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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Messer bearbeiten konnte. Es war eine gute Therapie. Wenn man schon nichts für die Gesundheit seines Kindes tun konnte, war es schön, ihm wenigstens eine Freude zu machen.
    Ihre Augen wurden groß. Sie nahm die lackierte Mahagonifigur, berührte sie mit der Zungenspitze und drückte sie dann wie eine Puppe an ihre Brust. Aus irgendeinem Grund machte sich Layla nichts mehr aus Puppen, seit sie von ihrer Krankheit erfahren hatte. Er konnte sie nicht einmal mehr mit Süßigkeiten erfreuen. Es war, als wäre ihr Leben zu ernst geworden für kindische Ablenkungen. «Liest du mir heute Abend etwas vor?», fragte sie.
    «Natürlich.»
    Offenbar zufrieden kuschelte sie sich ins Bett. Sie hatten jeden angerufen, der ihnen in den Sinn gekommen war, und alle gebeten, die Tests zu machen. Das hatte Mohammed gut getan, er hatte das Gefühl gehabt zu helfen. Aber nun war er wieder auf andere angewiesen. Jetzt musste er warten. Und für einen Vater gab es nichts Schlimmeres auf der Welt, als zu warten.
    Deprimiert ging er wieder hinaus. Nur biss auf ihre Lippe, konnte die Tränen aber nicht zurückhalten. Sie hatte ihr Leben lang geweint und trocknete allmählich von innen aus. Mohammed nahm sie in den Arm, um sie zu trösten. Manchmal war er der Verzweiflung so nahe, dass er sich beinahe das Schlimmste wünschte, nur damit es vorbei wäre. Seine Karriere, seine schöne Frau und seine Tochter, alles war ihm einmal so vollkommen erschienen. «Geht es ihr gut genug, um rauszugehen?», fragte er vorsichtig.
    «Raus?» Nur klang beinahe hysterisch. «Wohin?»
    «Zur Baustelle.»
    Nur stieß ihn weg. «Bist du verrückt?», rief sie.
    Mohammed umarmte sie wieder. «Hör zu», sagte er. «Ich habe dir doch von Ibrahim, diesem Archäologen erzählt. Der mit dem Mercedes, der die Tests bezahlt. Er hat Geld und Einfluss. Er bewegt sich in einer anderen Welt als wir. In dieser Welt braucht Layla jeden Freund, den sie kriegen kann.»
    «Kann er helfen?»
    Mohammed zögerte. Nur neigte dazu, ihn für Versprechen zu bestrafen, mit denen er ihr über schwere Zeiten hinweghelfen wollte. «Wer weiß?», murmelte er. «Aber er ist ein netter Mann, ein gütiger Mann. Wenn er Layla erst einmal persönlich kennenlernt, wer weiß, was Allah ihn dann tun lässt?»

IV
    «Guck mal, was ich mitgebracht habe!», sagte Augustin vergnügt und hob zwei Plastiktaschen hoch. «Falafelbaguettes und Bier! Wie in alten Zeiten.»
    «Großartig.»
    Augustin runzelte die Stirn. «Besonders erfreut klingst du nicht.»
    «Ich fühle mich ein bisschen eingeengt», gab Knox zu. «Nach nur einem Tag? Du überstehst nicht einmal einen Tag?»
    «Und dann diese verdammten Tim-und-Struppi-Hefte», sagte Knox und half ihm beim Auspacken. «Kannst du mir etwas Vernünftiges zum Lesen besorgen?»
    «Zum Beispiel?»
    «Irgendwas Archäologisches. Wie wäre es mit deinen Ausgrabungsberichten vom Hafen? Ich würde gerne wissen, was du gefunden hast.»
    «Okay», sagte Augustin. «Kein Problem. Ich bringe sie morgen Abend mit. Aber wenn du so leidest …»
    «Ja?»
    «Ich habe doch heute einen Fund begutachtet. Eine Nekropole. Sie reicht hinab bis zum Grundwasserspiegel und noch etwas weiter. Aber Ibrahim will das Wasser nicht abpumpen. Ich soll erst nachschauen. Eigentlich wollte ich Sophia mitnehmen, aber bevor du hier noch verrückt wirst …»
    Sowohl Angst als auch Vorfreude kamen in Knox auf. «Ist das dein Ernst?»
    «Warum nicht? Sie ist zwar schöner als du, aber keine so gute Taucherin. Du weißt, wie gefährlich abgeschlossene Räume sein können.»
    «Und wie soll ich dort hinkommen?»
    «Auf dem Sozius meines Bikes», sagte Augustin und reichte Knox eine kühle Flasche Bier. «Du kannst meinen Helm tragen. Ich komme ohne klar. Niemand wird uns anhalten, versprochen. Die Polizei in dieser Stadt ist eine Schande. In den zehn Jahren, die ich hier bin, bin ich noch nie angehalten worden. Und wenn, tant pis ! Ich habe immer noch die Papiere von meinem letzten Besuch in Kyrene. Die libyschen Arschlöcher wollten mich unter meinem echten Namen nicht reinlassen. Mich! Nur weil ich einmal einen Brief über diesen verrückten Fatzken Gaddafi geschrieben habe. Ich musste als Omar Malik einreisen. Ein Lastwagenfahrer aus Marsa Matruh, kannst du dir das vorstellen? Wenn ich als Lastwagenfahrer aus Marsa Matruh durchgehe, dann du erst recht.»
    Knox schüttelte den Kopf. Er konnte nicht glauben, dass er so etwas überhaupt in Erwägung zog. Aber Augustin hatte einen

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