Das Gottschalk-Komplott
in welcher an ihrem Ehrenplatz die Endlosfilm-Projektion Celias unablässig kreiste. „Jetzt erkenne ich sie. Was für ein Jammer … Sie ist so hübsch!“
Er hatte aus den Kameras, die er stets im Skimmerauto mitführte, die Filmkassetten mitgebracht und schob sie nun in die Öffnung des Wiedergabegeräts, wartete auf den leisen Bimmelton, der anzuzeigen pflegte, daß der Apparat die Aufnahmen entwickelt und synchronisiert hatte.
„Die Sachen sind jetzt natürlich in Realzeit“, bemerkte er. „Ich übergehe den Anfang und lege an der Stelle los, wo Sie mit dem Orakeln beginnen. Ich …“
Das KommNetz-Gerät summte.
„Verfluchte Scheiße“, schnauzte er den Automaten an, „ich bin nicht zu sprechen!“
„Priorität, Kennwort ‚Große Lippe’“, erwiderte Lionel Priors Stimme, und im nächsten Moment leuchtete der Bildschirm auf und zeigte sein Gesicht. Er wollte weitersprechen, sah jedoch, daß Flamen nicht allein war; ihm sackte der Unterkiefer herab.
„Matthew, hast du heute vollends den Verstand verloren? Jemand vom Holokosmos-Aufsichtsrat könnte anrufen, oder sonst irgendwer, der deinen Anschluß mit einem Prioritäts-Code überfahren kann. Und du bist verheiratet, verdammt nochmal … und zudem mit meiner Schwester.“
„Wie alle Neopuritaner hast du einen Geist wie eine Senkgrube“, sagte Flamen matt. „Aber da du nun schon an der Strippe bist, kannst du eingeschaltet bleiben. Das hier ist die Pythoness Lyla Clay. Sie hat einen Auftritt in der Ginsberg-Klinik gegeben, und ich habe alles aufgezeichnet. Wir wollten uns gerade die Aufnahmen ansehen, um zu schauen, was sich für die morgige Sendung verwenden läßt. Sind Sie als Heilprakterin oder so was angemeldet?“ rief Flamen zu Lyla hinüber. Sie schüttelte gleichmütig den Kopf. „Gut. Damit gibt’s also keine Komplikationen. Und ich habe das Einverständnis aller betroffenen Patienten und der Ärzte ebenfalls festgehalten. Also mach dir keine Sorgen. Aber da wir uns ohnehin gerade unterhalten, können wir gleich zwei oder drei Angelegenheiten miteinander abklären. Zuerst möchte ich mich für mein Verhalten am heutigen Morgen entschuldigen. Mir war nicht klar, worauf du hinauswolltest. Ich hätte es besser wissen und dich nicht derartig behandeln sollen.“
Statt sich begütigen zu lassen, blickte Prior noch verstörter drein. „Äh … hältst du es für ratsam, private Dinge zu diskutieren, während …“
„Während eine Fremde zuhört? Lionel, ich habe Miss Clay heute nachmittag bei der Arbeit gesehen. Rundheraus, wo dies Mädchen ist, gibt’s ohnehin keine Geheimnisse. Jahrelang verdiene ich nun schon mein Geld damit, anderen Leuten die Skelette aus dem Schrank zu holen – folglich wäre es Heuchelei von mir, so zu tun, als hätte ich selber keine im Haus. Also, ich bedaure, was ich dir heute früh an den Kopf geworfen habe. In Ordnung?“
„Hauptsächlich wegen der Geschichte, um die’s dabei ging, rufe ich ja an. Ich habe die Sache nämlich geflickt.“ Eine Andeutung von Selbstzufriedenheit erschien in Priors Miene. „Aber ich möchte darüber nicht öffentlich sprechen, wenn’s recht ist.“
„Also, wenn ich störe …“, begann Lyla und stand in ängstlichem Entgegenkommen auf.
„Bleiben Sie, wo Sie sind“, sagte Flamen. „Ich will mich zunächst einmal mit der Ginsberg-Klinik befassen. Lionel, weißt du etwas über Mogshacks Methoden, oder hast du seiner Reputation immer genausoviel Vertrauen entgegengebracht wie deinem Heinzelmännchen?“
Prior errötete, bis er auf dem Bildschirm aussah wie ein Klecks Rote Bete. „Matthew, wenn du dich derartig billiger Seitenhiebe nicht entblöden kannst, dann …!“
„Lionel, ich habe dich was gefragt. Heute nachmittag bin ich Celia begegnet, und es steht fest, daß man sie dort in die Karikatur eines Menschen verwandelt. Hast du eine Ahnung, was man dort mit den Leuten anstellt?“
„Ja, natürlich habe ich das. Mogshack behandelt seine Patienten gemäß den allermodernsten therapeutischen Techniken. Für jeden einzelnen Fall ermittelt er ein spezielles, computertes Persönlichkeitsprofil, und dann erstellen die Computer eine normative Kurve, auf die das anomale Verhalten des Patienten allmählich eingependelt wird, durch Methoden wie … Na ja, ich bin natürlich Laie auf diesem Gebiet, aber ich gehe davon aus, daß man Medikamente verabreicht, und …“ Er vollführte eine weitschweifige Geste. „Jedenfalls, man hilft den Patienten, bis sie sich
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