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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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hinauf, unter ihnen breiteten sich die fruchtbaren Ebenen Nordgriechenlands aus. Er fuhr auf den Seitenstreifen, hielt an, stieg aus und zeigte ihr Aigai. «Die Gräber sind vor dreißig Jahren entdeckt worden. Sie sind großartig. Sie sollten sie sich anschauen.»
    «Das werde ich», erwiderte sie nickend. «Aber zurück zu diesem Perdikkas. Anscheinend hat er Alexanders Leiche nicht nach Hause zurückgebracht.»
    «Nein», stimmte Nicolas zu. «Ein anderer makedonischer General, Ptolemäus, hat sie stattdessen nach Ägypten gebracht.» Er schüttelte bedauernd den Kopf. «Stellen Sie sich das vor! Sonst wäre Makedonien über die Jahrhunderte nie erobert worden.»
    Julia runzelte die Stirn. «Das meinen Sie doch nicht im Ernst.»
    «Warum nicht?»
    «Weil … es war nur eine Weissagung.»
    Nicolas schüttelte den Kopf. «Nein. Es ist eine historische Tatsache. Bedenken Sie: Perdikkas war der einzige Mann, der die Autorität hatte, das Reich zusammenzuhalten. Er versuchte, Alexanders Leiche von Ptolemäus zurückzuerobern, aber Ptolemäus versteckte sich jenseits des Nils, und Perdikkas verlor Hunderte Männer an die Fluten oder die Krokodile, als er ihn überqueren wollte. Seine eigenen Offiziere waren so wütend, dass sie ihn in seinem Zelt ermordeten. Danach war das Reich verdammt. Alexanders legitime Erben wurden umgebracht. Jeder kämpfte für sich. Und jetzt stellen Sie sich vor, Perdikkas hätte Erfolg gehabt.»
    «Ja?»
    Er legte seinen linken Arm um ihre Schulter, zog sie an sich heran und schwenkte dann mit dem anderen Arm den herrlichen Ausblick ab, der bis hinab zur strahlend blauen Ägäis reichte. «Schauen Sie sich das an», sagte er stolz. «Makedonien. Ist das nicht ein phantastischer Anblick?»
    «Ja», stimmte sie zu.
    «Perdikkas war ein ehrenvoller Mann. Er hätte Alexanders Sohn vor seinen Mördern geschützt und das Reich zusammengehalten. Und wenn Alexander der Vierte nur ein Zehntel von der Größe seines Vaters besessen hätte, wäre Aristanders Weissagung tatsächlich wahr geworden.»
    «Sie sagten, Alexanders Leiche wurde nach Ägypten gebracht», merkte Julia an. «Aber dass Ägypten durch die Jahrhunderte nie erobert wurde, kann man nicht gerade behaupten, oder?»
    Nicolas lachte. Er mochte es, wenn eine hübsche Frau geistreich war. «Nein», gab er zu. «Aber schauen Sie, was stattdessen geschah. Die Ptolemäer behielten den Thron so lange, wie sie Alexanders Vermächtnis respektierten. Dann aber schmolz Ptolemäus der Neunte den goldenen Sarg ein, um seine Truppen zu bezahlen, und das war ihr Ende. Und wer hat nach den Ptolemäern die Herrschaft übernommen?»
    «Wer?»
    «Die Cäsaren. Sie verehrten Alexander. Julius Cäsar weinte, weil er Alexander nicht das Wasser reichen konnte. Augustus, Septimius Severus, Caracalla und Hadrian sind zu seinem Mausoleum gepilgert, um Opfer zu bringen. Er war ihr Held. Aber dann gab es Aufstände, Alexanders Grab wurde geschändet, und die Römer verloren Ägypten an die Araber. Die Botschaft ist eindeutig, oder?»
    «Tatsächlich?»
    «Ehre Alexander, und du hast Erfolg. Ignoriere ihn, und du gehst zugrunde. In Makedonien hätte man Alexander mit Sicherheit geehrt. Und deshalb wären wir auch niemals erobert worden.»
    Julia wich ein wenig beunruhigt von ihm ab. Sie schaute auf ihre Uhr und lächelte gequält. «Wir sollten besser weiterfahren», sagte sie. «Ihr Vater erwartet mich.»
    «Natürlich», sagte Nicolas. «Wir dürfen Vater nicht warten lassen.» Er stieg in seinen Roadster, drehte den Zündschlüssel herum und genoss das kehlige Brummen des Motors. Bei seiner Fahrweise brauchten sie nur fünfzehn Minuten bis zum Haus seines Vaters.
    «Wow!», murmelte Julia, als es in Sicht kam.
    «Ein Nachbau des Königspalastes von Aigai», sagte Nicolas. «Nur größer.» Sein Vater verließ das Anwesen kaum noch. In den letzten Jahren hatte er sich immer mehr zurückgezogen und sein Geschäftsimperium professionellen Managern übergeben, sodass er sich auf sein wahres Ziel konzentrieren konnte.
    Costis, der Sicherheitschef seines Vaters, kam heraus, um sie zu begrüßen. «Das ist Julia», sagte Nicolas. «Sie möchte meinen Vater interviewen. Aber zuerst muss ich ein paar Minuten mit ihm sprechen.»
    «Er ist im Verlies», sagte Costis.
    Nicolas wandte sich an Julia. «Vielleicht kann ich Sie später wieder in die Stadt mitnehmen.»
    «Danke», sagte sie vorsichtig. «Aber ich kriege bestimmt ein Taxi.»
    Er lachte wieder und genoss ihr

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