Das Gottesgrab
suchen etwas Bestimmtes.» Sie erreichten das Hotel, in dem das Team der Makedonischen Archäologischen Stiftung untergebracht war, und parkten auf der anderen Straßenseite, um den Eingang zu beobachten. «Ich glaube, es hängt alles mit der Sache zusammen, die Nicolas nach Alexandria geführt hat. Es muss also wichtig sein. Ich will wissen, was es ist. Aber ich kann nicht einfach anrufen und fragen. Jedes Mitglied des Ausgrabungsteams musste sich vertraglich zum Stillschweigen verpflichten, es wird also niemand reden, besonders nicht mit mir.»
«Aha», sagte Rick und deutete auf das Hotel. «Und hier wohnen sie, ja?»
«Genau. In ungefähr einer Stunde werden sie zur Arbeit fahren. Und wir werden ihnen folgen.»
II
Elena erwachte früh am Morgen. Durch das Fenster in Augustins Wohnung knallte das Sonnenlicht, von der Straße drang Lärm hinauf: startende Autos, zugeschlagene Türen, zankende Familien. Als sie in der vergangenen Nacht nach Alexandria zurückgekehrt war, hatte sie die feste Absicht gehabt, mit Augustin Schluss zu machen, bevor aus ihrer Affäre etwas Ernstes werden würde. Aber dann war er in ihrem Hotelzimmer aufgetaucht, hatte sie zum Essen eingeladen und wieder dieses Lächeln aufgesetzt. Als ihr dabei heiße Schauer über den Rücken gelaufen waren, wusste sie sofort, dass sie sich etwas vorgemacht hatte.
Sie lag da und betrachtete ihn zärtlich. Es war seltsam und absolut unfair, dass Männer selbst im schlimmsten Zustand noch schön aussehen konnten. Augustins Haar glich dem der Medusa und hing ihm strähnig ins Gesicht. Aus seinem Mundwinkel lief Speichel und tropfte auf das Kopfkissen. Trotzdem begehrte sie ihn. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit war sie hilflos vor Lust. Allein der Gedanke, später mit Gaille nach Siwa aufzubrechen, machte sie verrückt. Sie musste das Beste aus der wenigen Zeit machen, die ihnen blieb.
Sie warf die Decke zurück, um ihn besser anschauen zu können. Dann begann sie, langsam die Innenseite seiner Schenkel vom Knie bis hinauf zum Hodensack zu streicheln. Sein Schwanz schwoll an, wurde größer und schnellte hoch auf den Bauch. Obwohl seine Augen geschlossen waren, breitete sich ein lüsternes Grinsen auf seinem Gesicht aus. Sie redeten kein Wort. Elena küsste seine Stirn, seine Nase, seine Wangen, seinen Mund. Sein Atem roch säuerlich, aber nicht unangenehm. Ihre Umarmungen wurden inniger. Beide konnten vor lauter Lust nicht warten. Er drehte sich auf die Seite, suchte auf seinem Nachtschrank nach einem Kondom, riss mit den Zähnen die Verpackung auf und rollte es geschickt mit einer Hand auf. Als er in sie eindrang, verzog er das Gesicht und stemmte sich auf beide Hände. Er hob seine Hüfte, lauernd, wartend, und reizte sie damit so sehr, dass sie ihr Verlangen nicht mehr bremsen konnte und ihn an sich zog. Schnell fanden sie ihren Rhythmus. Elena verrenkte sich fast den Hals, um hinab auf die Stelle ihrer Vereinigung zu schauen, auf den langen, harten Schatten, der aus ihr glitt und langsam wieder eindrang. Sie hatte ganz vergessen, wie faszinierend es war, sich beim Vögeln zuzuschauen. Der Anblick war überwältigend animalisch und so viel kraftvoller als das gezierte und schüchterne Vorgeplänkel. Er drückte sie in die Kissen, und sie sahen sich tief in die Augen, bis sie es nicht mehr aushalten konnte und bebend und schreiend zum Höhepunkt kam. Vereinigt fielen beide auf den Boden. Eine Weile lagen sie so da, eng umschlungen, grinsend und Atem schöpfend. Dann sprang er auf. «Kaffee?», fragte er.
«Schokolade.»
Er lief nackt in die Küche und warf sein Kondom in den übervollen Mülleimer. Ein weißer Spermafaden hing aus seinem Penis, den er lässig mit einem Stück Küchenrolle abwischte, während er in den Kühlschrank schaute. «Merde!», fluchte er. «Keine Milch.»
«Komm zurück ins Bett», rief sie. «Ich muss Gaille gleich vom Flughafen abholen.»
«Ich brauche Kaffee», entgegnete er. «Ich brauche Croissants.» Er zog Hemd und Hose an. «Bin sofort zurück, versprochen.»
Sie schaute ihm hinterher. Eine Art Glücksgefühl machte sich in ihr breit. Jahrelang hatte sie sich mit Muttersöhnchen und Lackaffen zufriedengeben müssen. Mein Gott, es war wunderbar, wieder einen richtigen Mann in ihrem Leben zu haben.
III
Es war nicht leicht, wach zu bleiben. Rick hatte gerade zwei Becher Kaffee aus dem ersten Café geholt, das geöffnet hatte, als vier Männer und drei Frauen in Wanderstiefeln und mit Rucksäcken gähnend aus
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