wollte die Situation gerade erklären, als plötzlich die Leitung tot war. Sein Blick verfolgte das weiße Kabel bis an die Stelle, an der es in der Wand verschwand. Sprachlos starrte er darauf. Dann setzte ein heftiges und lautes Hämmern gegen die Tür ein. Die beiden Männer traten abwechselnd dagegen. Allmählich gab der Türrahmen nach. Ibrahim ließ den Hörer fallen, wich zurück und beobachtete voller Angst, wie das Holz zu splittern begann. Er konnte sich nirgends verstecken. Der einzige Ausweg waren die Fenster, doch sie waren abgeschlossen, und Manolis hatte die Schlüssel. Auf dem Schreibtisch lagen ein Briefbeschwerer und ein Brieföffner. Die Klinge war scharf und fest, aber im tiefsten Inneren wusste Ibrahim, dass er nicht den Mut hatte, sie zu benutzen. Stattdessen schleuderte er den Briefbeschwerer durch das Fenster und kletterte dann auf den Schreibtisch. Die Tür brach schließlich aus den Angeln, und die beiden Männer stürmten herein. Ibrahim setzte zu einem Sprung durch die zerschmetterte Fensterscheibe an, doch auf halbem Wege packte ihn Sofronio am Knöchel. Ibrahim stürzte in eine lange, spitze Scherbe. Es war ein seltsam dumpfes Gefühl und glich eher einem Schlag als einem Schnitt. Alle Kraft strömte aus seinen Gliedern. Er wurde in das Zimmer zurückgezogen, krachte mit dem Kinn gegen die Schreibtischkante und fiel dann auf den Teppich. Als er auf den Rücken gedreht wurde, sah er mit einem irgendwie perversen Stolz das tiefe Entsetzen in Manolis’ Gesicht, der in dem zwecklosen Versuch, die Blutung zu stillen, beide Hände auf Ibrahims klaffende Bauchwunde presste. Sofronio schloss nur die Augen.
    Ibrahim lag da, während die beiden Männer besprachen, was sie tun sollten. Schließlich kippte Manolis Bücher von den Regalen; Sofronio verließ kurz das Zimmer und kehrte mit einer großen durchsichtigen Flasche zurück, deren Inhalt er über die Bücher, den Teppich und den Schreibtisch verschüttete. Er bückte sich, um die Flüssigkeit mit seinem gelben Plastikfeuerzeug anzuzünden, dann liefen beide Männer davon. Unwillkürlich kam Ibrahim eine Lehre des Propheten in

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