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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Computer ihn sofort als die dritte Person identifiziert. Offenbar wissen sie also mehr als ich über ihn. Kann sein, sie wissen sogar mehr über ihn, als er selbst über sich weiß. Das wäre ja nicht das erste Mal. Und da fällt mir ein …“ Seine Stimme verklang, und er durchpflügte nachdenklich seinen Bart.
    „Was denn?“
    „Gerade habe ich mich an etwas erinnert.“ Angespannte Erregung befiel Reedeth. „Gib acht. Während du die Vorbereitungen für den Auftritt der Pythoness getroffen hast, habe ich mich bei meinem Pultomat erkundigt, was eigentlich Mogshack davon halte, daß Flamen hier schwerbeladen mit Aufnahmegerät aufkreuzte, und ich erhielt eine Antwort, die … Nun, offen gestanden, in dem Moment dachte ich, das sei so etwas wie eine Flachserei, und dann bin ich abgelenkt worden, deshalb habe ich mich erst jetzt wieder daran erinnert. Ariadne, hast du je gehört, daß eine Maschine einen Scherz gerissen hätte?“
    „Einen Scherz ?“ wiederholte sie ungläubig. „Nein, natürlich nicht.“
    „In diesem Fall ist es nicht bloß Madison, über den die Automaten mehr wissen, als mir bekannt ist, sondern das gleiche gilt für Mogshack! Mein Gott! Das ist ja gräßlich!“
    Verwirrt musterte Ariadne ihn. „Jim, du … Was ist dir? Du siehst urplötzlich wie verhärmt aus. Du siehst auf einmal richtig alt aus!“
    „Das wundert mich nicht“, antwortete er grimmig. „Wollen mal sehen, ob ich den Wortlaut wiederfinde.“ Er blickte auf seine Armbanduhr. „Die Zeit muß … hmmm … oh, ungefähr zwischen vierzehn Uhr dreißig und fünfzehn Uhr gewesen sein.“ Er wandte sich an den Pultomaten und befahl ihm, die Aufnahmen zu überprüfen, die er in jenem Zeitraum angefertigt hatte.
    „Find mir unseren Wortwechsel bezüglich Dr. Mogshacks Motiv für sein Einverständnis mit Matthew Flamens Anwesenheit wieder“, beendete er seine Anweisungen. Für einen längeren Moment herrschte Stille. Dann spielte die Maschine, während im Hintergrund der Sekundenzähler tickte, das aufgenommene Gespräch vor.
     
    Reedeth:  ‚ Wie findet Mogshack das – daß Flamen die Veranstaltung zur etwaigen Ausstrahlung aufzeichnet?’
    Automaten:  Jede Publizität, die sich eignet, um verbreitete Mißverständnisse über die Aufenthaltsbedingungen in dieser Klinik zu zerstreuen, in der so viele Bürger des Bundeslandes New York mit großer Wahrscheinlichkeit einen Teil ihres …’
    Reedeth:  ‚ Ich muß schon sehr bitten! Ich möchte keine PR-Mitteilung hören. Daß Mogshack an Publizität in der Show eines Medienkiebiz wie Matthew Flamen gelegen ist, kann man normalerweise doch wohl nicht erwarten. Die Leute verbinden diese Sendung hauptsächlich mit Enthüllungen und Skandalen. Also, warum billigt Mogshack diese Aufnahmen?’
    Automaten:  ‚ Dr. Mogshack billigt alles, was seinen persönlichen Ehrgeiz fördert.’
    Reedeth:  ‚ Und der zielt worauf ab?’
    Automaten:  ‚ Mindestens die Bevölkerung des Bundeslandes New York in seine Behandlung zu bringen, vorzugsweise jedoch die Bevölkerung der gesamten Vereinigten Staaten.’
     
    Ein Knacken unterbrach die Aufzeichnung von Reedeths anschließendem leisen Lachen, aber diesmal klang es nicht im geringsten nach Heiterkeit.

Nachher ist man stets klüger
     
    „Nicht einmal mit dem Vorteil eines gewissen Grades von historischer Perspektive, dessen Vorhandensein man an unserem zeitlichen Standort – ein paar Jahrzehnte später – erwarten können müßte, ist es allzu leicht, die Gründe zu definieren, warum die Gesellschaft des späten zwanzigsten Jahrhundert nach einer relativ langen Periode der Konsolidierung und Homogenisierung einen so heftigen Prozeß der Zersetzung durchgemacht hat. Besonders zwei Faktoren erschweren die Analyse: erstens der Umstand, daß der menschliche Verstand sich nicht sonderlich gut dazu eignet, Informationen aus verschiedenartigen Quellen nebeneinander zu bewerten (z. B. persönliche Erlebnisse mit dem Inhalt einer Geschichtsstunde in der Schule, gedruckte Daten mit denen vom TV gelieferten Daten), und die angeblich simplizistisch lineare Gutenberg-Ära – falls sie je richtig anfing – ihr Ende fand, ehe sie mehr als einen verschwindend geringen Teil der Menschheit beeinflussen konnte; zweitens, daß der oben erwähnte Prozeß heute nicht einfach nur weitergeht, sondern sich vielmehr beschleunigt.
    Man kann jedoch, wenn auch mit aller gebotenen Vorsicht, auf drei Hauptursachen verweisen, die – wie tektonische Vorgänge

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