Das Gottesmahl
wissen«, begann er, »haben die Japaner
schon immer wegen ihrer geringen Körpergröße
Minderwertigkeitsgefühle gehabt.«
»Die Japsen?« Flume wirkte perplex. »Ja
klar.«
So weit, so gut. »Gemäß der freudschen Deutung des
Zweiten Weltkriegs hatten sie den Drang, sich zum Ausgleich für
ihre biologische Unfähigkeit, nach oben zu wachsen, horizontal
auszudehnen. Als Kenner speziell dieses Weltkriegs ist Ihnen diese
These ja zweifellos geläufig.«
»O ja«, versicherte Pembroke ungeachtet des Umstands,
daß Oliver die These erst am letzten Dienstag eigens für
die heutigen Verhandlungen erfunden hatte.
»Tja, meine Herren, und jetzt stehen wir vor der traurigen
Wahrheit, daß anfangs des Jahres ein japanisches
Wissenschaftlerteam in Schottland eine Methode zum vertikalen
Anwachsen entwickelt hat. Durch Anwendung der allerneuesten
gentechnischen Erkenntnisse ist es ihnen gelungen, den Asiaten der
Zukunft zu züchten, die titanische humanoide Kreatur, die Sie
auf diesem Foto sehen. Verstehen Sie jetzt, um was es geht?«
»Klingt wie ein abgelehntes Grüne-Hornisse- Manuskript«, sagte Flume und wickelte
die goldene Kette seiner Taschenuhr um den Zeigefinger.
»Sie nennen es Projekt Golem«, behauptete Barclay
Cabot.
»Meistens sind Golems jüdischen Ursprungs«,
erläuterte Winston Hawke. »Dieser Golem ist japanischer
Herkunft.«
»Von Japanern in Schottland?« fragte
Pembroke.
»Bekanntlich lauern die Japaner überall«, belehrte
ihn Flume.
»Bislang haben sie’s nicht hingekriegt, ihrem Golem
Leben einzuhauchen«, sagte Hawke, »aber falls es je
dazu kommt… Na, Sie können sich selbst denken, welche
Gefahr eine solche Megaspezies für die Umwelt wäre, gar
nicht zu reden vom freien Welthandel.«
»Da würde sogar Jack Armstrong in die Hose machen«,
meinte Barclay Cabot.
»Zum Glück bietet uns die kommende Woche eine
hervorragende Gelegenheit, um Projekt Golem noch frühzeitig
genug zu vereiteln«, tröstete Oliver die beiden
Militärdrama-Veranstalter. »Seit der Sommer angefangen hat
und es so heiß ist, suchen die Wissenschaftler nach einer
Möglichkeit, um den Prototyp einzufrieren, ehe er verwest. Am
vergangenen Donnerstag haben sie ihn an dem Supertanker Valparaíso vertäuen lassen, und er wird
gegenwärtig zum Nordpol geschleppt.«
»Valparaíso ist kein japanischer Name«,
beanstandete Pembroke.
»›Rockefeller-Zentrum‹ ebensowenig«, rief
Winston Hawke in Erinnerung.
»Ich weiß nicht, wieso Privatfirmen sich mit dieser
Geschichte abgeben müssen«, wandte Flumes ein. »Die
Vereinigten Staaten von Amerika können sich mit der
größten Kriegsmarine der Welt brüsten. Sie haben viel
mehr Schiffe als Sidney und ich.«
»Ja, aber man kann die Kriegsmarine nur einsetzen, wenn
vorher der Kongreß zustimmt«, sagte Cabot.
»Und die CIA?«
»Tüchtiger Haufen«, erklärte Oliver,
»bloß nicht mehr rechtzeitig mobilisierbar.«
»Es ist eindeutig ein Fall, in dem für betroffene
Geschäftsleute wie unsereins Handlungsbedarf besteht«,
postulierte Winston Hawke. »Kapital muß sich selbst seiner
Haut wehren, nicht wahr?«
»Ich neige wirklich nicht zum Mystizismus«, beteuerte
Cabot, »aber ich habe das Gefühl, es ist keine Zufall,
daß Ihr Flugzeugträger den Namen Enterprise trägt.«
Oliver trank einen herzhaften Schluck Bier. »Also, was halten
Sie davon?«
Pembroke warf seinem Geschäftspartner einen gequälten
Blick zu. »Was halten wir davon, Albert?«
Flume schnippte die Zigarettenasche in einen Aschenbecher in der
Form des Fliegenden Elefanten Jumbo. »Wir halten die Sache
für ziemlich bedenklich.«
»Bedenklich?« erwiderte Oliver, während er das
Rheingold-Etikett von der Bierflasche pellte.
»Für oberfaul wie Schimmelkäse.«
»So?«
»Wir sind der Meinung, daß das Gebilde da, das Sie aus
dem Weg geräumt haben wollen, vielleicht ’n Japsen-Golem
ist, vielleicht aber nicht.« Flume zog an der Zigarette und
paffte einen Rauchring. »Gleichzeitig sind wir allerdings auch
der Meinung, daß Geld nicht stinkt. Sie haben fünfzehn
Millionen erwähnt. Das ist eine taugliche Verhandlungsbasis. Ein
verdammt gutes Angebot.«
»Unseres Erachtens ist es mehr«, brummte Oliver.
»Es ist ein vorzüglicher Preis.«
»Stimmt. Nur verhält es sich so…«
»Na schön. Sechzehn.«
»Es verhält sich so, daß Sie von uns kein normales
Militärdrama verlangen. Auf gewisse Weise muten Sie uns den
Ernstfall zu.« Diesmal blies Flume zwei Rauchringe, den einen
innerhalb des
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