Das Gottschalk-Komplott
los.“
Das Bild begann sich zu bewegen. Aus einem verdeckten Lautsprecher ertönten Stimmen. ‚Na’, wandte sich Bürgermeister Black an Uys, ‚wie kommen Sie mit dem Ausmisten voran?’
Uys zuckte zusammen, errötete leicht, errang die Fassung zurück und antwortete mit ausdrucksarmer Stimme, an deren Tonfall jeder sofort den Südafrikaner erkennen konnte. ‚Wenn Sie meinen, welche Fortschritte die Kampagne zur Säuberung des melanistischen Erbguts in dieser Stadt macht, so kann ich Ihnen mitteilen, daß ich eine Anzahl unreiner Abstammungslinien ermittelt habe, die unbedingt gekappt werden müssen. Vor allem ist da ein Mischling namens Pedro Diablo, der …’
Flamen drückte eine Taste, und der Ton blieb aus, obwohl der Film weiterlief. „Wie gefällt’s Ihnen?“ wollte er wissen.
Diablo strich sich mit der Hand über die Stirn; er wirkte regelrecht benommen. „Einfach fantastisch“, gestand er. „Die Einzelheiten, meine ich. Etwa wie Uys’ Reaktion auf die Andeutung, er könne von einem Knieblank wie ein Bantu-Hausboy zum Arbeiten in den Stall geschickt werden … so paßt’s einfach zu seinem Charakter, verdammt noch mal! Herrje, wenn es mir gestattet gewesen wäre, mit einer solchen Ausrüstung zu arbeiten, nicht nur im Studio, mit Schauspielern …!“
„Gestattet?“
„Ich meine, hätte ich für den Betrieb solcher Anlagen das Budget gehabt.“ Mit merklicher Mühe meisterte er seine Erregung. „An welche Art von Antwort auf die Frage, die Sie aufgeworfen haben, denken Sie denn – warum Uys sich in Blackbury aufhält?“
Flamen kehrte zurück an die Tastatur, deren er sich zuerst bedient hatte. „Die Computer recherchieren noch“, sagte er, als der Bildschirm wieder aufleuchtete. „Sehen Sie diesen kleinen Pfeil? Der zeigt an, daß der Prozeß der Überprüfung immer neuer Daten im Gang ist und eine eindeutige Einschätzung noch aussteht. Lassen wir die Sache also in der Bearbeitung und kümmern wir uns um die Einordnung meines Spezialthemas. Das sind Aufnahmen, die ich gestern selber in der Ginsberg-Klinik gemacht habe. Eine Pythoness ist dort aufgetreten, und ich habe die Vorführung gefilmt. Das dürfte einen guten Bodenbereiter für etwas abgeben, das sich demnächst als dicker Hund erweisen könnte.“
„Einer der Punkte, die Sie mir vorhin gezeigt haben?“ erkundigte sich Diablo.
„Nein, eine ganz neue Sache, die sich noch im probeweisen Untersuchungsstadium befindet. Uns ist ja von den Bundesbehörden freie Computerzeit zugesagt, wie Sie wissen, und eine der Angelegenheiten, die ich mit deren Hilfe abwickeln will, ist … Nun, ich möchte jemandem einen Strich durch die Rechnung machen – wem, spielt jetzt keine Rolle.“ Flamen hatte fast vergessen, daß sich Prior im selben Raum aufhielt; er widmete ihm einen Blick des Unbehagens.
„Wissen Sie, ich hege den Verdacht, daß die Behandlung, der man die Patienten in der Ginsberg-Klinik unterzieht, ihren Zustand bisweilen verschlimmert statt bessert, aber ihr Direktor ist Elias Mogshack, und er genießt weltweit ein solches Ansehen, daß ich mich auf absolut unanfechtbare Autorität stützen können muß, wenn ich mit ihm anbändeln will. Aber stellen wir erst einmal die Frage, was geschehen würde, falls ich mit meinem Verdacht richtigliege.“ Er streckte einen Arm aus und gab erneut einen Code ein. Die Zahl, die daraufhin auf dem Bildschirm erschien, entlockte ihm einen Ausruf der Begeisterung.
„Über neunzig! Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich zuletzt eine so hohe Bewertung hatte.“
„Zugunsten von was?“ wünschte Diablo zu erfahren.
„Daß er baden geht. Und in diesem Fall kann ich’s mir buchstäblich gar nicht leisten, den Boden nicht zu bereiten. Folglich geben wir dem Auftritt der Pythoness die längste Sendezeit, die wir laut unserem Vertrag mit der Holokosmos einem einzelnen Punkt widmen dürfen – das sind vier Minuten. Da! Ist inzwischen sonst irgendwas reif? Noch nicht? Sie haben ’nen guten Tag erwischt, Diablo – offenbar haben wir’s heute mit einer ganzen Reihe recht tiefgründiger Themen zu tun. Aber macht nichts, da ist noch ein Punkt, den würde ich gerne computerrecherchieren, ehe ich die Spule für die heutige Show endbearbeite, und uns bleiben noch rund neunzig Minuten Zeit. Lassen Sie uns mal nachprüfen, welche Chance wir besitzen, unser Sabotageproblem zu beheben, das ich erwähnt habe, nachdem uns nun unbegrenzt freie Computerzeit bundeseigener Anlagen verfügbar ist.
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