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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Flamen ist ein bekannter Mann, und wenn er auch nicht gerade mit der Anwesenheit seiner Frau hier in der Klinik hausieren gehen dürfte, es kann nicht schwierig gewesen sein, davon zu erfahren.“
    „Und dafür zu sorgen, daß sie zu den Zuschauern gehört? Sie ist ja erst heute morgen für die Grüneinkleidung eingestuft worden.“
    „Ja, aber …“
    „Ich will mich nicht auf Einzelheiten versteifen“, sagte Reedeth. „Ich behauptete lediglich, daß diese Orakelmethode offenbar sehr brauchbar ist für schnelle Kurzdiagnosen. Ihr ist die Hingabe ihres Mannes an seine Karriere ein Dorn im Auge, nicht wahr?“
    „Hmmm … Ja, ich verstehe: ‚Hamlet hat ihr die kalte Schulter gezeigt’, das heißt, sie sieht ihren Mann auf der Bühne des Lebens immer im Mittelpunkt. Das paßt, ich geb’s zu. Wie war der Rest – etwas über Neid auf Ophelia?“
    „Genau. Ganz zu schweigen von ‚da reihte sie sich ein in die Kolonne’ – nämlich als Nonne. ‚Geh in ein Kloster.’ {8} Und sie hat da Zuflucht genommen. Dank Mogshacks heuchlerischer Glattzüngigkeit haben wir ja hier die Zellen in der Tat ‚Klausen’ zu nennen. Im wesentlichen besagt also das, was die Pythoness über sie geäußert hat – und was die Computer anscheinend bekräftigen –, daß man sie niemals zu uns hätte einliefern sollen, denn sie zu isolieren, erlaubt ihr bloß, ihr eigenes Selbstmitleid gehörig auszukosten. Beruhigt dich das ein wenig hinsichtlich Flamens Drohung, sie abzuholen?“
    „Nun, wenn die Computer behaupten, sie sei draußen besser dran, wird’s ja wohl so sein … Aber wie sollte es ihr helfen, sie zu ihrem Mann zurückzuschicken? Ursprünglich war es ja seine Gegenwart, die sie nicht zu ertragen vermochte.“
    „Also müssen wir uns nach einer Alternative umschauen. Ich weiß nicht, was sie braucht, aber es muß etwas sein, das ihren heftigsten Emotionen gleichwertig ist. Endogenen Spannungen kann man nicht entgehen, indem man sich äußerem Streß entzieht. In einem Fall wie ihrem benötigt man den Druck von außen als eine Quelle der Ablenkung.“
    „Ich werde das überprüfen“, versprach Ariadne leise. „Aber ausschließlich auf das Wort einer Pythoness … Was wird Mogshack dazu sagen?“
    „Er wird den Verlust einer Patientin beklagen. So hält er’s doch immer. Du brauchst dich aber nicht allein auf ihr Wort zu stützen. Die Einschätzung seiner geliebten Computer kann er wohl kaum in Frage stellen. Lyla Clay hat lediglich unsere Aufmerksamkeit auf Dinge gelenkt, die wir vorher nicht beachtet haben. Dein Einfall war ganz einfach wahnsinnig gut. Vielleicht sollten in Psychiatrien auch Pythonessen zum Personal gehören.“
    Sie lächelte lau. „Wer war die dritte Person?“ fragte sie nach einem Moment des Schweigens. „Ich komme nicht drauf.“
    „Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich hätte es auch nicht erraten. Obwohl ich an ihn gedacht habe, weil ich ständig an ihn denke. Harry Madison?“
    „Was? Ich denke, du spielst mir mal lieber die entsprechende Aufnahme vor. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.“
    Reedeth wies den Pultomaten an, ihr den Wunsch zu erfüllen, und als sie noch einmal der hellen, klaren Stimme Lylas gelauscht hatten, wie sie zu einem unfaßlichen Höhepunkt des Entsetzens emporschrillte, schüttelte Ariadne verblüfft den Kopf.
    „Preis fürs Lügenaufbauen. Ein Mann, der kein Aas ist. Welchen begreiflichen Zusammenhang könnte das mit Harry haben?“
    „Ich habe gefragt und zur Antwort seinen Namen genannt bekommen.“ Reedeth atmete tief durch. „Die einzige Schlußfolgerung, die ich daraus ziehen kann, lautet … Naha, womöglich hat er den Computern mehr verraten als uns.“
    „Was meinst du damit?“
    „Sieh mal, jeder weiß, daß Harry Madison seit Monaten reif zur Entlassung ist, aber er sitzt hier aufgrund rechtlicher Unklarheiten fest. Er kann nicht in die Obhut seines gesetzlichen Vertreters entlassen werden, wie das Gesetz es vorschreibt, weil die Armee nichts mehr von ihm wissen will. Ich kann ihn nicht einmal in meine eigene Fürsorge entlassen, weil es dafür keine rechtliche Grundlage gibt – meine gegenwärtige Lizenz gilt nur für die Klinikpraxis. Und er ist der einzige Nieb im Haus, das heißt, die Mehrzahl der übrigen Patienten meidet ihn. Da ist es doch nicht verwunderlich, daß er die Maschinen, mit denen er den ganzen Tag lang arbeitet, zu seinen Vertrauten macht, oder?“
    „Im wahrsten Sinne des Wortes?“
    „Jedenfalls haben die

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