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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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angewendet haben könnte, um Lenigos Einreise zu erzwingen.“
    Diablo war herübergekommen und hatte neben ihm Aufstellung bezogen, um zuzusehen. Mit wahrer Freude hörte Flamen das sehr leise Fauchgeräusch heftig eingesaugten Atems, als er den Gedanken, den er im Skimmer gehabt hatte, nun aussprach.
    „Also war’s tatsächlich Detroit? Wenn jemand es weiß, dann ganz gewiß Sie. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe keine Absicht, aus Ihnen irgendwelche Informationen herauszuquetschen. Unsere Ausrüstung ist keineswegs die beste der Welt, aber die Datenbanken sind prallgefüllt, und außerdem mußte ich in dieser Frage gar nicht einmal computerrecherchieren lassen – ich hab’s selber geschlußfolgert.“ In rückwärtigen Bereichen seines Bewußtseins besaß er darüber Klarheit, daß er sich dieses herablassenden Tons bediente, um sich an dem Nieb für die bestürzenden Erkenntnisse zu rächen, die dessen Erscheinen ihm einen Moment zuvor so unerfreulich aufgedrängt hatte, und doch war er zu verhindern außerstande, daß er in dieser Art und Weise weitermachte, und deswegen empfand er nun wiederum Bestürzung.
    Herrjemine! dachte er. Langsam beginne ich mich ernsthaft zu wundern, wieso ich überhaupt noch Freunde habe, wenn das mein Jetzt-Ich ist. Noch schlimmer – HABE ich eigentlich Freunde?
    Aber auf der Mattscheibe über der Computerkonsole zeigte sich nunmehr eine kurze Liste von Möglichkeiten mit Schlüsselcharakter, jede dahinter mit einer Wahrscheinlichkeitseinstufung in Prozentzahlen versehen, und er fuhr mit seinen Erläuterungen fort: „Sehen Sie her, das bedeutet, der empfindlichste Punkt, an dem Detroit Druck ausüben könnte, ist die jährliche Steuerabrechnung. Den Markt für Skimmer, kommerzielle Transportfahrzeuge und sonstige dortige Haupterzeugnisse hat man so gut wie übersättigt, und das Verschleißprogramm ist bei weitem nicht so exakt computert worden, wie man beabsichtigte; mit anderen Worten, wir könnten eine dreimonatige Handelssperre verkraften, bevor uns die Ersatzteile ausgingen, und danach dürfte die Bundesregierung in voller Übereinstimmung mit dem Detroiter Vertrag eine eigene Ersatzteilproduktion anleiern. Danach käme es dort innerhalb von etwa eineinhalb Monaten zu Hungerunruhen, denn wir sorgen ja wohlüberlegt dafür, daß die dortigen Nahrungsmittelvorräte niedrig bleiben. Allerdings bringt, was Detroit an Strom und Wasser abnimmt, einen so großen Anteil am Bundeshaushalt ein – in harten Währungen Afrikas und des Nahen Ostens-, daß die Drohung … äh … na, vielleicht eine Kondensationsanlage zu errichten … Ist was?“
    Diablo schluckte schwer. „Ja“, sagte er in trotzigem Tonfall. „Ich glaube, Sie beschwindeln mich. Das gehört zu Ihrer Abmachung mit der Bundesregierung, stimmt’s? Zu den Leistungen, die Sie im Rahmen der Zusammenarbeit mit mir erbringen müssen.“
    „Mein Wort drauf, so ist’s nicht“, erwiderte Flamen mit mattem Lächeln. „Aber ich liege mit meiner Mutmaßung richtig, hm?“
    „Nun … Ach, na gut. Ich will Ihnen glauben. Und es ist wahr, ja. Bis hin zur Atmosphärischen Kondensationsanlage. Wir wollten zum Wochenende mit dieser Neuigkeit herausrücken. Ich nehme an, ich brauche nicht zu erklären, mit welcher Tendenz.“
    „Die Niebs wollten’s den Blanks wieder mal dafür geben, daß sie einen scheußlichen antisozialen Akt als ‚Erpressung’ bezeichnen?“
    „Wir nennen so was »Rohrkrepierer’“, entgegnete Diablo nach kurzem Schweigen. „Anders ausgedrückt, dafür sorgen, daß jemand ‚in der eigenen Falle gefangen’ wird. Aber entschuldigen Sie, wenn Ihre Zeit knapp ist, möchte ich Sie nicht weiter aufhalten. Was ich allerdings nicht verstehe, ist folgendes.“ Er fummelte an seinem Bart, betrachtete den Bildschirm der Computerkonsole. „Wenn Sie über eine analytische Ausrüstung verfügen, die die Hintergründe eines so gut getarnten Erpressungsgeschäfts wie der Lenigo-Affäre ermitteln kann, wieso besteht unter diesen Umständen noch ein Bedarf an einer besonderen Medienkiebiz-Show? Man sollte meinen, daß die regulären Nachrichtensendungen alle Themen genug ausschöpfen.“
    „Ich habe jahrelang mein Geld damit verdient, daß genau das nicht der Fall ist“, antwortete Flamen unwirsch, mit einer Neigung zu ungnädiger Kurzangebundenheit. „Von außen ist’s halt anders, Diablo“, lenkte er dann ein. „Es geht dabei um ein beachtliches psychologisches Phänomen. Wir betrachten, was man

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