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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Werturteils. Aber ich nehme an, das ist eine Einstellung, für die Sie kein Verständnis aufbringen können.“
    „Warum nicht?“
    „Verzeihung. Ich wollte nicht unfreundlich werden. Aber wie ich’s sehe … Verdammt! Ich gebe zu, ich sehe mir Ihre Sendung niemals an. Bis gestern, als ein Freund Dans uns seine alte Kiste überlassen hat, gab’s in unserem Apartment nicht mal ’n DreiDe-Tele-Gerät. Aber auf jeden Fall sind Sie ein Medienkiebiz, und verdienen Medienkiebize etwa nicht ihr Geld, indem sie mit dem Finger schockiert auf andere Leute zeigen, so daß die kleinkarierte, selbstgerechte, lüsterne Masse der Fernsehzuschauer empört tun kann?“
    „Ja, ich gebe Werturteile ab“, sagte Flamen nach kurzem Überlegen. „Allerdings tröste ich mich gewöhnlich damit, daß meine Opfer immerhin verdienen, was ich ihnen vor den Latz knalle. Lügner, Betrüger, Hochstapler und kleingeistige, machtgierige Aufsteiger … Ich kann Heuchler nicht ausstehen. Ich bezweifle, daß solche Typen Ihnen sympathisch sind.“
    „Ich hoffe, das ist wahr“, sagte Lyla. „Ich möchte Sie gerne mögen. Ich würde gerne Leute immer mögen können.“
    „Und mir gefällt’s, wenn jemand mich mag. Das Problem ist bloß, in meinem Geschäft bekommen immerzu Randpersonen, ganz gleich, wie sorgfältig ich mein Ziel wähle, sozusagen mit einen Schuß vor den Bug, und das macht die Leute mir gegenüber … äh … ein wenig schüchtern …“ Flamen beugte sich vor und spähte hinab auf die Siedlung aus geräumigen, modernen Häusern, die sie überflogen. „Wir sind fast da. Ein Momentchen noch, dann landen wir.“

Ich spreche mit Menschen- und Engelszungen und kenne kein Erbarmen
     
    Da brüllte 1966 einmal ein Rundfunkpastor {7} aus vollem Halse über einen britischen ‚Piraten’-Sender:
    „Sie kennen die Straßen in Ihrer Nachbarschaft, die Sie im Dunkeln nicht allein zu betreten wagen würden! Sie kennen die Straßen, durch die Sie Ihre Kinder nicht allein gehen lassen möchten, wenn sie auf dem Heimweg von der Schule sind!“
    ,Um alles in der Welt, wovon redet der eigentlich?’ meinten seine Zuhörer und schalteten ab.

Perihelium
     
    „In der sommerlichen Durchgangsphase deines Psychorbits gefällst du mir bedeutend besser“, sagte Reedeth und streichelte Ariadnes Haar. Sie reagierte, indem sie ihre Zähne in den fleischigen Teil seines Oberarms grub, und er zuckte mit einem Aufschrei zurück.
    „Du bist immer so selbstzufrieden, wenn du deine Spannungen an mir ausgetobt hast“, schalt sie. „Aber du irrst dich, wenn du dir einbildest, ich sei völlig wehrlos – ich bin’s nicht einmal jetzt.“
    Reedeth seufzte und rieb sich die hufeisenförmigen Abdrücke, die ihre Zähne in seiner Haut hinterlassen hatten. Sie setzte sich auf und schwang ihre Beine über die Kante der Sprechzimmer-Couch; selbige war weniger bequem als ein Bett, hatte sich aber trotzdem recht gut bewährt.
    „Bist du sicher , daß das Ding nicht in Betrieb ist?“ vergewisserte sie sich zum fünften- oder sechstenmal, indem sie mit dem Kinn hinüber zum Pultomaten wies.
    „Ja, ja und abermals ja“, antwortete Reedeth gedämpft. „Wie ich dir schon erzählt habe, als es von Harry repariert worden ist, hat er es in ganz beträchtlichem Umfang modifiziert. Wir müssen dafür sorgen, daß dieser Mann diese Umgebung verlassen kann, die nichts bewirkt als ihn an seiner Entfaltung zu hindern. Er verfügt über Befähigungen, die … Ach, spielt jetzt keine Rolle. Ich wollte mit dir weiter über dich reden. Kannst du eigentlich an nichts anderes denken, als nur gegen alles und jeden in Abwehrstellung zu gehen?“
    „Angreifbarkeit als angenehm zu empfinden, ist völlig irrational.“
    „Andererseits ist es ebensowenig rational, auf der paranoiden Ansicht zu beharren, jeder sei nur darauf aus, dir irgendwie zu schaden. Und was anderes machst du selbst denn, wenn du zum grundlegenden Trauma eines Patienten vorstößt, als seine situationsbedingte Schutzlosigkeit auszunutzen?“
    „Haarspalterei“, sagte Ariadne mißgelaunt. „Bevor man einen Leistenbruch oder ein Magengeschwür behebt, muß man einen Einschnitt anbringen, oder? Niemand läuft mit großen, offenen Wunden in seinem Balg herum, bloß weil er meint, irgendwann müsse doch mal ein Arzt an seine inneren Organe.“
    „Genausowenig läuft heutzutage jemand mit einem Klempnerladen von einer Ritterrüstung durch die Gegend, wenngleich ich einräumen muß, daß viele Menschen fürwahr

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