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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Rheingold«, sagte Oliver.
    »Für mich ’n Pabst«, bat Barclay Cabot.
    »Ach, immer diese spätkapitalistischen
Pseudoalternativen«, stöhnte Winston Hawke. »Geben Sie
mir ’n Ballantine.«
    »Mr. Pembroke und Mr. Flume sind hinten im Salon und
hören sich ihre Lieblingssendung an.« Eleanor entnahm dem
Kühlschrank Flaschen des gewünschten Biers und entfernte
die Kronkorken mit einem handbemalten
Jimmy-Durante-Flaschenöffner. »Zweite Tür
links.«
    Als Oliver das genannte Zimmer betrat – ein dunkler,
behaglicher, mit Pin-up-Fotos Esther Williams’ und Betty Grables
Verzierter Raum –, tönte ihm gedämpft eine hohe
Männerstimme entgegen: »…wo sie entdeckten, daß
Dr. Seybold den kosmotomischen Energetisator vervollkommnet hat.
Hören Sie nun, wie Jack und Billy das abgelegene Château
erkunden, das man unter dem Namen Schloß Teufelsstein
kennt.«
    Zwei blasse junge Männer saßen an den entgegengesetzten
Enden eines grünen Samtsofas, hatten jeder eine Flasche Ruppert
in der Hand und die Köpfe über ein
Chippendale-Kaffeetischchen geneigt, auf dem ein altes
Röhrenrundfunkgerät stand, dessen Ton jedoch offenbar von
einem ihm angeschlossenen Kasettenrecorder kam. Beim Anblick der
Besucher klopfte der eine Mann sich eine Zigarette aus einer
vergilbten Chesterfield-Packung, während der andere aufsprang,
sich höflich verbeugte und Barclay Cabot die Hand
schüttelte.
    »Heiliger Bimbam, Jack«, erklang die Stimme eines
Halbwüchsigen aus dem Radio. »Kannst du dir vorstellen,
daß irgendein fremdes Land über soviel kostenlosen Strom
verfügt? Dann wären wir plötzlich unter den armen
Nationen.«
    Barclay Cabot erledigte das Bekanntmachen. Da der Doppelname
›Pembroke & Flume‹ an Filmkomikerpaare erinnerte, zu
deren Markenzeichen stets der äußerliche Kontrast zwischen
den Beteiligten zählte - Abbott und Costello, Dick und Doof
–, stutzte Oliver angesichts der Ähnlichkeit der zwei
Militärdrama-Veranstalter. Sie hätten Brüder sein
können, sogar eineiige Zwillinge, ein Eindruck, den noch die
Tatsache verstärkte, daß sie die gleichen
rotschwarzgestreiften, taillierten Sakko-Anzüge an den
Bohnenstangengestalten trugen. Sie hatten Giacometti-Körper,
befand der Künstler in Oliver. Beide zeichneten sich durch blaue
Augen, Goldzähne und blonde, pomadisierte Haare aus, und nur
dank erhöhter Konzentration gelang es ihm nach einer Weile,
Sidney Pembroke am offenen Lächeln und Albert Flume am tieferen
Ernst und der irgendwie leicht grimmigen Miene zu erkennen.
    »Wie ich sehe, hat Eleanor Ihnen schon was zu trinken
angeboten«, stellte Pembroke fest, holte die Kassette aus dem
Recorder. »Gut, gut.«
    »Was haben Sie sich da angehört?« fragte Winston
Hawke.
    »Jack Armstrong, Vorbild der Jugend.«
    »Ist mir noch nie zu Ohren gekommen.«
    »Wirklich nicht?« meinte Flume mit einer Mischung aus
Unglauben und Geringschätzung. »Kaum zu fassen.«
    Im nächsten Moment schlangen die beiden Firmen-Inhaber sich
gegenseitig die Arme um die Schultern und sangen:
     
»Laßt, Jungs, Dynamo Hudsons
Fahne wenn,
Daß alle sehen, wie wir stehn!
Landauf und landab kursiert die Kunde:
Hudson schafft’s zur nächsten Runde!«
     
    »Natürlich gibt’s bessere
Hörspielfortsetzungsserien«, gestand Flume zu, zündete
sich die Zigarette mit einem versilberten Zippo an. »Zum
Beispiel Die Grüne Hornisse: ›Die Grüne
Hornisse nimmt es mit dem härtesten Gegner auf – den
Feinden Amerikas, die nach unserer Vernichtung
trachten.‹«
    »Und Gangsterjäger, aber das ist nur etwas
für jemanden mit starken Nerven«, ergänzte
Pembroke.
    Flume tat einen tiefen Lungenzug an der Chesterfield und wandte
sich direkt an Oliver. »Ihr Verein möchte also unsere
Dienste in Anspruch nehmen?«
    »Mir ist ein Entgelt von zirka fünfzehn Millionen
genannt worden.«
    »Tatsächlich?« fragte Flume, ohne die Zahl zu
bestätigen. Offenbar war er in der Geschäftspartnerschaft
mit Pembroke die maßgebliche Person.
    »Könnten Sie uns etwas mehr über den Zweck
mitteilen?« Pembroke zeigte großes Interesse. »Wir
haben noch gar keine klare Vorstellung von der
Angelegenheit.«
    Oliver stockte schier das Blut. Nun kam der Moment, in dem es
überzeugend zu begründen galt, weshalb die Beseitigung
eines 17 Millionen t schweren Leichnams, der kein Eigentum eines
Anwesenden war, ein unbedingt erforderliches Vorgehen sein sollte. Er
klappte den Aktenkoffer auf, entnahm ein 8x10-cm-Farbfoto und legte
es aufs Radio.
    »Wie Sie

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