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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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sagte Sharp.
»Besteht ’ne Aussicht, daß Sie uns unterstützen
können?«
    »Ein Golf-Tanker? Puh! Laut Spruance sollte doch kein
Geleitschutz vorhanden sein. Ende.«
    »Vermutlich hat er geschwindelt.«
    »Ich weiß nicht, Sharp… Was so modernes wie
’n Golf-Tanker hatten wir noch nie im Drehbuch. Ende.«
    »Der Kahn schießt uns zusammen! Nur Beeson und ich sind
noch in der Luft.«
    »Himmel, Arsch und Zwirn…! Na gut, ich sehe zu, was sich
machen läßt.«
    Katsakos’ mittelmeerländisch goldbraune Haut nahm eine
grünliche Farbtönung an. »Sir, darf ich daran
erinnern, daß wir mit vollen Ladungstanks fahren? Wenn nur eine von McCluskys Bomben das Deck durchschlägt,
verpuffen wir in einer Qualmwolke, die kaum kleiner als der Atompilz
von Hiroshima werden dürfte.«
    Ein Kribbeln äußersten Nervenkitzels befiel Neil, ein
Gefühl, wie er es, seit er an Bord der Valparaíso gasvergiftet worden war, nicht mehr empfunden hatte. Die
Sturzkampfbomber näherten sich mit tödlicher Fracht.
»Ich hätte in Jersey City bleiben sollen«, raunte er
di Luca zu. »Es wäre klüger gewesen, auf ’n
anderes Schiff zu warten.«
    »Wir können doch jederzeit zurückfahren und uns
davon überzeugen, ob die Enterprise Ihren Sohn und seine
Besatzung aus den Rettungsbooten geborgen hat«, sagte Katsakos.
»Aber so wie die Lage im Moment ist…«
    »Anthony van Horne besteigt kein lumpiges Rettungsboot«,
behauptete der Kapitän. »Er geht mit seinem Schiff
unter.«
    »So etwas ist heute nicht mehr üblich.«
    »Bei uns van Hornes sehr wohl.«
    Neil spähte durchs Brücken-Fernglas und sah Mc-Cluskys Dauntless- Pulkvom Bauch des Corpus Dei abdrehen und in
gleichmäßiger Steiggeschwindigkeit eine größere
Höhe erklimmen, offenbar mit der Absicht, einen Bogen zu fliegen
und die Maracaibo von achtern anzugreifen.
    »Mr. Peche«, sagte der Kapitän ins
Sprechanlagenmikrofon, »nehmen Sie die anfliegenden
Sturzkampfbomber mit Crotale-Raketen unter Feuer.« Er packte
einen Zipfel der Matrosenjacke des Zweiten Offiziers, drehte am
Stoff, als hätte er einen Hebel in der Faust. »Wer an Bord
kann ein Phalanx-Flakgeschütz bedienen?«
    »Niemand, Sir«, gab Katsakos zur Antwort.
    »Sie auch nicht?«
    »Nein, Sir.«
    »Und Peche?«
    »Nein, Kapitän.«
    »Dann tu ich’s selber.«
    »Ich bestehe darauf«, tobte Kardinal di Luca,
»daß wir umkehren!«
    »Mr. Katsakos, ich betraue Sie mit der
Schiffsführung«, sagte der Kapitän, strebte schon zum
Ausgang. Ȁndern Sie den Kurs nach den Erfordernissen der
Situation, solang ich freies Schußfeld auf die Schleppketten
behalte. Die Valparaíso wird nur bombardiert, weil ihr
Sinken diesen Lulatsch mit in die Tiefe ziehen würde.«
    Neil lenkte den Blick in den Süden. Über Gottes Nase
hinweg sausten zwei Crotale den noch mitten im Flugmanöver
befindlichen Sturzkampfbombern entgegen. Eine Sekunde, nachdem die
Piloten und Funker abgesprungen waren, explodierten beide Raketen
gleichzeitig, vernichteten die Maschine des Staffelkapitäns und
die nachfolgende Dauntless. Der erste Kampfbomber
stürzte, eine schwarze Rauchwolke hinter sich herziehend, aufs
Kinn des Corpus Dei, zerschmetterte die Eiskruste und
entzündete den Bart. Die andere Maschine, die ihre
Tragflächen verloren hatte, verwandelte sich in eine Feuerkugel,
trudelte durch die Luft und schlug wie ein Meteor in Gottes linkes
Auge.
    Neil richtete das Fernglas auf das Gesicht des Corpus Dei. Schmale Flammen lohten hochauf aus den Spitzen des
Oberlippenbarts. Der Vollmatrose schwenkte das Fernglas. Auf dem
Vordeck kauerte Christoph van Hornes hünenhafte Gestalt jetzt
hinter dem Phalanx-Flakgeschütz der Steuerbordseite, sein Parka
flatterte im arktischen Wind.
    »Recht so«, rief Katsakos vom Manöverpult
herüber.
    »Recht so«, wiederholte Neil.
    Während das aus der Valparaíso geströmte
Blut den Bug der Maracaibo umfloß, schwenkte
Kapitän van Horne das Flakgeschütz und zielte.
Plötzlich umwehte eine Rauchwolke die Mündung. Vierzig
Meter hinterm Heck der Valparaíso sprühte in der
Mitte zwischen den Schleppketten eine Fontäne Meerwasser in die
Höhe.
    »Zehn Steuerbord«, befahl Katsakos halblaut.
    »Zehn Steuerbord.«
    Van Horne schoß ein zweites Mal. Diesmal traf er. Ein
Kettenglied zerbarst durch die Geschoßgarbe in einen Hagel
silbriger Metallsplitter. Die Kette ging entzwei, der an Gottes
Schädel befestigte Strang sank in den Ozean, wogegen der andere,
kürzere Teil durch den Ruck der Trennung

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