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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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viel Kummer benötigt ein Ventil. Aber sie kannte die Wahrheit. Ihr Mann war ein wilder und leichtsinniger Fahrer, der seinen Wagen nie gewartet hat. Nein. Elena war eine gebrochene Frau, aber kein Problem. Der junge Freund Ihres Vaters, Knox, war das Problem.»
    «Knox? Inwiefern?»
    «Er glaubte, ich hätte seine gesamte Familie ermordet, um Pavlos zum Schweigen zu bringen», sagte Dragoumis. «Und er wollte nicht, dass ich einfach so davonkomme. Im Grunde kann man ihn verstehen. Er führte die Kampagne von Pavlos fort. Er schrieb ununterbrochen an Lokalpolitiker, Zeitungen und Fernsehsender. Er besetzte Regierungsgebäude und Polizeireviere. An die Fassade meines Hauptsitzes sprühte er in riesigen Lettern ‹Dragoumis-Ermittlung›. Er druckte es auf Heliumballons, warf Flugblätter von Hochhäusern, spannte Transparente an die Banden von Sportereignissen, die im Fernsehen übertragen wurden, rief bei Radiosendungen an und …»
    «Knox? Knox hat all das getan?»
    «O ja», sagte Dragoumis nickend. «Es war beeindruckend, besonders wenn man bedenkt, dass er ja überzeugt war, ich sei zu einem Mord fähig. Und es war natürlich schädlich. Man hatte Mitleid mit ihm, wie Sie sich vorstellen können. Die Menschen begannen zu reden. Ich bat ihn, aufzuhören. Er weigerte sich. Er versuchte, mich bewusst zu einer unbesonnenen Handlung zu treiben, um damit seinen Standpunkt zu untermauern. Ich begann mich um ihn zu sorgen. Er tat das alles ja nur, weil er krank vor Kummer war. Und dann gab es jene, die mit mir sympathisieren und die ihn zum Schweigen bringen wollten. Irgendwann konnte ich seine Sicherheit nicht mehr gewährleisten. Und wenn ihm etwas zugestoßen wäre … Sie können sich vorstellen, was die Leute dann gedacht hätten. Er musste verschwinden, aber er wollte mir nicht zuhören. Deshalb habe ich jemanden gesucht, dem er zuhören würde.»
    «Meinen Vater», sagte Gaille benommen.
    «Er war ein enger Freund der Familie Knox. Und er kannte Daniel. Ich bat ihn zu kommen. Zuerst wollte er nicht. Wie Sie wissen, sollte die Mallawi-Expedition gerade beginnen. Doch ich versicherte ihm, dass es um Leben und Tod ging. Er nahm das nächste Flugzeug hierher, und wir schlossen einen Handel. Er sollte Knox mitnehmen und ihn ruhigstellen. Ich wollte dafür sorgen, dass Knox unangetastet blieb. Ihr Vater besuchte ihn in seinem Hotel. Offenbar hielt Knox ihm eine flammende Rede über die Auflehnung gegen Tyrannen. Ihr Vater hörte höflich zu und schüttete K.-o.-Tropfen in seinen Retsina. Als er wieder zu sich kam, waren beide auf einem Schiff, das langsam nach Port Said fuhr, und ihr Vater hatte Zeit, vernünftig mit ihm zu reden. Und aus diesem Grund, Frau Bonnard, macht es mich traurig, dass Sie sich von Ihrem Vater entfremdet haben. Denn das wäre nie geschehen, wenn ich ihn nicht um Hilfe gebeten hätte.»

V
    In der Tanta Bar nickte Rick langsam, als er Knox’ Bericht von seiner Fehde mit der Familie Dragoumis lauschte und erfuhr, wie er mit Richard Mitchell nach Ägypten gekommen war. «Und ich dachte, du wärst nur einer von diesen stillen Briten», sagte Rick. «Sind dir noch andere internationale Gangster auf den Fersen, oder war’s das?»
    «Das war’s. Jedenfalls so weit ich weiß. Aber rate mal, wen ich heute Nachmittag gesehen habe.»
    «Diesen Dragoumis?»
    «Seinen Sohn. Nicolas.»
    «Ist er genauso schlimm?»
    «Schlimmer. Viel schlimmer. Ich mag seinen Vater nicht besonders, aber was er erreicht hat, ist bewundernswert. Außerdem hat er Prinzipien. Wenn er sein Wort gibt, dann hält er es auch. Sein Sohn ist nur ein Wichser mit einer fetten Erbschaft, verstehst du?»
    «Nur zu gut. Du nimmst also an, dass diese Lynchaktion in der Wüste ein Racheakt des Sohnes war?»
    «Wahrscheinlich.»
    «Und du wirst das nicht auf sich beruhen lassen, oder?»
    «Nein.»
    Rick grinste. «Großartig. Und wie sieht unser Plan aus?»
    « Unser Plan?»
    «Komm schon, Kumpel. Die anderen sind in der Überzahl. Du kannst Hilfe gebrauchen. Und wie gesagt, in Scharm ist tote Hose.»
    Knox nickte. «Wenn du es ernst meinst, dann wäre das phantastisch.»
    «Super. Was ist unser erster Schritt?»
    «Wir fahren nach Tanta.»
    «Tanta?»
    «Ja», sagte Knox und schaute auf seine Uhr. «Und wir müssen uns etwas beeilen. Wie wäre es, wenn ich dir alles erkläre, sobald wir dort sind?»

VI
    Dragoumis führte Gaille ins Esszimmer. Es war ein überwältigend großer Raum, in dessen Mitte ein langer Tisch aus Walnussholz

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